Zum Geburtstag von Georg Ratzinger
Zum 100. Geburtstag von Domkapellmeister und Papstbruder Georg Ratzinger
Am 15. Jänner 2024 wäre Domkapellmeister Georg Ratzinger seinen 100. Geburtstag gefeiert. Da sind mir einige Dinge in Erinnerung gekommen, weil ich ihm und seinem Bruder Papst Benedikt XVI. mehrmals begegnen durfte.
Georg Ratzinger hat schon als Bub musikalische Begabungen gezeigt. In der Stadt Tittmoning lernte er Harmonium und wurde dort mit der Kirchenmusik vertraut. Schon mit 10 Jahren wurde er von seinem Pfarrer als Organist für Schulmessen eingesetzt und hatte schon den Wunsch, einmal Domkapellmeister zu werden. Georg Ratzinger trat mit seinem Bruder Joseph 1946 ins Priesterseminar der Erzdiözese München ein und beide wurden 1951 zum Priester geweiht.
Georg und Joseph Ratzinger hatten gute Beziehungen zu Salzburg. Von Traunstein aus radelten die Brüder nach dem Anschluss Österreichs oft nach Salzburg, wo sie ihre Liebe zu Mozart entdeckten. Joseph Ratzinger war als junger Theologe Stargast bei den Salzburger Hochschulwochen.
Georg Ratzinger wurde 1964 neuer Domkapellmeister am Regensburger Dom und Chorleiter der bald weltberühmten Regensburger Domspatzen und ließ in seiner 30-jährigen Tätigkeit den Knabenchor, wie Michael Hesemann schrieb, zu „einer weltweiten Institution” und zu „bayerischen Kulturbotschaftern“ auf drei Kontinenten heranreifen.
Im Jahre 1989 durfte ich Georg Ratzinger erstmals kennenlernen. Ich chauffierte ihn, seinen Bruder, Kardinal Joseph Ratzinger und deren Schwester Maria, eine ganz feine und liebenswürdige Person, vom Urlaubsort Hofgastein nach Salzburg, wo Kardinal Ratzinger im Auftrag des Papstes Erzbischof Georg das Pallium verlieh.
Im Jahre 1996, meinem ersten Kooperatorenjahr in Hofgastein, machten Georg und Kardinal Joseph Ratzinger Urlaub im Pfarrhof Hofgastein. Sie kamen mit einem Chauffeur, der gleich wieder nach Hause fuhr und verbrachten den Urlaub im Pfarrhof. Joseph hatte einen Koffer Bücher mit und las häufig, während sein Bruder im Zimmer CDs hörte. Der Historiker Hesemann schrieb , dass die Studienkollegen im Priesterseminar die beiden Ratzingerbrüder wegen ihrer speziellen Interessen für Musik und Theologie „Orgel-Ratz“ und „Bücher-Ratz“ nannten. Joseph und Georg Ratzinger waren sehr einfach, in der Früh zelebrierten sie die Heilige Messe, beim Frühstück und beim Abendessen ergaben sich viele Gespräche. Zum Mittagessen gingen sie in ein Hotel. Köchin Rosi organisierte einige Ausflüge. Ich war erstaunt darüber, dass Joseph Ratzinger praktisch alle Professoren der theologischen Fakultät und viele weitere Persönlichkeiten kannte. Er fragte mich zum Beispiel nach einem Prälaten aus meiner Heimatgemeinde, der schwer erkrankt war, was ich nicht einmal gewusst hatte.
Bei einem späteren Hofgasteinurlaub lud ich Joseph und Georg Ratzinger zu einem Konzert bei den Salzburger Festspielen ein, was ein unvergessliches Erlebnis war.
Am 14. April 2014 konnte ich Georg Ratzinger mit dem Buchhändler Christoph Hurnaus in Regensburg einen Besuch abstatten. Er begrüßte mich mit den Worten, da kommt jetzt der Polizist. Wir hatten ein sehr anregendes Gespräch, bei dem der schon fast erblindete Prälat viele Anekdoten erzählte und herzhaft lachte.
Als ich einige Zeit später eine 30 minütige Audienz bei Papst Emeritus Benedikt in Rom hatte, sagte dieser gleich: Sie haben ja jüngst meinen Bruder in Regensburg besucht.
Georg Ratzinger war ein tiefgläubiger Priester und eine herausragende Persönlichkeit der Kirchenmusik.
In unserer Pfarre Zell am Ziller ist die Theologie von Papst Benedikt gegenwärtig. Die Kirchenmusik hat in unserer Pfarre Zell auch einen sehr hohen Stellenwert. Wir haben zu Weihnachten und Ostern noch Orchestermessen von höchstem Niveau. Unsere Dekanatspfarrkirche gleicht einem Dom und Chorleiter Pfister Richard mit seinem Chor, unserem hervorragenden Kirchenchor, einem Domkapellmeister!
Ignaz Steinwender
Der Beitrag Hesemans über Georg Ratzinger ist auf kath.net einzusehen, ebenso die Predigt von Kardinal Gerhard Müller anlässlich des 100. Geburtstages.