Kommentar der Woche

Angriff auf unsere Kinder (10.4.)

Angriff auf unsere Kinder

Das Bildungsministerium lässt mit einem Entwürf für einen neuen Erlass zur schulischen Sexualerziehung aufhorchen. Allein beim Lesen der Organisationen und Dokumente auf die sich dieser Entwurf bezieht (zB International Planned Parenthood Federation, einer der weltweit größten Verhütungs- und Abtreibungsorganisationen) lässt Schlimmes befürchten. Im Gegensatz zum derzeit gültigen Erlass vom 1990 wird nicht nur das Erziehungsrecht der Eltern, das die verpflichtende Information der Eltern über Inhalte und Methode der schulischen Sexualerziehung miteinschließt, ausgehöhlt, indem nur noch nebulos von Kooperation mit den Eltern die Rede ist, sondern auch klar ausgedrückt, dass die Schule nicht Ort der Wertvermittlung in diesem Bereich sein soll. Dabei muss uns klar sein, dass es keine wertfreie Sexualerziehung gibt, die über die Benennung der Geschlechtsorgane hinausgeht. Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Ehe, Beziehung, die Vermittlung dieser Themen hängt wesentlich von der Werteinstellung desjenigen ab, der mit den Kindern darüber spricht. Wertfrei bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Heterosexualität und Homosexualität, eheliche Liebe und One-Night-Stands, Treue und Promiskuität als gleich legitim dargestellt wird. Begriffe wie Liebe und Familie kommen im Entwurf nicht vor, dafür soll den jungen Menschen aber Lust und Genuss beigebracht werden. Um nicht missverstanden zu werden: Das eine schließt das andere ja nicht aus, sondern Gott hat in wunderbarer Weise große Glücksgefühle mit der körperlichen Vereinigung verbunden, doch darauf allein kann man keine dauerhafte Beziehung aufbauen.

Man könnte meinen, dass wenn die derzeit gültigen Gebote der Sexualaufklärung beachtet werden, alle glücklich sein müssten.
1. Werde nicht schwanger! = Nimm die Pille
2. Stecke dich nicht mit einer Geschlechtskrankheit an! = Nimm ein Kondom
3. Tu, was du willst und mit wem du willst, solange der andere auch will!

Der Blick in so manches leere Gesicht junger Mädchen zeigt vielleicht deutlicher als jede Moralpredigt, dass dieser Lebensstil nicht glücklich macht. Schon jetzt gibt es eine Generation junger Menschen, die desillusioniert durch viele gescheiterte sexuelle Beziehungen den Glauben an eine lebenslang in Treue gelebte Partnerschaft verloren haben. Wenn der geplante Grundsatzerlass zur Sexualerziehung in seiner derzeitigen Form durchgeht, haben wir als Eltern in der Schule jedenfalls keine Verbündeten mehr im Kampf um das Lebensglück unserer Kinder.

Es ist höchste Zeit, dass Eltern ihrer Erziehungsverantwortung in diesem Bereich wieder mehr gewahr werden und diese verantwortungsbewusst wahrnehmen. Dazu bedarf es selbstverständlich der Fähigkeit selbst kompetent über dieses Thema zu sprechen. Hilfestellungen dazu bietet zB das Internetportal www.sexualerziehung.at, sehr gute Literaturhinweise gibt es auch auf diesem Folder.
Dringend notwendig wäre auch ein Protest gegen den vorliegenden Entwurf, an das zuständige Ministerium.
Kontaktdaten:
Fr. Mag. Dr. Haller
schulpsychologie@bmbf.gv.at

Ohne Liebe ist alles schwer (16.3.)

Ohne Liebe ist alles schwer

Auf schmerzliche Weise habe ich bereits mehrmals erleben müssen, dass getaufte Katholiken darüber gejammert haben, dass sie (Aufgrund verschiedener Ereignisse bzw. Erwartungen und Verpflichtungen) mehrmals in einer Woche zur Messe gehen MUSSTEN(!). Man hört dann Aussagen wie „ Jetzt muss es wieder für eine Weile reichen“ oder „Jetzt habe ich aber genug vom Kirchengehen“. Während manche (zB Mütter oder ältere Menschen, aber auch Berufstätige) womöglich eine große Sehnsucht danach hätten, wenn nicht täglich, so doch so oft wie möglich, die hl. Eucharistie feiern zu können und in ihr, Jesus Christus, unserem Erlöser zu begegnen, tun andere so, als wäre dies ein großes Opfer. Hört man sie darüber sprechen, könnte man meinen, es ginge um eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Dieselbe Einstellung spricht auch aus der Frage „Ja, muss ich denn JEDEN Sonntag in die Kirche gehen?“

Als Antwort möchte ich folgenden Vergleich anführen. Jeder, der schon einmal richtig verliebt war, kann sich sicherlich noch an die erste Zeit der jungen Liebe zurückerinnern. Für den Angebeteten war einem nichts zu mühsam. Um mit der Angebeteten beisammen sein zu können, nahm man jede Strapaze auf sich. Ich erinnere mich noch gut: Mopedfahrten bei eisiger Kälte, nächtliche Schneekettenmontagen, stundenlange Auto- oder Zugfahrten – um ein bisschen Zeit miteinander verbringen zu können, war keine Anstrengung zu viel. Verliebte wollen am liebsten täglich zusammen sein. Könnten sie sich nur eine Stunde in der Woche sehen, so würden sie dies – wenn auch schwer – nur durch tägliche ausführliche Telefonate überleben. Man kann miteinander reden und miteinander schweigen. Für die anderen, die vielleicht fragen, ob man denn nicht bald genug voneinander habe, hat man nur Verachtung übrig.

Wenn Liebende – vielleicht nach Jahren – die Worte aussprechen: Ich habe genug von dir (und das nicht in der Hitze des Gefechtes im Streit, sondern ganz bewusst), dann ist die Liebe wohl erkaltet.

Und nichts anderes bedeutet es, wenn Katholiken so daherreden, wenn es um die Hl. Messe geht. Die Liebe zu Christus ist erkaltet. Vielleicht kann man sogar das berühmte Hohelied der Liebe aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther auf diese Situation ummünzen: Und ginge ich nur zur Messe, weil ich muss oder glaube zu müssen, hätte aber die Liebe nicht, so bliebe es ohne Frucht.

Doch wie in der Ehe kann auch eine erkaltete Liebe zu Gott neu entzündet werden: Durch ein neu oder besser Kennenlernen (zB durch die Lektüre des Katechismus), durch mehr gemeinsame Zeit (regelmäßiger Messbesuch), durch mehr Gespräch (mehr Gebet, besonders die Anbetung), auch wenn es am Beginn schwerfällt. Ohne Liebe ist alles schwer, doch wenn die Liebe erwacht, ist alles leicht.

Warum jeden Sonntag Familiengottesdienst ist(11.3)

Die Stelle in der Heiligen Schrift, wo die Jünger Mütter, die ihre Kinder von Jesus segnen lassen möchten, abweisen wollen und Jesus seine Apostel daraufhin scharf zurechtweist und ihnen sagt, sie sollten doch die Kinder zu ihm kommen lassen, wird oft bei Taufen verwendet, manchmal auch bei Kindersegnungen oder bei liturgischen Feiern am Muttertag. Vielleicht gab es in der Kirche einmal eine Zeit, in der kleine Kinder im Gottesdienst nicht sehr willkommen waren. Vielleicht fühlten sich manche Priester oder auch Gläubige durch sie in ihrer Andacht gestört. Vielleicht war das zu einer Zeit als noch viele Eltern jeden Sonntag die Heilige Messe besuchten und sich in der Betreuung der kleineren Kinder, die noch zuhause bleiben mussten, abwechselten und so nie die ganze Familie gemeinsam den Gottesdienst mitfeiern konnte. Vielleicht war es eine solche Konstellation, die Liturgen auf die Idee des Familiengottesdienstes brachte, bei dem ausdrücklich auch Familien mit kleineren Kindern eingeladen waren, gemeinsam mitzufeiern. Das wäre zwar ein schöner Gedanke, doch bezweifle ich, dass es so war.

Viel eher vermute ich, dass die Idee des Familiengottesdienstes zu einer Zeit aufkam, als man bemerkte, dass die gläubigen Familien, die tatsächlich jeden Sonntag in die Messe gingen, immer weniger und weniger wurden und man versuchte durch ein so genanntes „niederschwelliges“ Angebot auch jene zu erreichen, die zwar noch nicht völlig von der Kirche entfremdet waren, jedoch den Glauben nicht mehr praktizierten. Vielleicht wollte man so aus der Not eine Tugend machen, indem man behaupten konnte, dass viele Familien regelmäßig zum Familiengottesdienst gingen.
Unerwähnt blieb dabei, dass diese Familien meist zu den normalen Sonntagsmessen dazwischen nicht hingingen und durch die Bezeichnung Familiengottesdienst vielleicht gar der Eindruck entstand, Familien seien nur zu den ausdrücklichen Familiengottesdiensten erwünscht bzw. der Messbesuch sei für Familien mit kleinen Kindern nur zu diesen ausgewiesenen Familiengottesdiensten notwendig und sie (vor allem die Eltern) seien von der allgemeinen Sonntagspflicht befreit.

Um solchen Missverständnissen vorzubeugen, werden wir in der Pfarre in Zukunft den Begriff Familiengottesdienst nicht mehr verwenden. Alle Familien sind mit Kindern jedes Alters bei jedem Gottesdienst herzlich willkommen. (Dass die Eltern ein Gespür dafür haben, wann es vielleicht tatsächlich einmal notwendig sein sollte, die Hl. Messe mit einem Kind zu verlassen, wenn es zB längere Zeit laut spricht oder weint, sei an dieser Stelle vorausgesetzt) Alle Eltern versprechen bei der Taufe die christliche Erziehung ihrer Kinder. Die Mitfeier der hl. Liturgie ist dabei ein ganz wesentlicher Aspekt, da im Gottesdienst eine echte Gottesbegegnung stattfindet, für welche Kinder ganz besonders empfänglich sind. Nehmen wir uns die Mütter aus der Heiligen Schrift zum Vorbild, die ihren Kindern die Begegnung mit Jesus ermöglicht haben.

Gedanken zur Sonntagslesung (1. März)

Die alttestamentliche Lesung des heutigen Sonntags (Genesis 22,1-2.9a.10-13.15-18.) habe ich schon viele Male gehört. Es ist der bekannte Text, der davon erzählt, wie Abraham seinen einzigen Sohn Isaak, den Gott ihm und seiner Frau erst in hohem Alter geschenkt hat , in den er all seine Hoffnungen gesetzt hat und den er von Herzen liebt, Gott als Brandopfer darbringen soll. Ich konnte viele Jahre nur schwer mit dieser Stelle in der Heiligen Schrift umgehen und fragte mich, was verstörender war, dass Gott den Sohn als Opfer fordert oder dass Abraham gehorcht. Bei der heutigen Sonntagsmesse ist mir erstmals ein anderer Aspekt des Textes aufgefallen. Nachdem Gott sich vom Gehorsam und der Opferbereitschaft Abrahams überzeugt hat, spricht er die berühmte Verheißung zu ihm: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Und zum ersten Mal ist mir aufgegangen, dass diese Verheißung für jeden Menschen gilt, der sich ganz Gott übereignet und nichts für sich zurückbehält. Ganz klar verstand ich plötzlich: Gott nimmt nichts, er schenkt alles!!! Auch wenn es im ersten Moment anders aussehen mag, auch wenn er ein Opfer von uns verlangt, auch wenn wir Geliebtes und Vertrautes zurücklassen müssen, schenkt Gott die Fülle – die Fülle der Freude, der Zufriedenheit, der inneren Ruhe.
Ich darf dies gerade im eigenen Leben erfahren. Bereits während der Schwangerschaft mit unserem fünften Kind, wurde mir bewusst, dass ich einige meiner außerfamiliären Verpflichtungen aufgeben würde müssen. Obwohl es sich einerseits um ehrenamtliches Engagement in einer guten Sache und andererseits um die Teilhabe in einer netten Gemeinschaft, die mir viel Freude machte, handelte, spürte ich, dass es nicht mehr möglich sein würde, alles unter einen Hut zu bringen. Diese Tätigkeiten aufzugeben, wäre noch wenige Monate zuvor für mich buchstäblich undenkbar gewesen. Ich hätte diese Aufgaben nicht aufgeben wollen und können. In dieser Schwangerschaft habe ich dann mit Gewissheit erkannt, dass Gott mich an erster Stelle als Mutter und Ehefrau braucht und alles andere zweitrangig ist. Ich bin dankbar für die Gnade, diese Dinge, die mir viel bedeutet und mir große Freude bereitet haben, ohne Wehmut, ohne Reue hinter mir lassen zu können. Ich durfte lernen, dass – auch wenn es so scheinen mag, als bedeute den Willen Gottes zu tun, ein Opfer – Gott das freiwillige Ja zu seinen Plänen immer belohnt, erstens mit der Gewissheit, das Richtige getan zu haben und zweitens mit einem tiefen inneren Frieden.

Bericht von der Sommerakademie in Aigen

Unter dem Titel „Als Mann und Frau schuf er sie: Die Herausforderung der Gender-Ideologie“ fand die diesjährige 26. Internationale Theologische Sommerakademie im oberösterreichischen Aigen im Mühlviertel vom 25. – 27. 8. 2014 statt. Um die theologische wie auch gesellschaftspolitische Fragestellung zu bewältigen, war es dem neuen Leiter der Akademie, Bischofvikar Dr. Helmut Prader gelungen, hochkarätige, disziplin- und konfessionsübergreifende Fachleute zu gewinnen, die das Thema von verschiedenen Seiten beleuchteten.

Der in Heiligenkreuz lehrende Bibliker Prof. Michael Ernst vertiefte die anthropologische Sicht von Mann und Frau im Alten und im neuen Testament und ging insbesondere auf die Stellung Jesu und des Apostels Paulus zur Ehe ein. Jesus habe rigoros die Scheidung als hartherzig abgelehnt und habe die Ehe wieder auf den Schöpfungswillen zurückgeführt. Das Hohelied der Liebe, eine Sammlung profaner Liebeslyrik mit der Freude am Liebesspiel und Liebesgenuss sei später von christlichen Schriftstellern auf die Verbindung Christi mit der Kirche oder auf die mystische Vereinigung der Seele mit Gott gedeutet worden. Das neue Testament wende die Ehesymbolik auf Christus und die Kirche an, bei Paulus erscheine die Gemeinde als Braut und Christus als Bräutigam. Auch die Offenbarung des Johannes kenne eine ausgestaltete Brautmystik, die himmlische Gemeinde, die präexistente Gottestadt, das vom Himmel herabkommende Jerusalem sei wie eine Braut ausgestattet für den Bräutigam, das Lamm.

Über die Bedeutung des Naturrechtes sprach der an der evangelikalen, staatsunabhängigen Hochschule in Basel lehrende Philosoph und Religionswissenschaftler Professor Harald Seubert. Natur sei nicht einfach Materie, sondern die eigentliche Schwerkraft und Prägung der Dinge. Mit Natur sei der Logos, das Anfängliche, das Prinzipium, das Wesen gemeint. Heute seien wir wieder Sophisten geworden, der Mensch sei das Maß aller Dinge, man wolle sein wie Gott. Die Natur sei eine Norma normans, das wahre Gesetz, die richtige Vernunft. Es wäre ein Frevel, so Professor Seubert, diesem Gesetz etwas von seiner Gültigkeit zu nehmen. Wenn das Naturrecht preisgegeben werde, dann verfalle man dem Nihilismus, könne Menschenrechte nicht wirklich begründen und zerstöre die Freiheit.

Über Identität und Geschlechterdifferenz sprach die in Heiligenkreuz lehrende Professorin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Sie bezeichnete die Andersheit der Geschlechter als positiv sowie als Rätsel, die Ehe habe eine kosmische, weltschöpfende Bedeutung. Die beiden Geschlechter seinen voneinander abhängig. Der Mann entbinde die Frau zum Leben, diese gebe das Leben zurück. Die Frau könne nicht die Rolle des Mannes übernehmen und umgekehrt. In Gott sei der Ursprung des Eros, der Freude der Geschlechter aneinander und der Freude am Leben. Zu Zölibat und Ehe sagte sie: Nur ein ganzer Mensch könne sich mit einem Ganzen treffen. Es dürfe nur jemand heiraten, der auch allein bleiben könne und dürfe nur jemand allein bleiben, der auch zu zweit sein könne.. Die Liebe sei nicht ein Verschmelzungs- oder Ergänzungsvorgang.

Der Naturwissenschaftler Professor Manfred Spreng, u. a. Fachmann für Sinnes- und Neurophysiologie, Informatik, prächirurgischer Epilepsiediagnostik und engagiert in der freien Kirche in Erlangen, kritisierte einerseits die Heranziehung der Naturwissenschaften zur Entmythologisierung biblischer Wahrheiten, während andererseits naturwissenschaftliche Fakten von Genderideologen geleugnet würden. Er widerlegte die Position, dass Neugeborene als unbeschriebenes Blatt (tabula rasa) zur Welt kämen genauso wie die Behauptung, das Mann und Frausein nur angeredet bzw. erlernt und daher auch veränderbar sei mit Erkenntnissen vor allem der Gehirnforschung.
Die Gehirnforschung zeige, dass biblische Aussagen von der Frau als starker Gefährtin, als ergänzender Gehilfin und als besonnener Ratgeberin den wissenschaftlichen Erkenntnissen entspreche.
Professor Spreng erörterte die Bedeutung der Zweigeschlechtlichkeit für die Kindererziehung und kam zum Resümee, dass in der „guten Schöpfung der Zweigeschlechtlichkeit“ die „gütige Macht des Schöpfers“ zu erkennen sei, welcher auf geniale Weise diese „verzahnte und optimal sich ergänzende komplementäre Polarität“ des Menschen geschaffen habe. Das Abgeben von Kindern mit zwei Jahren in Kinderkrippen ohne Mutter habe durch das Gefühl des Ausgesetztseins eine gesteigerte Erregung des Furchtzentrums und damit eine Erhöhung des Kortisonspiegels zur Folge und sei vergleichbar mit dem eines gestressten Managers. Die Nichtbeachtung der Schöpfungsordnung habe psychische und physische Beeinträchtigung der Gesundheit zur Folge. Der Genderismus sei eine krankmachende Ideologie.

Der Kommunikationsberater der Diözese Chur, Giuseppe Gracia, vertrat eingangs die These, dass die Wahrnehmung einer unzureichenden katholischen Kommunikation nicht einfach mit schlechter Medienarbeit zu tun habe, sondern ebenso mit der Verweltlichung oder Verbürgerlichung der Kirche, für die die Kirchensteuer wie ein Brandbeschleuniger wirke. Die Mehrheitsfähigkeit sei so vorrangig, dass man fast alles tue, „um den Frieden mit der säkularisierten Gesellschaft nicht zu stören.“ Die zweite These sei, dass die Chance der Kirche paradoxerweise darin bestehe, dass sie antibürgerlich sei, da sich unser Herr im Himmel nicht an Mehrheiten orientiere, sondern wünsche, dass sich die Mehrheiten an ihm orientieren, daher der Ruf zur Umkehr, der zum Glauben gehöre. Demnach wäre die Kirche „ein erfrischendes Kontrastprogramm zur Verweltlichung“, die den Menschen herausrufe aus dem Bürgerlichen, gesellschaftlich gerade Angesagten.“ Dieses Kontrastprogramm würden die Massenmedien mögen, weil es von der Norm abweiche.

Der Familienvater und Herausgeber der Zeitschrift Vision 2000, Dr. Christoph Gaspari beschrieb zuerst die Vaterlose Gesellschaft als Massenphänomen, entstanden durch die Lockerung der Mann-Frau-Beziehung und der Scheidungsflut und eine Gegenbewegung dazu. Der Vater sei Garant für die Errichtung und Aufrechterhaltung eines Ortes der Sicherheit und Geborgenheit. Hier erfahre das Kind, das der Mensch im Leben vor allem anderen den Vorrang haben. Grundlage für Vaterschaft seinen die Totalhingabe, die unbedingte Bindung und die Fruchtbarkeit. Vater sein sei ein lebenslanger Lernprozess. Der Vater sei besonders begabt, Grenzen zu setzen, anzuspornen und zu helfen, über die Grenzen hinauszugehen. Der Vater müsse anwesend sein, Zeit haben und sich interessieren für das, was Kinder bewegt. Er müsse zu jedem Kind eine besondere Beziehung haben. Das Ja des Vaters zum Kind helfe diesem, zu verstehen, dass es gut sei, dass es mich gibt. Väter seien in dem Maß gute Väter, als sie für Gott durchlässig seien.

Eine besondere Ergänzung fand der dritte Tag der Tagung durch die Referate von Frau Dr. Gudrun Kugler aus Wien und Frau Birgit Kelle aus Kempten, beide hoch engagiert im Einsatz für ein neues Frauen- und Familienbild gegen das Diktat von Berufs-Feministinnen und Politikerinnen.
Frau Dr. Gudrun Kugler, Expertin für internationales Recht und Frauenrechte und vielfach politisch engagiert, kritisierte Einschränkungen der Gewissensfreiheit. In 15 europäischen Ländern gäbe es 41 Gesetze, die Christen benachteiligen würden. In der Familienpolitik, in der Frauenpolitik, bei der Abtreibung, in der Fortpflanzungsmedizin und bei der Sexualerziehung gäbe es problematische Gesetzeslagen bzw. Diskussionen. Es gäbe keine Wahlfreiheit für Mütter, die bei den Kindern bleiben möchten. Bei der verpflichtenden Beratung vor Abtreibungen gäbe es keine Bedenkfrist, während bei schönheitschirurgischen Eingriffen mindestens zehn Tage vorgeschrieben sei. Bei der Homosexualität werde sich künftig die Frage stellen, ob die Meinung, die ein Christ vertritt, eine tolerierte Randmeinung sein werde oder verboten und mit Strafe belegt werde. Frau Kugler ermahnte und ermutigte zum politischen Engagement und erinnerte an Worte Papst Benedikts, dass Christen eine kreative Minderheit werden sollten und dass es herausragender Persönlichkeiten bedürfe.

die vierfache Mutter, Frau Birgit Kelle, führte aus, dass die Genderideologen nicht nur Toleranz, sondern Akzeptanz verlangen, in der Gegenwehr immer hektischer und aggressiver werden und nach den Kindern greifen, weil diese noch formbar seien. Die meisten Frauen lehnten die Gendersprache ab und sollten „befreit“ werden, ob sie wollten oder nicht. Frau Kelle schilderte „Genderfortschritte“ wie drei Toilettentüren in Berlin, die Diskussion um „Ampelweibchen“ etc. Das Endziel sei die Auflösung der Kategorie Geschlecht. Das Geschlecht sei dann nur mehr eine soziale Funktion, ebenso die Elternschaft. Sie ermutigte zum Kampf gegen die Genderideologie, die nun bereits auf der Ebenen von Schule und Kindergarten angelangt sei. Der größte Feind der Genderideologie sei die Biologie, die mit wissenschaftlichen Fakten widerspreche.

Die Diözesanbischöfe Alois Schwarz und Klaus Küng reisten zur Mitfeier einer Heiligen Messe an und lobten die Tagung.

Durch die Vorträge und auch in den Diskussionen wurden viele anthropologische Erkenntnisse vertieft und der weltanschauliche Kampf um den Menschen, seine Würde und seine Freiheit bewusst gemacht. Es wurde insgesamt deutlich, dass die Genderideologie sowohl naturwissenschaftlichen, als auch philosophischen und theologischen Erkenntnissen widerspricht, als antichristlich und unvernünftig gesehen werden kann und von einer kleinen, zumeist durch den eigenen Lebensstil betroffenen Minderheit der Mehrheit aufoktroyiert werden solle.
Der Hinweis von Prälat Christoph Cassetti, dass Papst Franziskus die Genderideologie als dämonisch bezeichnet habe und seine Bezugnahme auf eine Aussage von Papst Benedikt vom Machbarkeitswahn des Menschen wurde durch die Referate dieser Akademie verständlicher.

Die nächste Sommerakademie wird sich – unbeeindruckt vom Gender-Mainstreaming – mit dem Thema Gott Vater auseinandersetzen.

Ignaz Steinwender

Alle Vorträge können unter http://www.bonifatius.tv/ angeschaut oder bei Radio Maria auf CD bestellt oder in der Radiothek heruntergeladen werden.

Huldigungen oder Gebet um das Seelenheil (13.8.)

Der Tod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer führte zu einer ungeahnten Welle von Würdigungen, ja beinahe ist man versucht zu sagen Huldigungen, von denen besonders jene von kirchlichen Würdenträgern vorgetragenen einen bitteren Beigeschmack hinterlassen, blenden sie doch einen Aspekt der politischen Arbeit Prammers, der dem christlichen Glauben vollkommen widerspricht, einfach aus: ihren unermüdlichen, kompromisslosen und radikalen Einsatz für die Abtreibung.

Kirchliche Stimmen zu Prammers Tod:

Bischof Schwarz schätzte die kompetente Zusammenarbeit mit ihr. Es waren laut Schwarz immer gute, herzliche und offene Begegnungen mit der Nationalratspräsidentin.

Caritas-Präsident Michael Landauschrieb in einer Aussendung, mit Barbara Prammer verliere Österreich eine wichtige und engagierte Stimme für Menschlichkeit und Toleranz.

Beeindruckt habe ihn (Kardinal Schönborn) die “bescheidene, kluge und sehr menschliche Art”, wie Prammer ihr Amt ausgeübt habe und wie sie im Laufe der Jahre “in Österreich und international großes Ansehen gewonnen” habe. Der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz sprach zugleich der Familie seine “tief empfundene Anteilnahme” aus und bedankte sich bei Prammer “für den Dienst, den sie für unser Land so umsichtig und verantwortungsvoll wahrgenommen hat.”

Die Katholische Frauenbewegung (kfbö) verliert mit Barbara Prammer eine überaus interessierte und engagierte “Verbündete und Fürsprecherin”.

Alle Frauen in Österreich würden noch lange von Prammers Einsatz zehren können, meinte Haas. Für sie bleibe die Verstorbene ein Vorbild und “Ermutigung, in diese Richtung weiterzugehen”

Aussagen Prammers als Politikerin:

Der gesetzlich legitimierte Schwangerschaftsabbruch sei eine bahnbrechende Errungenschaft, die nicht in Frage gestellt werden dürfte, betonte Prammer erneut in einer Aussendung am Dienstag. Flankierende Maßnahmen zur Fristenlösung seien angebracht, aber für Prammer vor allem im Zusammenhang mit der Empfängnisverhütung. So forderte sie erneut Gratisverhütungsmittel in den Schulen. (APA 28.12.2004)

Es ist untragbar, dass es in Österreich immer noch Bundesländer ohne Möglichkeiten für
Schwangerschaftsabbrüche gibt. Betroffenen Frauen bleibt oft nichts anderes übrig, als teure Privatärzte aufzusuchen oder in andere
Länder zu reisen.” Prammer fordert deshalb in allen Bundesländern Kliniken für Schwangerschaftsabbrüche. Zugleich verlangt Prammer, Gegendemonstranten vor derartigen
Kliniken wegzuweisen. (ÖSTERREICH, 28.11.2007)

Die Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ, Barbara Prammer, hat davor gewarnt, die Straffreiheit des Schwangerschaftabbruches in Frage zu stellen. Wer an den Grundfesten der Fristenregelung rüttle, habe mit “erbittertem Widerstand” der SPÖ-Frauen zu rechnen. Vielmehr seien Verbesserungen notwendig, betonte Prammer am Donnerstag. So müsse man den Schwangerschaftsabbruch in jedem Bundesland ermöglichen, Schutzzonen vor den Kliniken müssten Frauen vor Psychoterror schützen. (APA, 23.12.2004)

Ob der Verstorbenen bewusst war, ob es ihr jemand von den Seelsorgern, mit denen sie oft zusammengearbeitet hat, jemals gesagt hat, dass sie durch ihren gezielten Einsatz für die Abtreibung automatisch exkommuniziert ist? Ob sie am Ende ihres Lebens wohl jemand zu Reue und Umkehr aufgefordert hat? Wir wissen es nicht! Statt Lobeshymnen, die der Verstorbenen nichts mehr nützen, gibt es für Katholiken eigentlich nur eines, was sie tun können und wozu sie auch von ihren Hirten aufgefordert werden sollten: Für Frau Prammer zu beten.

Die echte Reform (27.3.)

Ecclesia semper reformanda (Die Kirche ist immer zu reformieren) – ein bekannter und oft gebrauchter Ausspruch, der manchmal in sehr gegensätzlicher Weise verwendet und von verschiedensten Kräften als Legitimation für die Umsetzung der eigenen Ideen beansprucht wird. Laut Duden wird der Begriff reformieren heute hauptsächlich im Sinne von umgestalten, erneuern oder umformen gebraucht, dabei geht der ursprüngliche Wortsinn in eine andere Richtung. Die Vorsilbe „re“ bedeutet im Lateinischen zurück, „formare“ kann man mit „gestalten“ oder „ordnen“ übersetzen. Man könnte also reformieren auch so verstehen, dass etwas wieder in die ursprüngliche Ordnung zurückgebracht werden soll. Ich denke, dass das gerade auch auf die Kirche zutrifft. Jesus erklärt einmal „Am Anfang war es nicht so“ und zeigt uns damit die Richtung jeder echten Reform. Wir müssen schauen, wie es am Anfang war, wie es von Gott gewollt ist, wie es seiner Ordnung entspricht. Alle Reformbestrebungen innerhalb der Kirche müssen also zum Ziel haben, in allem Tun dem Willen Gottes wieder mehr zu entsprechen.
Wo Menschen sind, da menschelt es, sagt man. Man könnte auch sagen, durch die Erbsünde hat der Mensch eine leichte Schlagseite bekommen und driftet immer wieder vom rechten Weg ab. Was für den einzelnen gilt, gilt auch für die Kirche, sofern man sie als aus vielen lebendigen Gliedern bestehenden Leib Christi versteht. Die Kirche als Gemeinschaft der Getauften ist eine echte Schicksalsgemeinschaft. Leidet einer (zB unter Verfolgung wegen des Glaubens), leiden alle mit (so sollte es wenigstens sein), gewinnt einer (zB durch sein heiligmäßiges Leben), gewinnen alle, da sich durch jeden Heiligen das Antlitz der Kirche und das Antlitz der Welt verändern. Wenn heute in der Kirche über Reform gesprochen wird, denken die meisten an Änderungen in den Strukturen und bei der Hierarchie, sie denken an das Kirchenrecht und die Dogmen. Das ist eigentlich wenig geistlich. Kaum einer denkt an das Änderungspotenzial, das in einem Fortschritt auf dem Weg zur Heiligkeit liegt. Jeder Fortschritt an Heiligkeit ist ein Schritt weg von der Sünde, die uns von Gott trennt, zurück in seine liebenden Arme. Jeder kann heute mit der Reform der Kirche beginnen, in dem er selbst sein Leben neu ordnet, wieder auf Gott hin ausrichtet. Mutter Teresa antwortete einem Reporter einmal schlagfertig auf die Frage, was sich an der Kirche ändern müsse: „Sie und ich!“ Befolgen wir ihren Rat, indem wir noch heute zu Gott zurückkehren und uns im Sakrament der Beichte mit ihm versöhnen.

Bettina Rahm

Wenn ein Politiker das Herz Jesu verehrt (20.12.)

Die Angelobungsformel … so wahr mir Gott helfe und vor dem Heiligsten Herzen Jesu Christi von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hat viele Gläubige, die sich nach integren und bekennenden Persönlichkeiten in der Politik sehnen sehr gefreut. Die Teils gehässigen Reaktionen der Medien haben gezeigt, wie weit die veröffentlichte Meinung und das Empfinden der Bevölkerung auseinandergehen. Im folgenden zwei Leserbriefe an die TT:

Die Intoleranz der Toleranten

Der neue Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hat bei seiner Angelobung als Minister einen religiösen Einschub gemacht. Dies war, wie die TT behauptete, ein Fressen für alle Wiener Medien. Die TT hat eine Umfrage dazu gemacht und festgehalten, dass knapp die Hälfte der Befragten meinten, Minister Rupprechter hätte sich das heilige Herz Jesu sparen können. Abgesehen von der Respektlosigkeit dieser Formulierung sei hier angemerkt:

Minister Rupprechter hat aber nichts anderes getan, als seine weltanschauliche bzw. religiöse Überzeugung zum Ausdruck gebracht und damit von der Religionsfreiheit Gebrauch gemacht.
Wenn das für alle Wiener Medien wirklich ein Fressen war, dann bedeut dies, dass diese die Religionsfreiheit nicht achten.
Welchen Sinn hat es, dass die TT eine Meinungsumfrage dazu macht und Peter Nindler dann den Minister fragt, ob er angesichts der Reaktionen bereue, diese Gelöbnisformel verwendet zu haben? Ist es etwa eine bereuenswerte Sünde, wenn man eine religiöse Überzeugung ausdrückt und nicht mit der öffentlichen oder besser veröffentlichten Meinung übereinstimmt? Ist eine Glaubensüberzeugung nicht viel mehr als eine bloße Meinung?

Die Reaktionen sagen viel aus über die religiöse Intoleranz der „Toleranten“.

Ignaz Steinwender

Religionsfreiheit auch für Minister

Ja, es ist wirklich ein Skandal: Da erdreistet sich ein Minister eines Landes, das seinen Bürgern Religionsfreiheit garantiert und seinen Regierungsmitgliedern das Recht der Verwendung einer religiösen Formel bei der Angelobung einräumt, doch tatsächlich von diesem Recht Gebrauch zu machen. Dass in diesem Gelöbnis nicht nur seine persönliche Spiritualität zum Ausdruck kommt, sondern sich in dieser auch eine Verbundenheit mit seiner Heimat Tirol und ein Traditionsbewusstsein wiederspiegelt, lässt nun sowohl bei denen, die sich selbst für besonders fortschrittlich und tolerant halten die Wogen hochgehen. Selbst bei der TT echauffiert man sich offenbar so sehr darüber, dass man auf inhaltliche Fragen zu seinem Ressort im Interview mit dem Minister ganz vergisst, doch vielleicht ist Qualitätsjournalismus kein wichtiges Kriterium für eine Zeitung, die in der Moderne stecken geblieben ist und übersehen hat, dass wir schon in der Postmoderne sind.
Bettina Rahm

Aufbruch im Niedergang

In letzter Zeit hört man auf verschiedenen Ebenen der Kirche von Aufbrüchen. Ein Anlass, um darüber nachzudenken.

Aufbrüche in der Kirchengeschichte

In der Geschichte der Kirche gab es immer wieder geistliche Aufbrüche, am eindrucksvollsten sind solche bereits in der Apostelgeschichte geschildert. Merkmale bzw. von Aufbrüchen waren das missionarische Bewusstsein, das zur Ausbreitung der Kirche geführt hat, viele Berufungen zum Priestertum oder zum Leben in Ordensgemeinschaften, das Streben nach Heiligkeit von Gläubigen in der Welt, die sich in ihrem christlichen Selbstbewußtsein von der Welt unterschieden (Entweltlichung) und eine unüberwindbare Freude an Gott, der Kirche, am Christsein. Immer wieder gab es im Lauf der Kirchengeschichte große Aufbrüche und Erneuerungen wie etwa die gregoriansiche Reform im 11. Jahrhundert, eine Erneuerung nach dem Konzil von Trient (1545 – 1563), oder große missionarische Entwicklungen im der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um nur einige Beispiele zu nennen.

Nachkonziliare Auf- und Einbrüche

Die Aufbrüche nach dem II. Vat. Konzil muss man hingegen differenziert betrachten. Es gab in manchen Orten eine Aufbruchsstimmung, die sich oft nicht mit der Wirklichkeit deckte und es gab wirkliche Aufbrüche.

Eine oberflächliche oder teilweise ideologisch motivierte Aufbruchsstimmung war sehr verbreitet in der Kirche des Westens, besonders im deutschsprachigen Raum und hier am meisten in Holland, das damals als das Mekka der fortschrittlichen Katholiken galt. Der scheinbare Aufbruch in Holland, der durch einen Bruch mit der Tradition, einem leichtfertigen Überbordwerfen von gewachsener Spiritualität einherging, führte zu drastischen Einbrüchen. Der Dissens gegen Rom, gegen die kirchliche Lehre und romtreue Bekennerbischöfe, die fehlende Solidarität mit verfolgten Christen im Osten, die Relativierung von Glaubensinhalten und moralischen Prinzipien hatte dramatische Folgen: Leere Priesterseminare, leere Klöster, immer leerere Kirchen und schließlich ein weitgehender Zusammenbruch der Pfarrpastoral, der Verkauf von Gotteshäusern. Das missionarische Bewusstsein und die Glaubenssubstanz waren weitgehend geschwunden. Das Bemerkenswerte daran war, dass dieser beispiellose Niedergang mit der Feier von angeblichen Aufbrüchen „garniert“ wurde. Im deutschen Sprachraum war es gebietsweise ähnlich, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Trotz dramatischer Einbrüche und Rückgänge beschwor man weiterhin Aufbrüche, die zumeist keine wirklichen waren.

Ungeachtet dieser ortskirchlichen Besonderheiten gab es nach dem II. Vatikanischen Konzil wirkliche Aufbrüche, in Ländern der dritten Welt, in verfolgten Ortskirchen und auch in verschiedenen Bewegungen und neuen Ordensgemeinschaften sowie in einzelnen Pfarren und Diözesen. Diese Aufbrüche waren nicht verordnet, sie wurden nicht gefeiert, sondern sie wurden errungen durch eine beharrliche Treue zum Lehramt, durch ein mutiges Widerstehen gegenüber dem Zeitgeist durch ein Standhalten in der Verfolgung, durch die Liebe zur Kirche, durch die Pflege der Einheit, durch eine würdig gefeierte Liturgie, durch ein konsequentes Streben nach Heiligkeit und ein mutiges Vorangehen. Die Früchte dieser Aufbrüche waren ein Wachstum im Glauben, zahlreiche Berufungen, eine Stärkung des missionarischen Bewusstseins und Freude am Glauben.

Ein besonderer Motor für diese Aufbrüche war Johannes Paul II. Als Papst bewirkte er weltweit eine Trendumkehr bei Berufungen, er stärkte in vielen Ortskirchen das christliche Selbstbewusstsein und inspirierte durch die Weltjugendtage eine neue Generation von Jugendlichen. Sein unerschütterlicher Glaube, sein unbändiges Vertrauen und seine selbstlose Hingabe haben viele Menschen angezogen und geistliche Früchte hervorgebracht.

Aufbruch im Niedergang

Heute gibt es sicher eine verbreitete Sehnsucht nach geistlichen Aufbrüchen. Jeder Christ kann bei sich beginnen und aufbrechen, aus der Mittelmäßigkeit zu geistlichen Ansprüchen, aus der Lauheit zu selbstloser Hingabe, aus der Anpassungsmentalität zu einem gelebten christlichen Selbstbewusstsein.

Aufbrüche werden dort am leichtesten gelingen, wo man zunächst nüchtern und realistisch den gegenwärtigen Niedergang in vielen Bereichen sieht und dann mit der Gnade Gottes ans Werk geht: Persönliche Umkehr, Vertiefung des Glaubens, Liebe zur Kirche, würdige Feier der Messe und der Einsatz für den Mitmenschen.

Ein Beispiel: Vor 40 Jahren wurde in Österreich die Fristenregelung eingeführt. Seither sind die Abtreibungen enorm gestiegen. Die Folgen für unser Land sind katastrophal. Religiöser Niedergang, seelische Traumata, Zerrüttung von Familien und vieles hängt ursächlich auch damit zusammen. Durch die dadurch hervorgerufene demographische Katastrophe werden wir in den nächsten Jahren enorme wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Probleme bekommen (Pensionsversicherung, Alten- und Krankenversorgung etc.). Durch die Blindheit in der Politik und die schlafenden Wächter in der Kirche schlittern wir sehenden Auges in einen dramatischen Niedergang.

Aber und trotzdem gibt es auch Aufbrüche. In unserer Pfarre sind derzeit Jugendliche von Jugend für das Leben zu Gast. Sie machen Schuleinsätze in vielen Klassen. Sie betreiben wirkliche Aufklärung über das Werden des Lebens, über die Folgen der Abtreibung, sie greifen heiße Eisen auf und sind motivierend für das Ja zum Leben. Sie tun es uneigennützig aus reinem Idealismus. Ich bin auch den verantwortlichen Direktoren und Lehrpersonen für ihre Offenheit und die ausgezeichnete Zusammenarbeit sehr dankbar und ich bin fest davon überzeugt, dass durch diese Schuleinsätze von Jugend für das Leben vielen künftigen Ungeborenen das Leben retten, zum Glück vieler Menschen beitragen, in Schülern die Offenheit für geistliche Wege fördern, eben viel Gutes tun. Sie sind ein großer Segen, Wegbereiter für einen künftigen Aufbruch!

Ignaz Steinwender

Trauriger Jahrestag einer Kultur des Todes (29.11)

Trauriger Jahrestag einer Kultur des Todes

Am 29. November 1973 wurde in Österreich die so genannte Fristenregelung unter absoluter Parlamentsmehrheit der SPÖ beschlossen. Damit wurden Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche straffrei gestellt. Ein ungestraftes Morden begann. Was den Menschen als letzter Ausweg in Härtefällen verkauft wurde, ist heute längst salonfähig. Die Stern-Kampagne „Wir haben abgetrieben“, in der viele prominente Frauen sich zur Abtreibung bekannten (obwohl es bei manchen gar nicht stimmte, sie das Anliegen aber ideell unterstützen wollten), ist nur ein Mosaikstein einer andauernden Manipulation der Menschen. Man dürfe Frauen, die abtreiben lassen, nicht kriminalisieren (dabei hätten Strafen ohnehin die Ärzte, nicht die Frauen betroffen), es handle sich nur um Schwangerschaftsgewebe (dabei gibt es wissenschaftlich keinen Zweifel, dass bei der Zeugung ein neuer ,einzigartiger Mensch entsteht, der sich als Mensch, nicht zum Menschen entwickelt), Frauen müssten vor den Komplikationen bei illegalen Abtreibungen geschützt werden (dafür werden die Nebenwirkungen der nunmehr legalen Abtreibungen verschwiegen), so die Abtreibungslobbyisten. Dass Abtreibung ein Millionengeschäft ist, und sich so genannte Ärzte mit der Tötung ungeborener Kinder eine goldene Nase verdienen, will niemand gerne zugeben. Heute wird europaweit von linken und feministischen Politikern die Abtreibung als Menschenrecht eingefordert. Dieselben Aktivisten propagieren auch Verhütungsmittel aller Art. Der Slogan „Lieber verhüten als abtreiben“ ist eine Lüge. Die Abtreibung ist ideologisch gesehen eine Frucht der Verhütungsmentalität. Durch die Anti-Baby-Pille entsteht eine Anti-Baby-Mentalität. Versagt die Verhütung, fungiert die Abtreibung als Notfalllösung.
Einige wenige europäische Länder verweigern sich bisher dieser Kultur des Todes.
In Österreich müssen wir uns Plattheiten wie „Jede Abtreibung ist eine zuviel“ von unseren Politikern anhören, ohne dass sich jemand ernstlich darum bemüht, Frauen echte Alternativen vorzuschlagen, Adoption zur fördern und zu erleichtern, die Gründe für Abtreibungen zu erheben und gezielt Hilfestellungen anzubieten. Es werden nicht einmal die Zahlen statistisch erhoben. Abtreibungsbefürworter geben die Zahl mit 30000 Abtreibungen pro Jahr an. Das sind 4 Schulklassen täglich!! Da kann man nicht mehr von Härtefällen sprechen. In 40 Jahren also 1,2 Millionen getötete Kinder. Welche Schande für unser Land. Und welcher Schaden. Nicht nur, dass unter den Kindern, die niemand wollte Musikgenies wie Mozart, Heilige, Nobelpreisträger, Erfinder und Forscher hätten sein können, die betroffenen Frauen und Familien werden mit der traumatisierenden Erfahrung der Tötung des eigenen Kindes völlig allein zurückgelassen. Das so genannte Post-Abortion-Syndrom, eine nach Abtreibungen auftretende psychische Störung, sowie körperliche Komplikationen wie Unfruchtbarkeit, Verletzungen im Unterleib, Krebsrisiko werden totgeschwiegen.
Als Mutter Teresa der Friedensnobelpreis überreicht wurde sagte sie in einer Rede vor der versammelten Führungsriege Europas, dass jene Länder die ärmsten seien, die Angst vor Kindern und deshalb die Abtreibung legalisiert hätten.
Doch was können wir – abgesehen davon, dass wir bei Wahlen besonders den Aspekt des Lebensschutzes in die Entscheidung mit einbeziehen – tun? Ich glaube, als Christen müssen wir uns über jedes Kind freuen, auch über das einer 15-Jährigen, auch über das einer 45-Jährigen, nicht nur über das erträumte Wunschkind, sondern auch über das unerwartete Überraschungsgeschenk. Die Kirche verurteilt die Abtreibung, nicht die Frauen, die in scheinbar ausweglosen Situationen abtreiben. Sie lädt deshalb alle Betroffenen immer wieder ein, im Sakrament der Versöhnung Vergebung zu erfahren.
Bettina Rahm

Ein Lob der römischen Kurie (29.11)

Immer wieder liest oder hört man von der römischen Kurie. Nicht nur Kardinäle und Bischöfe, sondern viele Journalisten und diverse Gruppen machen sich Gedanken über eine Reform der Kurie.

Seit dem II. Vatikanischen Konzil ist der Name römische Kurie vorwiegend negativ besetzt. Damals gehörte es auch unter Bischöfen teilweise zum „guten Ton“, auf die Kurie einzudreschen. Die Kurie war der neue Feind und man versuchte, einen Gegensatz zwischen Papst und Kurie herzustellen, der „Papa buono“ und die finstere Kurie. Manche Konzilsbeobachter meinten, dass man beim II. Vatikanischen Konzil keine Feinde hatte, kein Gegenüber, mit dem man sich auseinanderzusetzen hatte, weshalb man die böse Kurie als Feind entdeckte. Ich erinnere mich noch, wie einige Professoren in Univorlesungen immer noch dieses ideologische Vorurteil weitertradierten.

Dies hat nicht nur der Kurie selbst, sondern vor allem dem Papst und der ganzen Kirche geschadet. Es ist verständlich, wenn Kirchengegner versuchen, einen Gegensatz zwischen Papst und Kurie herzustellen. Weniger verständlich ist es, wenn kirchliche Leute dieses Spiel mitmachen und pauschal und abfällig über die Kurie urteilen.

Papst Benedikt hat sich in seiner Abschiedsansprache mit sehr herzlichen Worten bei der Kurie bedankt. Sicher gibt es überall, wo Menschen sind, auch menschliche Schwächen und Versuchungen, aber insgesamt glaube ich, dass die Verwaltung der römisch katholischen Kirche etwas Beeindruckendes ist.

Keine Institution auf der ganzen Welt hat annähernd soviel Erfahrung in der Verwaltung wie die römisch katholische Kirche. Es ist in Wirklichkeit einmalig und auch faszinierend, wie von einem Ministaat wie dem Vatikan aus eine Weltkirche mit 1,1 Milliarden Menschen geleitet wird. Ich glaube, dass dies die „schlankste“ Verwaltung überhaupt ist! Es gibt nichts Vergleichbares!

Die Rede vom römischen Zentralismus ist auch so ein plumpes Schlagwort von Kleingeistern. Sie kommt vorwiegend aus dem deutschen Sprachraum, also von einer sterbenden Kirche, von dort, wo die Diözesankurien im Vergleich zu anderen Ländern und im Vergleich zum Vatikan wirklich aufgebläht sind. Dort wäre eine Kurienreform nach dem Motto, mehr Geist, weniger Kurie, durchaus angebracht, wenn man den Balken im eigenen Auge sehen würde.

Ignaz Steinwender

Der selige Engelbert hat entschieden (12.11.)

Als Papst Franziskus als neu gewählter Papst erstmals vor die am Petersplatz versammelten Gläubigen hintrat, brauchte es einige Zeit, bis man einiges vom neuen Papst erfuhr. In den medialen Spekulationen war er nämlich praktisch nicht vorgekommen, seine Wahl geschah völlig überraschend. Es wurde wieder einmal deutlich: Der Heilige Geist führt die Regie.

Ähnlich scheint es nun in der Erzdiözese Salzburg zu sein. Durch Indiskretionen wurde medial verbreitet, Weihbischof Lackner sei vom Domkapitel am Sonntag gewählt worden, Weihbischof Laun und Pater Wallner von Heiligenkreuz seien weiters auf dem Dreiervorschlag gewesen. Dies war, wenn man voraussetzt, dass die verbreiteten Nachrichten zutreffen, zunächst einmal sehr überraschend, wenn man bedenkt, was in der letzten Zeit alles spekuliert wurde und dass manche Personen medial als mehr oder weniger fix für den Dreiervorschlag gehandelt wurden.

Wenn man andererseits bedenkt, dass die Hochschule Heiligenkreuz einen großen Aufschwung verzeichnet und dass das Priesterseminar in Heiligenkreuz im Gegensatz zu den Diözesanseminaren geradezu als aus allen Nähten platzt, dann ist es nicht verwunderlich, dass drei Professoren von Heiligenkreuz auf dem Dreiervorschlag waren.

Ich erinnere mich oft an eine Begegnung, die wie wir heuer im Rahmen einer Pfarrwallfahrt in Graz in der Soldatenkirche zum Seligen Engelbert (Belgierkaserne) mit Weihbischof Lackner hatten. Weihbischof Lackner, der gerade von einer Vorlesung in Heiligenkreuz gekommen war, nahm sich viel Zeit für uns, die Begegnung war herzlich, direkt, geistlich und humorvoll, für uns alle ein großes Geschenk, eine unvergesslich Begegnung.

Für katholisch denkende Gläubige ist immer klar. Gott beruft, der Heilige Geist führt Regie. Wenn unter Papst Franziskus ein Franziskaner in einer Erzdiözese Bischof wird, aus der der selige Franziskanerpater Engelbert Kolland hervorgekommen ist und besonders verehrt wird, dann spürt man noch greifbarer das Wirken der Vorsehung.

Ignaz Steinwender

Vom Heimgang einer Mutter

Ein sehr schöner Partespruch lautet: Die Mutter wars, was brauchts der Worte mehr. Dieses Wort passt auch besonders für Maria Fankhauser, die im 97. Lebensjahr am 9. Oktober zu Gott heimgekehrt ist. Bei ihrem Begräbnis wurde nicht ohne Grund das Evangelium von der freudigen Begegnung von Maria und Elisabeth, die beide guter Hoffnung sind, welches stets zu Maria Heimsuchung und am zweiten Goldenen Samstag in Maria Rast verkündet wird, ausgewählt. Maria Fankhauser hatte 140 direkte Nachkommen, 9 Kinder, 43 Enkelkinder, 75 Urenkel und 13 Ururenkel, von denen sie – bis zum Schluss geistesgegenwärtig – stets voller Freude sprach. Von allen wurde sie einfach Mutter genannt. 45 Jahre war sie verheiratet, 30 Jahre Witwe, rund 10 Jahre pflegte sie ihre schwerkranke Schwiegermutter. Bis zu ihrem 90. Lebensjahr arbeitete sie im Stall mit. In ihrem arbeitsreichen Leben hatte der Glaube stets einen besonderen Stellenwert. Vielleicht waren gerade ihr treues Gebet und die Liebe zum eucharistischen Herrn die Quelle ihrer Zufriedenheit und Dankbarkeit, die sie bis zuletzt ausstrahlte. Mit kindlicher Freude empfing sie beispielsweise den Priester, der kurz vor Weihnachten mit der Heiligen Kommunion zur ihr kam. Mehrmals sagte sie: „Ein Engel hat dich geschickt“ und verabschiedete sich freudestrahlend mit den Worten: „Das war mein schönstes Weihnachtsgeschenk.“ Ihr bescheidenes Dasein voll Hingabe an das Leben und den Glauben mögen nicht nur für ihre Nachkommen und Verwandten, sondern für uns alle eine Ermutigung sein.

Marxismus durch die Hintertür – die Ganztagsschule

Es ist kein Wunder, dass sich einige aus dem rot-grünen Lager (bei den ÖVP-Mitgliedern verwundert es schon mehr) über die Aussagen von Landesschulratspräsident Lintner empören, hat er doch das Unverzeihliche gewagt, nämlich die Wahrheit zu sagen, und das noch dazu kurz vor einer wichtigen Wahl. Was uns heute in Sachen Bildungspolitik als der Weisheit letzter Schluss verkauft wird, ist nichts als ein – wie Lintner richtig bemerkt –bereits über 100 Jahre altes und noch dazu gescheitertes Modell. Die marxistische Ideologie mit ihrem Gleichheitsdogma, die hinter Gesamt- und Ganztagsschule (und übrigens auch hinter möglichst früher, flächendeckender Kleinkindbetreuung) steckt, hat ein erklärtes Ziel: Frauen sollen als Arbeitskräfte möglichst früh und möglichst ganztags zur Verfügung stehen. Als zweiter Effekt werden die rundum betreuten Kinder, die von klein auf in staatlicher Obhut sind, auch weltanschaulich in die Richtung gebildet, die genehm ist, zB Gendermainstreaming. Es muss für so manchen Ideologen in der Tat skandalös erscheinen, dass einer auszusprechen wagt, dass der Kaiser nackt ist, dass nämlich nicht alle Kinder gleich sind und dass man sie auch nicht dadurch gleich machen kann, dass alle die gleiche Schule besuchen und das möglichst den ganzen Tag. Die Konsequenzen des forcierten Systems sind unschwer zu erraten: Den schulisch schwachen Schülern wird eingeredet, sie hätten die gleichen Chancen und Möglichkeiten wie die guten, was unweigerlich zu Enttäuschung und Neid führt, anstatt ihnen zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu verhelfen und sie zu ermutigen, sich ihrer, schulisch vielleicht weniger relevanten Fähigkeiten wie handwerkliches Geschick oder Hausverstand oder aber hohe Sozialkompetenz, bewusst zu werden. Den sehr begabten Kindern jedoch wird in einem System der Gleichmacherei, in dem es kein erstrebenswertes Ziel mehr ist, besser zu werden und dazuzulernen, jede Motivation genommen, ihr eigentliches Potential auszuschöpfen. Selbst wenn es gelänge, alle gleich zu machen, wäre das Ergebnis maximal „gleich mittelmäßig“. Eliten sind nicht mehr erwünscht, ihr Fehlen wird jedoch gerade von Verantwortlichen in der Wirtschaft beklagt. Zum Schluss seien jene, die sich – auch in den eigenen Reihen – gar so über Lintner aufregen, an folgendes Nietzsche-Zitat erinnert: „Ihr redet so laut, als ob ihr Unrecht hättet!“

Bettina Rahm
(erging auch als Leserbrief an die Tiroler Tageszeitung)

Sehende, die zum Sehen verleiten (13.09.)

Sehende, die zum Sehen verleiten!

Im heutigen Evangelium stellt Jesus die Frage. Kann ein Blinder einen Blinden führen! Werden nicht beide in eine Grube fallen?
Eine wichtige Frage für alle, die berufen sind, zu führen, Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Politiker etc.
Ein Kirchenführer sagte einmal in einer Predigt: Die Menschen heut sind so blind, dass sie die eigene Hand vor dem Gesicht nicht mehr sehen.

Jemand kann nur führen, wenn er selbst sieht! Jesus sagt den Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt!“ Die Jünger sollen sehend sein bzw. werden und sehend machen. Der Heilige Thomas von Aquin sagt, dass es der größte Freundschaftsdienst ist, jemandem den Zugang zu Gott zu ermöglichen. Wer Gott erkennt und eine Beziehung zu Gott erlangt, wird im eigentlichen Sinne sehend.

Es gibt aber viele Hindernisse, um im übernatürlichen Sinne sehend zu werden.
Einmal die Ansicht, dass es keine Wahrheit gibt oder dass der Mensch nicht fähig sei, Wahrheit zu erkennen. Wer von dieser relativistischen Sicht überzeugt ist, kann nicht sehend werden. Ebenso kann jemand nicht sehend werden, wenn er nicht sehen will, wenn er nicht bereit ist, mit ganzer innerer Hingabe danach zu streben. Das dritte Hindernis zu sehen, ist die Sünde. Die Sünde, ob bewusst oder unbewusst, verdunkelt die Erkenntniskraft des Menschen. Wer in Sünde verstrickt ist, kann nicht sehen oder kann nicht sehen wollen. Ein Zeichen der Verstricktheit in die Sünde ist die Lust am Urteilen über andere. Dabei neigt der Mensch dazu, im anderen seine eigenen Fehler zu erkennen.

Je mehr der Mensch sehend wird, desto mehr wird er sich seiner eigenen Fehler bewusst werden und spüren, dass er aus eigener Kraft nicht gut sein und nicht wirklich sehen kann, sondern nur mit der Hilfe Gottes. Dies ist der wahrhaft kritische Christ. Diese Erkenntnis führt dazu, dass er den Fehlern anderer gegenüber milde wird. Er betet lieber für andere, anstatt sie zu richten.
Er strebt nach tieferer Wahrheitserkenntnis und nach einer persönlichen Gottesbeziehung und weiß, dass er in dem Maß führen kann, in dem Maß er sich von IHM führen lässt.
Ich glaube, dass gerade die jungen Menschen heute eine groß Sehnsucht haben nach wirklichen Vorbildern, nach Menschen, die überzeugt und daher überzeugend und authentisch sind, Menschen bei denen man spürt, sie sehen, sie wissen, was sie wollen und gehen in Freude diesen Weg, eben überzeugte, gläubige Christen wie die Heilige Notburga!

Gebetsaufruf für Syrien (31.8.)

Im Jahre 2009 haben wir von der Pfarre Zell aus eine Pfarrwallfahrt nach Syrien gemacht zum Grab des Seligen Engelbert Kolland und auf den Spuren des Apostels Paulus.

Wir haben ein blühendes Land vorgefunden, überaus freundliche Menschen und viele wertvolle Schätze des Landes gesehen. Wir konnten uns auch frei bewegen und jeden Tag die Heilige Messe feiern. Natürlich war uns klar, dass Syrien politisch eine Diktatur ist. Aber wir haben auch erfahren, dass die ca. eine Million Christen dort relativ unbehelligt ihren Glauben ausüben können, besser als in allen anderen arabischen Staaten. Syrien hat auch großzügig hundertausende Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen, nachdem der Irak von einigen Westmächten zum Chaos „befreit“ worden war.
Es war für jeden aufmerksamen Beobachter völlig klar, dass in Syrien von Beginn an ausländische Kräfte die Rebellion geschürt haben, auf dem Rücken der Bevölkerung, mit unvorstellbaren Greueln und bisher über 100.000 Tote, bis hin zur Kriegsgefahr. Ein großes Verbrechen spielt sich vor unseren Augen ab.

Als Gläubige Christen schulden wir den leidgeprüften Menschen in Syrien, aber auch denen, die dieses Verbrechen verschulden unser Gebet. Ich möchte euch ein besonderes Friedensgebet für Syrien empfehlen, das im Gebets- und Wallfahrtsbüchlein zum Seligen Engelbert Kolland auf Seite 41 und 42 abgedruckt ist.
Denn, wie sagt Reinhold Schneider: „Nur den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unseren Häuptern aufzuhalten!“

Ignaz Steinwender

Friedensgebet für Syrien

Seliger Engelbert Kolland
Du hast fünf Jahre in der Stadt Damaskus als Seelsorger gewirkt und
mit den Menschen verschiedener Konfessionen und Religionen, die dich
als „Vater Engel“ verehrten, zusammengelebt.
Du hast den Menschen mit großer Liebe gedient und dein Leben für den
Glauben eingesetzt und hingegeben.
Wir bitten für das Land Syrien, das zu deiner zweiten Heimat geworden
ist, und für alle Menschen, die dort leben:
Erwirke beim Herrn, dass aller Hass zwischen verfeindeten Gruppen
getilgt und in Liebe verwandelt werde, gib, dass sich alle Mächte, die
Gewalt und Feindschaft in Syrien schüren, zurückziehen, ermutige in
dem Land viele Menschen, nach deinem Vorbild mit ganzer Hingabe ein
friedliches Miteinander zu suchen, erbitte den Menschen Stärkung,
damit sie im Geist der Versöhnung, des Dialoges und des friedlichen
Miteinanders zusammenleben können, und der Herr dem Land und den darin
lebenden Menschen den ersehnten Frieden schenke. Amen.

Ist die Kirche noch zu retten? (26.7.)

Diese große Überschrift stand in der jüngsten Ausgabe der Innsbrucker Kirchenzeitung auf Seite drei. Im Beitrag ging es dann um eine Sinus-Milieustudie, die nach 2005 nun auch 2012 von der deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben wurde. Mein erster, zugegeben etwas polemischer Gedanke war: Sind denn die deutschen Bischöfe noch zu retten, wenn sie immer noch große Summen Geld, das von Kirchensteuerzahlern stammen wird, für derartige Studien ausgeben? Aber Polemik beiseite:

Allein der Titel gibt schon Anlass zum nachdenken. Was bedeutet die Frage: „Ist die Kirche noch zu retten?“ Wer soll denn die Kirche retten? Was ist denn Kirche überhaupt?

Kirche ist nicht Selbstzweck. Sie ist, wie das II. Vat. Konzil sagt, „Zeichen und Werkzeug der innigsten Vereinigung des Menschen mit Gott und untereinander.“ Sie soll also der Ort sein, wo Menschen sich mit Gott vereinigen können. Gerade Papst Franziskus, mit dem in diesem Bericht Erwartungen verknüpft werden, betont immer wieder, dass die Kirche aus dem Kreisen um sich selbst herausfinden muss, dass sie nach außen wirksam sein soll. Als Papst Benedikt bei seinem letzten Deutschlandbesuch in Freiburg von einer notwendigen Entweltlichung der Kirche sprach, da bemühten sich hohe Kirchenvertreter gleich nach seiner Abreise, diese Aussage abzuschwächen bzw. umzudeuten.
Der Leiter der Sinus-Studie, Georg Frericks stellte lt. Bericht die Diagnose: „Die Kirche ist nicht im Heute angekommen, ihr wird ein großes Modernitäts-Defizit angelastet.“ Was drückt diese Feststellung aus? Wer lastet der Kirche ein Defizit an? Steckt hinter dieser Feststellung nicht ein katholischer Minderwertigkeitskomplex, nämlich das unbiblische Bestreben, die Kirche müsse sich der Welt angleichen, sie müsse mit der Zeit gehen, das Programm der Verweltlichung.

Jesus sagt: Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert wird es retten (Mt 16,25). Könnte man das nicht im übertragenen Sinne auf die Kirche anwenden. Wenn die Kirche auf ihren Selbsterhalt bedacht ist, wenn sie durch Studien erforschen will, was sie tun muss, damit sie gut ankommt, dann ist sie nicht mehr zu retten. Wenn das Salz seinen Geschmack verloren hat, dann wird es weggeworfen und von den Menschen zertreten.

Jesus allein ist der Retter! Wenn ER im Mittelpunkt steht, dann ist die Kirche Ort der Rettung der Menschen. Wenn die Kirche bzw. der Mensch sich selbst in den Mittelpunkt stellt, dann bleibt er sich selbst überlassen, dann gibt es keine Rettung.

Ignaz Steinwender

Was Mütter und Kinder brauchen (24.5.)

Kürzlich las ich in einer Bezirkszeitung eine Aussage einer Wirtschaftskammerfunktionärin (ob sie selbst Kinder hat, ist mir nicht bekannt) darüber, was Frauen wirklich brauchen. Ihrer Ansicht nach vor allem eines: eine gute Kinderbetreuung. Abgesehen davon, dass ich diese Aussage für irrig halte, werden die Tatsachen hier umgekehrt. In Wahrheit will die Wirtschaft die Frauen als Arbeitskräfte, und das um jeden Preis. Auch auf Kosten der nächsten Generation. Während wir schon länger davon wissen, dass eine vaterlose Kindheit nicht unbedingt förderlich für Kinder ist, steuern wir geradewegs auf eine mutterlose Kindheit zu. Gewiss, die Mutter ist schon noch irgendwie da, aber nur noch das, was zwischen beruflicher Anforderung, Alltagsbelastungen als Hausfrau und sonstigen Verpflichtungen bzw. Terminen (man muss sich schließlich auch Selbstverwirklichen) noch übrig bleibt. Die Familie wird heute an zwei Fronten angegriffen. Die einen wollen sie aus ideologischen Gründen zerstören, wollen die Kinder in staatlicher Obhut sehen, das elterliche Erziehungsrecht beschneiden. Die anderen geben sich zwar noch irgendwie als Familienpartei aus, sind aber bereit die Familie auf dem Altar der Wirtschaftsbosse zu opfern. In einer Fernsehdiskussion hat einmal eine Politikerin die Ergebnisse einer Jugendstudie lächerlich gemacht und die jungen Menschen unseres Landes als Träumer und weltfremd hingestellt, weil eine Mehrheit sich gewünscht hat, dass Mütter bis zum Kindergarteneintritt des Kindes (heute ohnehin in den allermeisten Kindergärten spätestens mit drei Jahren möglich) die Möglichkeit haben sollen, daheim zu bleiben. Wir erleben jedoch eine Politik, die in die Gegenrichtung steuert. Es gibt finanzielle Anreize für jene, die schon ein Jahr nach der Geburt wieder einer Erwerbstätigkeit nachgehen, das Angebot an Krippenbetreuungsplätzen wird ständig vergrößert, obwohl mit den dafür benötigten Finanzmitteln auch die eigene Betreuung der Kinder, die nachweislich für das Kind besser und stressfreier ist, gefördert und unterstützt werden könnte. Auch Kardinal Meisner kritisierte jüngst die deutsche Familienpolitik, die es verabsäume junge Frauen wirklich zu einer größeren Kinderzahl zu ermutigen und der es an Wertschätzung für die Mütter und die Erziehungsarbeit mangle.
Andererseits muss man sich angesichts des Lebensstils mancher junger Familien mit Neuwagen, Flugurlauben, Markenbekleidung, regelmäßige Kaffeehausbesuche usw. fragen, ob denn die finanzielle Not wirklich oft so groß ist, dass die Frau wieder arbeiten muss, obwohl noch Kleinkinder zu versorgen sind. Schließlich ist die Kleinkindbetreuung auch nicht gratis, ganz zu schweigen von den Ausgaben, die durch Fahrt zum Arbeitsplatz oder mehr benötigte Bekleidung (sowohl für die berufstätige Mutter, die immer chic aussehen soll, als auch für das Kind, das fremdbetreut wird) entstehen. Ich bezweifle manchmal ernsthaft, ob die Rechnung, dass ein zweiter (Teilzeit)-Verdienst einer Jungfamilie wirklich so viel bringt, stimmt. Eine Lehrerin schrieb mir einmal ins Poesie-Album: „Arm ist nicht der, der wenig hat, sondern der, der viel bedarf“. Kinder brauchen nicht viel, sie brauchen bis zum dritten Lebensjahr vor allem die Mutter. Doch nach den Bedürfnissen der Kinder fragt in der ganzen Betreuungsdiskussion niemand.

Auf dem Weg zum perfekten Menschen (17.5.)

Eine der Schlagzeilen der vergangenen Tage lautete, dass sich die bekannte Schauspielerin Angelina Jolie die Brust amputieren hat lassen – als Vorbeugungsmaßnahme gegen Brustkrebs. Ihre Mutter war an dieser Krankheit im Alter von 56 Jahren gestorben und bei ihr habe man mittels Gentest eine 87%ige Wahrscheinlichkeit ebenfalls zu erkranken festgestellt. Das menschliche Genom ist heute weitgehend entschlüsselt. Bei den meisten Krankheiten, bei denen genetische Vorbelastungen zu den Risikofaktoren zählen, gibt es schon die Möglichkeit sich daraufhin austesten zu lassen. Was heute vielleicht einige wenige freiwillig machen lassen, könnte schon bald von allen Menschen erwartet werden. Wäre es denn nicht praktisch schon im Voraus zu wissen, ob jemand eine erbliche Vorbelastung für eine schwere Krankheit in sich trägt? Man könnte sich dann fragen, ob so jemand nicht höhere Versicherungsbeiträge zahlen sollte, oder ob es sich überhaupt auszahlt, ihm jede Art von Behandlung oder Ausbildung angedeihen zu lassen, wenn es doch möglicherweise doch umsonst ist. Horrorszenarien, die man sich heute wohl kaum vorstellen kann. Doch allein schon der Gedanke bereits in jungen Jahren erfahren zu können (oder schlimmstenfalls müssen), an welchen schlimmen Erkrankungen man mit welcher Wahrscheinlichkeit später zu leiden haben wird, macht bestimmt nicht glücklicher.
Eines ist jedenfalls sicher. Würde ein durch künstliche Befruchtung erzeugtes Baby heute vor der Einsetzung in die Gebärmutter mittels PID (=Präimplantationsdiagnostik) untersucht, hätte es bei Nachweis des „Brustkrebsgens“ wohl keinerlei Chance zur Welt zu kommen. Es würde einfach aussortiert und entsorgt oder noch für weitere Forschungszwecke missbraucht. Fans von Angelina Jolie würden die schöne, talentierte Frau sicherlich vermissen. Wer weiß, welche Genies, Schönheiten oder Heilige in den nächsten Jahren – PID wird in immer mehr Ländern zugelassen und IVF (=Künstliche Befruchtung im Reagenzglas) nimmt immer mehr zu, da die Fruchtbarkeit (zum Teil selbstverschuldet durch jahrelange Manipulation des Zyklus durch Hormone) merkbar abnimmt – dieser bewussten Selektion zum Opfer fallen. Vermutlich ist der Schritt von der Erkenntnis, welche Genveränderung welche Krankheiten hervorruft, zu einfachen Bluttests ( wie beispielsweise den bereits in einigen Ländern zugelassenen praena-Test, mit dem Trisomie 21 kostengünstig und ohne Risiko für die Schwangere festgestellt werden kann) nur noch ein kleiner. Dass das Risiko für die Ungeborenen dadurch jedoch drastisch zunimmt, muss wohl nicht eigens dazugesagt werden. Der Wunsch nach dem perfekten Menschen wird immer größer, die dafür in Kauf genommenen Kollateralschäden nehmen zu. Ganz schleichend will der Mensch wieder selbst bestimmen, welches Leben lebenswert ist und welches nicht. Wer das Buch „Schöne neue Welt“ oder den Film „Gattaca“ kennt, dem muss vor so einer Zukunft grausen. Und für mich stellt sich immer öfter die Frage, ob ich selbst denn in einer solchen Welt voller perfekten Menschen überhaupt noch einen Platz hätte.

Bettina Rahm

Bienen, Pestizide und schwarz-grüne Koalitionen

In der letzten Zeit gab es heftige Diskussionen und auch große Empörung über das Thema Pestizide und die Bienen. Die Bienen, die ein fleißiger Imker in meinem Garten betreut und die ich dort oft beobachte, haben mich angeregt, über dieses Thema nachzudenken.

Manche sagen, Pestizide dienen einem guten Zweck, nämlich der Schädlingsbekämpfung, andere sagen, die Pestizide sind ein Gift, es ist ein Eingriff gegen die Natur, das ist generell abzulehnen. Durch die Pestizide sterben die Bienen.

Was nützt es, Schädlinge erfolgreich mit Pestiziden zu bekämpfen, wenn dann die Bienen, die ja für das Gedeihen der Vegetation unentbehrlich sind, sterben?

Vielen Menschen wird immer klarer: Wenn der Mensch gegen die Natur handelt, dann handelt er gegen sich selbst, auch wenn er meint, damit einen Fortschritt zu erzielen. Denn irgendwann schlägt die Natur zurück. Dann wird aus einem scheinbaren Vorteil ein größerer Nachteil, oder gar eine Katastrophe.

Warum wird der Mensch dann aber nicht gescheiter und kehrt um? Vielleicht, weil Ursache und Wirkung oft weit auseinander liegen, weil die Zusammenhänge oft nicht so unmittelbar einsehbar sind, vor allem aber auch wegen der Gier, der Rücksichtslosigkeit, wegen des Materialismus’. Der Egoist sieht nicht die Ordnung der Natur oder er will sie nicht sehen. Er denkt nur an sich und ist daher kurzsichtig.

Hier könnte man fragen, ob es nicht ähnliches in der geistigen Welt gibt. Es gibt eine Schöpfungsordnung, die Gott in die Natur hineingelegt hat und eine geistige, eine übernatürliche Ordnung. Der Mensch ist berufen und fähig, diese Ordnungen zu erkennen und sie mit Gottes Hilfe zu beachten. Dadurch findet er Erfüllung und Heil. Wenn der Mensch gegen die Gesetze Gottes handelt (durch die Sünde), dann stellt er sich außerhalb der lebensbejahenden Ordnung und handelt sich selbst viele Unannehmlichkeiten ein.

Die Bibel berichtet, dass als Folge des Sündenfalles (Ungehorsam – nicht hören auf Gott) nicht nur der Mensch, sondern die ganze Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen wurde (Verlust des Paradieses mit vielen Folgen, vgl. Buch Genesis, Kapitel drei). Der Apostel Paulus sieht, dass dieser Zusammenhang auch in umgekehrter Richtung besteht. Die ganze Schöpfung ist auch in die Erlösung des Menschen einbezogen. So schreibt er im Römerbrief: „Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.“ (Röm 8,19) „Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.“ (Röm 8,21-23). Die heilige Hildegard hat auf den Zusammenhang zwischen der geistigen Ordnung und der kosmischen Ordnung und auf die Folgen der Sünde für die Natur (z. B. Wasser und Luftverschmutzung) hingewiesen, wie Erzbischof Kothgasser im Fastenhirtenbrief 2011 darlegte.

Wenn diese Zusammenhänge erkannt werden, dann wird man feststellen, dass zwischen Landwirtschafts- und Umweltministerium keine Unvereinbarkeit besteht, ganz im Gegenteil. Wenn die Grünen wirklich grün sind (offen für Schöpfungsordnung oder sogar für den Schöpfer und seine geistige Ordnung) und die Schwarzen wirklich schwarz sind (weltanschaulich christlich-sozial), dann könnte dies eine Annährung zwischen schwarz und grün erleichtern.

Durch die Umkehr des Menschen, durch Annahme der Erlösung in der Hinwendung zu Gott und seiner Ordnung wird auch die Schöpfung befreit. An diese Notwendigkeit der Umkehr zu Gott und der Abwendung von der Sünde erinnert uns auch die Botschaft von Fatima (13. Mai 1917).

Die Bienen sind indirekt auch beteiligt am Osterfest, dem Grund der neuen Heilsordnung in der Erlösung. So besingt der Priester im Exultet (Osterlob) der Osternacht den Auferstanden mit den Worten: „Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird Sie (die Osterkerze) Dir dargebracht von Deiner heiligen Kirche.“

Der Heilige Athanasius, der die Folgen der Häresie (Anm. geistige Schädlinge oder Pestizide) erkannte, verglich die Bischöfe mit Bienen. Wie die Wächterbienen die Feinde vom Bienenstock abwehren, so haben die Bischöfe das Kirchenvolk von eindringenden Häresien zu bewahren.

Der Heilige Ambrosius ist der Patron der Bienen und des Lernens. Von ihm als Kirchenlehrer könnten wir lernen, wie wichtig es ist, im Glauben zu tieferen Einsichten zu gelangen und die geistige und von Gott in die Natur eingestiftete Ordnung zu beachten.
Der ehemalige Politiker (Stadtpräfekt von Mailand) könnte sogar als Patron für echte schwarz-grüne Koalitionen dienen.

Bleibt in meiner Liebe (3.Mai)

Gestern hieß es im Tagesevangelium: Bleibt in meiner Liebe (Joh 15,9).

Wenn Jesus dies seinen Jüngern vor seinem Weggang sagt, dann hat diese Botschaft besonderes Gewicht. Die Jünger sollen in seiner Liebe bleiben, sie sollen das bewahren, was der Herr ihnen geschenkt hat und es lebendig erhalten.

Wir leben heute in einer Zeit, wo vieles geschaffen wird, es gibt immer mehr Neues, vieles verändert sich. Gleichzeitig beobachten wir das Phänomen, dass vieles einzubrechen beginnt, es trägt nicht mehr, es wird brüchig. Es gibt geradezu einen Erosionsprozess. In der Politik bröckelt manches ab, die Parteien verlieren ihr Profil, es ist schwieriger geworden, Menschen für öffentliches Engagement zu gewinnen, die Meinung vieler Menschen über die Politik ist schlecht.
Es gibt eine Erosion in der Moral. Immer weniger tragfähig sind menschliche Beziehungen. Auch in unserer Ortskirche (nicht in der Weltkirche) gibt es das Phänomen von Austritten und Rückgängen, die in manchen Pastroalkonzepten einer sich selbst verwaltenden, verweltlichten Kirche bereits eingeplant werden.

Vor diesem Hintergrund bekommen die Worte Jesu eine besondere Bedeutung: Bleibt in meiner Liebe. Papst Franziskus ermutigte jüngst die Menschen dazu, durchzuhalten und Schwierigkeiten nicht aus dem Weg zu gehen, weil es dadurch nicht leichter werde.
Standhalten, bleiben, durchhalten, weitermachen ist oft viel mehr als irgendwas aus dem Boden zu stampfen. Es ist höchste Form von Aktivität, Lebendigkeit und Dynamik, es bedeutet nicht zuletzt, in der Liebe bleiben. Das Mittel dazu heißt: Wenn ihr meine Gebote haltet, dann werdet ihr in meiner Liebe bleiben (Joh 15,10).

Sicher ist es nicht einfach, aber es ist der einzige Weg, der einen Sinn ergibt. Wer sich auf diesen Weg einlässt, wird auch beschenkt werden mit einer tieferen Sinnerfüllung. Der Heilige Athanasius sagt: “Um die Heilige Schrift zu verstehen, muss einer einen rechtschaffenen Lebenswandel führen, mit reinem Herzen und mit einer Tugend, die sich nach Christus gebildet hat, hinzutreten, um die Wahrheit erfassen zu können, soweit dies dem menschlichen Geiste gegeben ist.”
Es gibt keinen großen Geist in der Menschheitsgeschichte, der nicht durch Schwierigkeiten hindurch gereift und gewachsen ist.
Und Jesus verhießt den Jüngern und uns für dieses Bleiben in der Liebe einen großen Lohn: Er sagt: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“ (Joh 15,11).

Ignaz Steinwender

Gottesprivilegien oder Kirchenprivilegien (23.4.)

Das Volkbegehren gegen Kirchenprivilegien ist ein Flopp geworden, erstmals in der Geschichte Österreichs hat ein Volksbegehren weniger als ein Prozent Beteiligung erreicht. Egal ob es Desinteresse, die Erkenntnis, dass Initiatoren mit falschen Behauptungen agierten oder die Wertschätzung gegenüber der Kirche oder mancher ihren Einrichtungen oder die tiefere Erkenntnis, was die Kirche eigentlich vermitteln darf, die das Scheitern des Volksbegehrens bewirkte, es ist ein Anlass, über Privilegien nachzudenken.

Privileg bedeutet von seinem Wortsinn her das Vorrecht für einen Einzelnen oder eine Gruppe, das andere nicht haben.

Die Kirche, so hieß es stereotyp, bekomme vom Staat viele Privilegien. Man könnte auch einmal umgekehrt formulieren und fragen: Ist nicht vor allem der Staat ein Nutznießer, ein Privilegierter, wenn es in ihm eine vitale Kirche gibt? Ist es nicht die Kirche, die dem Staat unbezahlbare Werte gibt, indem sie z. B. Voraussetzungen schafft, die Demokratie, soziales Zusammenleben, wirtschaftliches Gedeihen und vieles andere fördern bzw. ermöglichen. Aber ist es nicht auch problematisch, wenn man die Leistungen der Kirche für die Gemeinschaft, Soziales, Bildung und Kultur darstellt und dabei das Eigentliche in den Hintergrund tritt? Denn wenn man nicht zuerst das Reich Gottes sucht, wird einem das andere auf Dauer nicht mehr dazugegeben!

Die Osterzeit, die bis Pfingsten dauert, lenkt unseren Blick auf den Kern dessen, was Kirche ist. Als der Auferstandene den Jüngern erschien, hat er ihnen (und damit der Kirche) den Frieden geschenkt, den Heiligen Geist und die Vollmacht, Sünden zu vergeben, alles Gaben, die kein Mensch einfach machen kann, die niemand geben kann und die alles andere übertreffen. Es sind Gaben, die aber jedem offen sind, der sich ausstreckt und sie als Geschenk empfangen will.
Die Kirche darf diese Gaben, trotz der Fehler ihre Glieder, weiterschenken und Ort der Begegnung des Menschen mit Gott sein.

Dieses Ostergeschenk ist das größte, dass es auf Erden gibt, es ist noch dazu gratis und jeder kann es bekommen, der wirklich will und auf Götzen verzichtet. Gott will, dass dies kein Privileg für einige sei, sondern von allen angenommen wird. Er will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen und gerettet werden.

Die Vielen, die das erkennen und annehmen dürfen, sind dazu berufen, in allen die Sehnsucht nach diesem Geschenk zu wecken, apostolisch und missionarisch zu sein.

Man sollte ein Gottesbegehren starten, damit das größte Geschenk, Gott, kein Privileg bleibt.

Ignaz Steinwender

Bauch, Kopf und Herz (8.1.13)

Bauch, Kopf und Herz

In unserem ganzen Leben geht es darum, sich zu entscheiden. Doch wonach entscheide ich mich? Welches sind meine Kriterien? Gehe ich nur nach dem Bauchgefühl, wie es in Filmen, Talkshows und von diversen Ratgebern empfohlen wird? Gefühle sind eine wichtige Antriebskraft in unserem Leben, aber eine echte Entscheidungshilfe sind sie eigentlich nicht. Denn wer zu Beispiel dem Gefühl, dem Ehepartner davonlaufen zu wollen (und das kommt selbst in den besten Ehen hin und wieder vor), heute nachgibt, sieht sich morgen mit vielen Problemen konfrontiert, an die man vorher nicht gedacht hat. Eine andere Instanz ist der Kopf. Er wägt Entscheidungen hauptsächlich nach Gesichtspunkten der Nützlichkeit ab. Er hilft uns einzuordnen, ob ein Verhalten klug oder unklug ist, vorteilhaft oder unvorteilhaft. Im letzten sagt aber selbst die Vernunft, nichts über die moralische Qualität einer Entscheidung aus. Kopfmenschen können auch eiskalt sein, können sich für das Böse entscheiden. Als wichtige Entscheidungshilfen hat Gott uns einerseits den Heiligen Geist gegeben, der den Verstand erleuchten kann und weiter das Gewissen, das als Gottes Stimme in unserem Herzen zu uns spricht. Während landläufig das Herz mit den Gefühlen in Verbindung gebracht wird, sieht der bekannte Psychiater und Psychotherapeut DDr. Raphael Bonelli, das Herz als jenes „Organ“, mit dessen Hilfe wir gut und böse, richtig und falsch unterscheiden können. Mit Hilfe des Herzens können wir das Bauchgefühl (zB Neid auf einen erfolgreicheren Konkurrenten) und das Kalkül des Kopfes (ein negatives Gerücht über den anderen brächte mir mehr Aufträge) überwinden und uns zu einer guten Handlung, die auch vor Gott bestehen kann, durchringen.
Heute gibt es eine sehr große Verwirrung. Der Bauch wird völlig überbewertet. Es geht nur mehr um Lust und um das, wobei ich mich gut fühle. Wer ständig seinem Bauch folgt, wird ein Egoist und kann keine dauerhaften Beziehungen führen. Im Leben muss man eben auch manchmal Dinge tun, auf die man keine Lust hat. Das soll nicht heißen, dass Gefühle grundsätzlich schlecht sind. Doch kann nicht allein mein gutes oder schlechtes Gefühl ein Entscheidungskriterium sein. Der Verstandesmensch kann zwar das Gefühl der Unlust oder Angst überwinden, um ein vernünftiges Ziel zu erreichen. Es kann ein gutes Ziel sein, zB mache ich die Hausaufgaben, obwohl ich keine Lust dazu habe, weil ich weiß, dass es für meinen schulischen Erfolg wichtig ist. Es kann aber auch ein schlechtes Ziel sein, wenn ich beispielsweise meine Angst überwinde und aus der Tasche des Lehrers die Schularbeitenaufgabe stehle, damit ich bessere Noten bekomme oder sie an Mitschüler verkaufen kann. Zum Verstand braucht es noch den Willen, das Gute zu tun, auch wenn es mir möglicherweise Nachteile einbringt.
Das Herz erkennt die Gefühle, schaut auf die Abwägungen der Vernunft und entscheidet schließlich nach dem Maßstab des Gewissens, nach dem Maßstab von Gut und Böse. So sollte es zumindest sein. Leider fehlt heute vielen Menschen die nötige Herzensbildung. Dafür braucht es Orientierung und Klarheit darüber, was gut und was böse ist. Für uns ist es die Lehre der Kirche, der Katechismus, anhand dessen wir unser Gewissen bilden sollen und müssen. Dem Wissen muss allerdings auch die Tat folgen. Als Christen sind wir alle zur Selbsterziehung unseres Herzens gefragt. Jeden Tag bieten sich viele Gelegenheiten, die Unlust und Berechnung zu überwinden und einfach auch in den ganz kleinen Dingen des Alltags sich für das Gute und Richtige zu entscheiden. Dann werden wir langsam aber sicher zu Menschen, die ein großes Herz haben, ein Herz voll Liebe, und das ist nichts anderes, als das, wozu wir alle berufen sind: Heiligkeit.

Bettina Rahm

Vom Sündenfall (15.12.)

Der 8. Dezember ist einer meiner liebsten Feiertage, wohl besonders wegen der Lesung aus dem Buch Genesis, in der der Sündenfall geschildert wird. Zu Maria Empfängnis feiern wir, dass Maria durch ein Gnadenprivileg Gottes ohne Erbsünde empfangen wurde. Die Lehre von der Erbsünde, die manchen – die sie gründlich missverstehen – nicht nachvollziehbar erscheint, ist für mich immer wieder eine Bestätigung, dass unser Glaube vernünftig und wahr ist. Im Islam gibt es beispielsweise zwar die Annahme, dass man gegen Gottes Gebote sündigen kann, doch keine Lehre von der Erbsünde. Praktisch bedeutet das, dass ein gläubiger, frommer Muslim ein Leben lang ohne Sünde bleiben könnte, wenn er sich nur genug anstrengte und Allah genug liebte. Wem könnte das gelingen? Wer könnte nicht an diesem hohen Anspruch scheitern? Bei uns ist das ganz anders. Wir Katholiken glauben – und ein nüchterner Blick in den menschlichen Alltag lehrt uns nichts anderes – dass der Mensch in seiner Fähigkeit zum Guten verletzt ist. Wir glauben zwar nicht, dass „Hopfen und Malz“ verloren ist, doch blickt der katholische Glaube realistisch auf das Wesen des Menschen, dessen Gut-Sein nun einmal unvollkommen ist. Diese Wunde haben uns nach biblischem Bericht unsere Stammeltern Adam und Eva geschlagen. Nun ist es nicht so, dass Gott ein so nachtragender, beleidigter Gott wäre, der einen Ausrutscher allen weiteren Generationen anrechnen würde. Adam und Eva stehen für die Menschheit schlechthin, in deren Herz der Widersacher, die Schlange immer wieder Zweifel an Gottes Liebe sät. Im Fall der ersten Menschen geschieht dies durch die simple Frage, ob Gott wirklich verboten habe, von den Bäumen des Gartens zu essen. Bewusst wird die Aussage Gottes, nur der Baum der Erkenntnis sei tabu, verdreht. Dann behauptet der Satan, Gott wolle den Menschen die Erkenntnis vorenthalten, da sie sonst wie Gott seien. Denselben Wunsch, der Luzifer seinen Platz an Gottes Seite gekostet hat, nämlich wie Gott sein zu wollen, sät er nun in das Herz Evas. Adam sieht tatenlos zu als Eva mit der Schlange spricht, als sie die Frucht pflückt und isst und nimmt sie schließlich aus Evas Hand, um selbst davon zu essen. „Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren“, heißt es in der Bibel. Allein in diesem Satz wird so viel ausgesagt, was die Menschen durch den Sündenfall verloren haben: den anderen nur mit dem Blick der Lieben ansehen zu können, den anderen ganz sehen zu können, nicht nur den Körper, die Schönheit des Körpers erkennen können ohne Anzüglichkeiten oder Hintergedanken, mit einem so reinen Blick wie ein Kind der Nacktheit des anderen begegnen.

Adam wird von Gott zur Rede gestellt, schließlich war ihm der Garten und die Frau anvertraut worden. Schon seit Adam scheinen die Menschen immer wieder zu vergessen, dass sie Gott Rechenschaft schuldig sind. Und schon seit damals arbeitet der Mensch mit faulen Ausreden. „Die Frau, die du mir beigesellt hast, hat mir zu essen gegeben“, so lautet Adams Antwort. Nicht nur, dass er sich vor der Verantwortung drückt, im letzten beschuldigt er sogar Gott, ihn eine so schlechte Frau gegeben zu haben. Eva wälzt die Verantwortung ebenfalls ab, auf die Schlange. Was dann folgt, kennen wir aus unserem Alltag. Gott prophezeit den Menschen die Mühsal des Alltags und des Beziehungslebens. Alles, was Gott so gut erschaffen hat, ist aus dem Lot geraten. Am Ende eines jeden Lebens steht der Tod. Dabei darf dies jedoch nicht in erster Linie als Strafe Gottes an den Menschen gesehen werden, sondern einfach als Folge der Sünde. Auch das verkennen wir heute oft. Unsere Sünden haben Folgen: manche sind unmittelbar, manche wirken sich langfristig aus, alle sind relevant für unser Leben nach dem Tod.

Nun mögen vielleicht manche einwenden, dass ein allmächtiger Gott doch diese Folgen ändern könnte, dass er doch die Erbsünde aufheben oder ungeschehen machen könnte. Ja, das könnte er, mehr noch, er hat es bereits getan, indem er seinen eigenen Sohn, Jesus Christus, als Sühnopfer für uns alle hingegeben hat. Durch die Taufe sind wir mit ihm verbunden und werden von der Erbsünde befreit, wenngleich wir auch – wie bei allen Sünden – unter den Folgen weiter leiden. Eine dieser Folgen ist eben das Gift des Misstrauens gegenüber Gott. Der Blick auf die Muttergottes am heutigen Festtag kann uns helfen, dieses Misstrauen zu überwinden, indem wir versuchen, wie sie zu allem, was Gott von uns möchte, ja zu sagen.

Der 8. Dezember (8.12.)

Am heutigen Feiertag fiel mir nach einem Gespräch in dem es darum ging, ob der 8. Dezember denn nun wirklich ein „richtiger“ Feiertag sei, die folgende Geschichte wieder ein.
Es wurde unter ihnen kein Sonntag
Eines Tages kamen unter einem großen Baum die Tiere zusammen, weil auch sie einen Sonntag haben wollten wie die Menschen. Der König der Tiere, der Löwe, erklärte: „Das ist ganz einfach. Wenn ich eine Gazelle verspeise, dann ist für mich Sonntag.“ Das Pferd meinte: „Mir genügt schon eine weite Koppel, dass ich stundenlang austraben kann, dann ist für mich Sonntag.“ Das Schwein grunzte: „Eine richtige Dreckmulde und ein Sack Eicheln müssen her, dann ist für mich Sonntag.“ Das Faultier gähnte und bettelte: „Ich brauche einen dicken Ast um zu schlafen, wenn es bei mir Sonntag werden soll.“ Der Pfau stolzierte einmal um den Kreis, zeigte sein prächtiges Federkleid und stellte höflich, aber bestimmt fest: „Nur ein Satz neuer Schwanzfedern, er genügt für meinen Sonntag.“
So erzählten und erklärten die Tiere stundenlang und alle Wünsche wurden erfüllt. Aber es wurde unter ihnen kein Sonntag. Da kamen die Menschen vorbei und lachten die Tiere aus: „Ja, wisst ihr denn nicht, dass es Sonntag wird, wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht?“ (aus Afrika)

Was in der Geschichte über den Sonntag ausgesagt wird, gilt für alle Feiertage genauso. Und was den Tieren wiederfährt, sehen wir heute auch bei allzu vielen Menschen. Wo Gott keinen Platz mehr im Leben hat, gibt es keinen Sonntag und keinen Feiertag mehr. Und so vergeht für viele der heutige Tag im Arbeitsstress oder im Einkaufsstress oder im Sportstress. Und ich bin einfach froh, dass heute Feiertag ist, ein Tag an dem ich all das, was so viele stresst, nicht tun muss.

Die Macht des Gebetes (10.11.)

Irgendwie komme ich mir komisch vor, an dieser Stelle über das Gebet zu schreiben, da es in unserer Pfarre gewiss viele größere Beter gibt als mich. Trotzdem durfte ich in der letzten Zeit immer wieder erfahren, welch eine Gnade es ist, beten zu können und welche Macht im Gebet steckt. Für mich gibt es deshalb ganz klar, einige Argumente, die für das Gebet sprechen:Es rettet aus der Ohnmacht, mit der wir angesichts von Schicksalsschlägen und Hiobsbotschaften konfrontiert sind. Das Gefühl, überhaupt nichts zu tun können, ist ganz furchtbar und schlägt leicht in Verzweiflung über. Wer beten kann, der kann etwas tun. Nämlich Gott das Anliegen vortragen, den geliebten Menschen oder die schwierige Situation Gott anvertrauen und bei IHM Hilfe erbitten, wo menschliche Hilfe schwach ist oder ganz versagt.Es nimmt uns die Last der vielen schlechten Nachrichten, die uns täglich erreichen und uns zu erdrücken droht. Seien es nun ganz persönliche Anliegen oder Gebete für Freunde und Bekannte, die es momentan schwer haben oder der Blick in die Zeitung oder die Hauptnachrichten, der uns in die Knie zwingt. Wir können alles Gott übergeben. ER trägt die Last, ER nimmt uns ab, was für uns zu schwer ist.Es vertieft unsere Beziehung zu Gott. Wie man beim Gespräch mit Bekannten, das sich vielleicht über einen längeren Zeitraum immer mehr vertieft, merkt, dass aus der Bekanntschaft eine Freundschaft wird, so wird auch unsere Freundschaft mit Gott immer intensiver, je regelmäßiger und intensiver und auch persönlicher wir mit ihm sprechen.Beten schafft aber auch Gemeinschaft unter den Betern. Egal ob man sich nur flüchtig kennt oder befreundet ist, das gemeinsame Gebet für ein bestimmtes Anliegen verbindet. Man teilt eine gemeinsame Sorge, und mehr noch, man teilt die Art und Weise damit umzugehen. In unserer Pfarre und darüber hinaus gibt es eine sehr lebendige Gebetsgemeinschaft, oft eine regelrechte Gebetskette und wie wohl tut es zu wissen, dringende Anliegen ohne viel Aufhebens anderen Mitbetern anvertrauen zu können und so nicht allein damit vor Gott zu stehen, der uns verheißen hat, dass alles, was zwei gemeinsam im Namen Jesu erbitten, sie erhalten werden, wenn sie glauben.Das wichtigste Argument für das Gebet jedoch ist schlicht und einfach, dass es wirkt. Gott erhört Gebete. Es ist geradezu staunenswert, wie sich im Alltag kleinere und größere Wunder ereignen, in denen wir durch das Licht des Glaubens den Finger Gottes erkennen können. Was gibt es schöneres, als von einer Gebetserhörung zu erfahren. Gewiss kann Gott unser Gebet auch manchmal auf unerwartete Weise annehmen, weshalb es gut ist im Gebet oft das „dein Wille geschehe“ zu sprechen, damit wir es so verinnerlichen, dass wir immer mehr glauben können, dass es selbst dann, wenn ein Gebet scheinbar nicht gehört wurde, zu unserem Besten ist.

Der Herr ist mein Hirte (5.10.)

Als unser Herr Dekan gestern beim Seelenrosenkranz den Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ betete, fühlte ich mich an zwei Gelegenheiten erinnert, wo mich dieses Psalmwort besonders begleitet hat. Als ich nach dem Abschluss der Pädak im Sommer 2002 mit einer Gruppe aus unserer Pfarre und Umgebung beim Weltjugendtag in Toronto war, war eines meiner größten Anliegen meine berufliche Zukunft. Die Zusagen und Absagen für die Lehrerstellen waren schon verteilt, ich war leer ausgegangen und fragte mich ernstlich, was ich denn jetzt mit meinem Leben anfangen sollte. Einer aus der Gruppe der Lorettos, denen wir uns angeschlossen hatten, hatte ein Säckchen mit Bibelworten bei sich und lud mich und einige andere ein, Gott eine Frage oder ein Anliegen hinzulegen, ein Gebet zu sprechen und dann eine Bibelstelle zu ziehen und diese als Antwort zu verstehen. Ich zog damals den Psalm 23. Dieses Wort berührte mich zutiefst und brachte mir einen echten inneren Frieden. Ich schöpfte Vertrauen, dass Gott schon wissen würde, wo er mich hinhaben wollte und im Herbst bekam ich dann doch eine Anstellung. Doch auch schon früher, während meiner Ausbildung war mir der Psalm 23 untergekommen. Ich sollte als Studentin bei einer Religionsstunde zuschauen, um von der Lehrerin zu lernen. Diese hatte die Schüler als Hausübung den Psalm 23 auswendig lernen lassen, nachdem sie ihn gemeinsam gelesen und darüber gesprochen hatten. Sie fragte daraufhin die Kinder, welchen Sinn es habe, diesen Text aus der Bibel auswendig zu lernen. Ohne zu zögern antwortete ein Schüler: „Damit wir dieses Gebet können, wenn wir es brauchen.“ Was für eine weise Antwort aus dem Mund eines 11 – oder 12-Jährigen. In der Tat ist es so, dass wir vorgeformte Gebete brauchen, gerade für die Momente, wo wir sprachlos sind, angesichts unserer Sorgen, unserer Schmerzen oder unserer Trauer, aber auch wenn uns vielleicht vor Freude und Glück die Worte fehlen. Die Psalmen sind ein großer Schatz an wertvollen Gebeten für jeden Anlass, weil sie einerseits zutiefst menschlich sind und andererseits ganz auf Gott ausgerichtet. Es sind Gebete ohne Ablaufdatum, die damals genauso wie heute eine große Hilfe sind, das, was unser Herz bewegt auszudrücken aber auch unser Herz mit dem Gebetsschatz zu nähren. Wir dürfen nämlich gewiss sein, dass es unser Innerstes verändert, wenn wir vertrauensvoll mit dem Psalmisten beten: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen, er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Hulde werden mir folgen mein Leben lang, und im Hause des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.“

Einige Psalmen zum Kennenlernen findet ihr auch in unserer Rubrik Sakramente/Gebete.

Bettina Rahm

Wo Gott ist, ist Leben! (28.9.)

Kürzlich berichteten der ORF und andere Medien über die Aussagen eines Demografen, der unter anderem feststellte, dass Katholiken (gemeint sind die Praktizierenden, die auch am Sonntag an der Heilige Messe teilnehmen) eine höhere Geburtenrate als die Durchschnittsbevölkerung haben. Während in manchen Foren eine Diskussion über die Ausbreitung des Islam, die ebenfalls Thema des Interviews war, entbrannte, stieß ich mich – neben der Tatsache, dass die Gläubigen in einem Atemzug mit den Ungebildeten, die laut Statistik ebenfalls eine höhere Kinderzahl haben, erwähnt wurden – vor allem an der lapidaren und oberflächlichen Erklärung für diese Tatsache. Der österreichische Demograf Wolfgang Lutz wird mit der Aussage zitiert, dass religiöse Menschen oft mehr an sozialen Kontakten und Gemeinschaft interessiert seien und sich das auch in höheren Geburtenraten niederschlage. Das klingt ja fast so, als hätten Gläubige nur deshalb mehr Kinder, weil sie nicht allein sein wollen. Es ist bemerkenswert, dass einerseits immer wieder der Kindermangel beklagt wird, andererseits gar nicht genau hingeschaut wird, warum manche eben doch noch mehr als die statistischen 1,4 Kinder bekommen. Die Frage müsste doch lauten: Warum bekommen manche mehr Kinder und wie kann die Gesellschaft, der Staat eine Haltung in der Kinder willkommen sind fördern. Ohne dass die Reihenfolge eine Wertung oder Gewichtung darstellt und ohne Anspruch auf Ausschließlichkeit und Vollständigkeit, sind mir folgenden Gründe für eine größere Kinderzahl eingefallen:Das Bewusstsein, dass Kinder in erster Linie ein Geschenk Gottes sind, nicht eine Karrierebremse oder finanzielle BelastungDas Bewusstsein, dass Opfer – und selbst der Frömmste würde wohl nicht behaupten, dass einem in der Begleitung und Erziehung von Kindern nicht auch Opfer abverlangt werden – nicht umsonst sindDas Bewusstsein, dass menschliche Nähe wertvoller ist, als materieller Wohlstand und dass sich so mancher Verzicht (zB auf einen Urlaub oder ein besseres Auto) lohntDas Bewusstsein, dass jedes Leben einzigartig und kostbar ist, so dass auch Kinder aus überraschenden Schwangerschaften angenommen werdenDas Bewusstsein, dass Gott an unserer Seite ist und wir deshalb auch unsere familiären Sorgen ihm anvertrauen können und mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft blicken dürfenDas Bewusstsein, dass sich der Mut zu mehr Kindern immer als Segen auf die Familie zurückfälltDas Bewusstsein, dass zur menschlichen Sexualität auch die Fruchtbarkeit gehört und das großherzige Ja zu einem Leben in der Ordnung Gottes
Was die Statistik zeigt, ist nichts anderes, als ein Abbild dessen, was wir glauben: Wo Gott ist, ist Leben!

Vom Dialog

Heute hört man innerhalb der Kirche oft den Begriff Dialog. Die Priester sollen mit den Gläubigen einen Dialog führen, die Bischöfe sind dialogbereit gegenüber allen möglichen Gruppierungen. Doch kommt mir oft vor, es gibt ein Missverständnis über die Bedeutung dieses Wortes, über dessen Inhalt. Eine ganz neutrale Auffassung ist, unter einem Dialog einfach ein Gespräch zu verstehen. So weit, so gut. Und doch gibt es nicht wenige, die einfach so lange laut „Dialog“ schreien, bis bei den Gesprächen das Ergebnis herauskommt, dass sie wollen.

Ein kürzlich erlebtes Beispiel zeigt vielleicht, was Dialog meiner Meinung nach sein kann. Nach dem Artikel über den Zölibat, der vor einiger Zeit im Pfarrbrief erschienen ist, bekam ich eine Rückmeldung von einem Bekannten, der meine Argumente anzweifelte und sie zu widerlegen versuchte. Daraus entstand ein längerer E-Mail-Kontakt, bei dem wir unsere Argumente vertiefen, besser erklären und die des anderen in Frage stellen konnten. Natürlich hätte ich mir gewünscht, den anderen zu für meine Ansichten zu gewinnen, weil ich von dem, was ich gesagt und geschrieben habe, überzeugt bin. Am Ende blieb ich eine Zölibatsbefürworterin und er ein Zölibatsgegner. Obwohl es keinem von uns gelungen ist, den anderen umzustimmen, kann man doch nicht behaupten, es hätte kein Dialog stattgefunden. Wäre mein Gegenüber jetzt ein Mitglied irgendeiner selbsternannten Reforminitiative, würde er -da am Ende unseres Schriftverkehrs nicht einmal ein Kompromiss herausgekommen ist -einfach in regelmäßigen Abständen behaupten, wir müssten über den Zölibat reden, obwohl eigentlich alles gesagt ist. Ein redlicher Gesprächspartner wird vermutlich sagen: Wir werden uns in diesem Punkt nicht einigen, wir können trotzdem in anderen Punkten einer Meinung sein. Auch menschlich kann so ein Dialog viel bringen, wenn er uns am Ende Toleranz und Achtung vor dem Andersdenkenden lehrt. Für mich war die Diskussion über den Zölibat sehr gewinnbringend. Ich konnte mich in der Argumentation üben, ich konnte Gegenargumente kennenlernen und überlegen, wie ich sie entkräften könnte. Ich konnte meinem Kritiker vielleicht Denkanstöße geben. Ich erinnerte mich dabei immer wieder an die Zeit, bevor ich die Lehre der Kirche wirklich kennengelernt hatte und selbst ähnlich argumentierte. Heute bin ich dankbar für die Gnade des Glaubens und vor allem bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass manches eben nur im Licht des Glaubens ganz verstanden werden kann. Eine Befürchtung oder ein Vorurteil gegenüber gläubigen Menschen ist ja immer, dass der Glaube, blind mache, dass er die Wahrnehmung, die Sicht auf die Welt einenge. Ich erlebe es genau umgekehrt. Wer glaubt, sieht mehr! Zum Beispiel auch die Schönheit des Zölibats.

Bettina Rahm

Götzen – auch heute noch? (13.9.)

Der Begriff „Götze“ kommt in der Bibel einige Male vor, trotzdem ist es mir schon öfter im Gespräch so ergangen, dass wenn das Wort „Götze“ fällt, die Leute nachfragen, was das denn eigentlich sei. Im Wortstamm steckt noch das Wort Gott, es meint aber, dass etwas oder jemand, der nicht Gott ist an Gottes Stelle tritt. Im Judentum und im Christentum gibt es die Zehn Gebote, deren erstes die Anbetung anderer Götter verbietet. Wie wir wissen, hat das auserwählte Volk Israel schon bald nach seiner Rettung sich einem Götzenbild, dem goldenen Kalb, zugewandt. Doch gibt es das auch heute? Ist das auch in unserer Zeit ein Problem, dem man zB in so einem Kommentar nachgehen soll? Es gibt in unserem Sprachgebrauch den Begriff, etwas oder jemanden „abgöttisch“ lieben, das meint eine Liebe, eine Verehrung, ja an Anbetung (man sagt ja zB auch der oder die „Angebetete“) grenzende Hingabe, die eigentlich nur Gott gebührt. Direkt gefragt, werden die allermeisten Christen sicherlich von sich behaupten, dass sie selbstverständlich keine anderen Götter anbeten. Viele denken dabei vielleicht an die antike Götterwelt der Griechen und Römer oder die Gottheiten in den östlichen Religionen. Doch es geht um mehr als nur um den Kult. Es geht darum, was in meinem Herzen den ersten Platz einnimmt. Gott will in unserem Leben die Nummer eins sein. Wenn Gott nämlich an erster Stelle steht, hat auch alles andere seinen richtigen Platz, weil Gott uns nichts wegnimmt, sondern alles schenken will. Wir brauchen uns ja nur fragen, was uns die Zeit zum Gottesdienst oder zum Gebet „stiehlt“ oder was häufige Ausreden anderer sind. Es gibt viele Götzen, die vielleicht langsam und schleichend, vielleicht zunächst unbemerkt den Platz Gottes in unserem Leben einnehmen. Manche tun alles für den Sport. Da gibt es keine unpassende Uhrzeit