Seliger Kaiser Karl – bitte für uns! Zum Gedanktag am 21.Oktober

Seliger Kaiser Karl – bitte für uns! Zum Gedanktag am 21.Oktober

Anbei die Predigt zum 100. Todestag des seligen Kaisers Karl am 1. April 2022 und einige Gedanken zur aktuellen Situation.

Predigt zum 100. Todestag von Kaiser Karl

                                             am 1. April 2022, Zell am Ziller

                                                                  von Ignaz Steinwender

Liebe Gläubige! Lieber Verehrer des Seligen Kaiser Karl!

Heute vor 100 Jahren ist der selige Karl in Madeira gestorben, als Verbannter, nach langem schweren Leiden, das er für seine Völker aufgeopfert hat, im Kreise engster Angehöriger, im Beisein seines ältesten Sohnes, den er rufen ließ, und – heiligmäßig.

Warum Heilige verehren?

Wenn wir heute aus diesem Anlass eine Heilige Messe feiern, dann fragen wir zunächst: Warum verehren wir Katholiken Heilige?

  • Wir verehren Heilige, weil der Mensch Vorbilder braucht, Leuchten auf dem Weg des Lebens, Helfer, die ihn stärken.
  • Wir verehren Heilige, weil sie uns den Glauben vorlebten, jeder auf seine Weise in seinen speziellen Lebensumständen
  • Wir verehren eigentlich nicht die Heiligen selbst, sondern mehr das Wirken Gottes in ihnen und durch sie
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Warum Kaiser Karl verehren?

Warum aber, so könnten wir weiterfragen, sollen oder dürfen wir im Besonderen gerade auch Kaiser Karl verehren?

Vielleicht denken manche jetzt gleich an den Krieg, an den ersten Weltkrieg, währenddessen Karl die Kaiserwürde oder besser gesagt die Kaiserbürde aufgeladen bekam? Oder denken wir an den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine, von dem die Medien täglich und zumeist einseitig berichten. In Wirklichkeit gibt es ja viele Hintergründe eines jeden Krieges und sogar Zusammenhänge zwischen diesen beiden Kriegen. Wer die Geschichte des Ersten Weltkrieges kennt, seine Vorgeschichte, den Verlauf und die Entwicklung danach, der wird auch heutige Entwicklungen besser und vor allem tiefgründiger beurteilen können.

Man könnte aber auch an andere Formen des Krieges denken. Denken wir an den Krieg gegen das Leben, gegen die Familie oder gegen das Menschsein an sich.

  • Heute haben wir bei uns im Westen seit Jahrzehnten einen Krieg gegen das Leben, gegen die Ungeborenen, die gesetzlich nicht geschützt werden, gegen das Leben am Ende, denken wir an das Gesetz zum assistierten Suizid. Mutter Teresa hat sogar einen direkten Zusammenhang hergestellt und gesagt, dass die Tötung Ungeborener die größte Gefahr für den Weltfrieden sei.
  • Es gibt heute einen subtilen Krieg gegen die Familie, z. B. durch die Genderideologie und weitere Lobbys, durch die Medien und diverse Gesetze. Dieser Krieg richtet sich gegen das Fundament der Gesellschaft und betrifft letztlich alle.
  • Und, liebe Gläubige, es gibt bei uns einen subtilen Krieg gegen den Menschen, gegen das Menschensein an sich, gegen das, was die Würde des Menschen ausmacht, seine Abbildlichkeit Gottes. Dies geschieht, indem immer mehr Menschen in Abhängigkeiten getrieben werden, wirtschaftlich, sozial, es geschieht, indem der Gewissensdruck zunimmt und indem der Mensch immer mehr von der Person zur Marionette degradiert wird, zum Rad im Getriebe, zum bloßen Faktor in der Wirtschaft, zum Objekt der Propaganda, zur bloßen Nummer. Letztlich wird den Menschen Gott aus dem Herzen gerissen, die Gottebenbildlichkeit, die sich besonders in der Freiheit des Gewissens ausdrückt.
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Diese hier angeführten Kriege haben eine tiefere Wurzel, die in der Fatimabotschaft von 1917 die Irrtümer Russlands genannt werden, den Marxismus. Und dieser breitet sich subtil im Westen aus, während in Russland eine gegenteilige Tendenz zu beobachten ist. Auch in der Kirche gibt es eine teilweise marxistische Unterwanderung, was man daran erkennt, dass kirchliche Vertreter in diesem geistigen Krieg kaum mehr Widerstand leisten oder Mitläufer, vielleicht sogar Beteiligte geworden sind.

Dabei sollen wir noch einen Krieg bedenken, den Krieg im eigenen Herzen. Jeder, der versucht, den Glauben ernsthaft zu leben, wird einen inneren geistlichen Kampf erfahren und zu führen haben.

Was macht den Seligen Kaiser Karl zur Verehrung anziehend?

Gerade hier, vor diesem Hintergrund können wir die Frage stellen. Warum gerade einen seligen Kaiser verehren? Ich denke, dass gerade er für unsere Zeit Haltungen verkörpert, die für uns hilfreich, entscheidend oder sogar überlebenswichtig sind. Ich möchte hier fünf Punkte anführen:

  1. Streben nach dem Frieden: Kaiser Karl wollte mit allen Mitteln den Krieg vorzeitig beenden und einen dauerhaften Frieden erwirken, dafür setzte er sich ganz ein. Er war sich auch der tieferen Ursachen des Krieges und der notwendigen Grundlagen eines dauerhaften Friedens bewusst. Und – er hatte einen Frieden im Herzen, den Frieden, von dem Jesus sagt: Einen Frieden gebe ich euch, den die Welt nicht geben kann. So konnte er wirklich mit ganzer Kraft für einen Frieden eintreten. Dass er damit nicht durchkam, lag nicht an ihm.
  1. Verantwortung vor Gott: Kaiser Karl hatte das tiefe Bewusstsein, das er vor Gott für alle ihm anvertrauten Völker, seine Familie und alle Menschen, die ihm begegneten und anvertraut waren, verantwortlich ist. Dieses Bewusstsein hat ihm geholfen, klar zu sehen und bedingunglos seine Grundsätze zu vertreten.  Genau das wäre heute der springende Punkt, nicht nur für Politiker sondern für jeden Christen. Bin ich mir bewusst, dass ich vor Gott für meine Kinder, meine Eltern, meine mir in der Firma oder in der Politik anvertrauten Menschen verantwortlich bin? Wenn dieses Bewußtsein der Verantwortung vor Gott fehlt, dann wird der Mensch die eigene Macht ausüben, die eigene Ehre und den eigenen Vorteil suchen und der andere Mensch wird leicht zum Mittel dafür.
  1. Der Geist des Dienens: Professor Josef Gelmi von Brixen hat in einem Beitrag geschildert, wie Kaiser Karl, als er 1918 in Innsbruck war, um eine Kaiserjägerausstellung zu eröffnen, auf der Heimfahrt den Zug in Jenbach halten ließ und dann zu Fuß nach Eben am Achensee ging, um dort bei der Heiligen Notburga zu beten. Er hat eine Dienstmagd verehrt. Das allein weist darauf hin, wie er sehr sein Amt als Dienst aufgefasst hat, wie er vom Geist des Dienens beseelt war. Er hat das erste Sozialministerium der Welt eingeführt, er hat im Krieg auch die Ration gegessen, die ein einfacher Mensch im Krieg bekam, sein Dienen ging soweit, dass er am Schluss sein schweres Leiden für seine Völker ganz bewusst aufopferte!
  1. Die Waffenrüstung Gottes anziehen: Weil Kaiser Karl demütig war, war ihm auch klar, dass er als einfach Mensch nichts bewirken kann. Er hat auf Gott vertraut und die Mittel, die ihm die Kirche gab angenommen, eben, wie Paulus sagt, die Waffenrüstung Gottes (Eph 6,13) angezogen. Er hat diese kostbaren Mittel und Kraftquellen geschätzt, die tägliche Messe, den täglichen Rosenkranz, das Wort Gottes und die Verehrung der Heiligen. Nur so ist zu erklären, dass er in schwierigsten Situationen ein unerschütterliches Gottvertrauen bewahrte.
  1. Standhalten in der Ohnmacht: Der fünfte Punkt scheint mir ebenfalls wichtig zu sein, nämlich das Standhalten in der Ohnmacht. Manche Historiker sagen ganz einfach: Kaiser Karl ist gescheitert? Allein aus dem historischen Blickwinkel gesehen, mag es so sein. Aber ist er wirklich gescheitert? Er hat durch die Kaiserbürde eine Last übernommen, an deren Zustandekommen er nicht schuldig war. Er hat diese Last getragen. Obwohl er mächtig war, war er zugleich viel ohnmächtiger. Die Dominanz der deutschen Heeresleitung, illoyale Mitarbeiter, die Dynamik des Kriegsgeschehens und vieles mehr konnte er nicht einfach ändern. Aber: Er ist nicht davongelaufen, hat sich nicht entmutigen lassen. Er ist Gott treu geblieben, er ist sich selbst und seinen Aufgaben treu geblieben. Vielleicht ist er gerade darin für uns ein ganz wichtiger Fürsprecher? Denn, wir werden durch gegenwärtigen Entwicklungen vieles an Handlungsspielraum verlieren, wir werden mit Sicherheit – und zwar alle – durch große Ohnmachten gehen müssen. Dafür brauchen wir gerade diesen Seligen als Fürsprecher.

Abschließend zur Frage des Scheiterns von Kaiser Karl. Wir sind es heute gewohnt, alles nach dem momentanen irdischen Erfolg zu beurteilen. Dabei tragen wir als Logo das Kreuz. Dieses Zeichen, Symbol der der größten Niederlage, ist zum Zeichen des Heiles, des größten Sieges geworden.

Mein Doktorvater, der im Vorjahr verstorben ist, hat mir einmal gesagt: „Dass es uns in Österreich, den Umständen entsprechend, immer noch relativ gut geht, verdanken wir sicher dem Kaiser Karl.“

  • Politisch hat Kaiser Karl alles verloren, aber er hat durch sein heiligmäßiges Leben und Sterben in Christus gesiegt!
  • Die Kaiserkrone hat man ihm genommen, dafür hat er die Krone des ewigen Lebens erhalten.
  • Seine weltliche Herrschaft ging zu Ende, dafür herrscht er nun zusammen mit allen Heiligen mit Christus im Himmel.

Papst Pius der X. hat bei einer Audienz dem Karl vorausgesagt, dass der die Kaiserwürde bekommen werde und – was noch viel bedeutsamer ist – dass er nach seinem Tod eine größere Wirksamkeit erlangen werde.

Wenn wir, liebe Gläubige, Kaiser Karl, oder noch besser das Wirken Gottes durch ihn ehren, dann werden wir persönlich erfahren, dass wir durch diesen Seligen von Gott reich beschenkt werden, damit wir selber zum Geschenk werden.

Seliger Kaiser Karl, bitte für unsere Pfarre, bitte für unser Land Tirol, das du geliebt hast, bitte für unsere Heimat Österreich und Europa, bitte für die Heilige Kirche, bitte für alle Familien, bitte für uns, bitte für mich! Amen.

21.10. Sel. Kaiser Karl

Liebe Gläubige! Noch ein paar Anmerkungen mit einem Gebet zu Kaiser Karl!

Kaiser Karl wurde am 3. Oktober 2015 von Johannes Paul II., dessen Vater noch in der Armee von Kaiser Karl gedient hatte, seliggesprochen. Im Anschluss an die Seligsprechung kam es am Petersplatz zu einer ergreifenden und historischen Begegnung zwischen Papst Johannes Paul II. und dem Sohn des Seligen, Otto von Habsburg.

Kaiser Karl hat als letzter Habsburger den Titel König von Jerusalem getragen. Mit diesem Titel galt der Kaiser als eine Art Protector für die Christen im Heiligen Land, obwohl damit keine reale Macht verbunden war. Kaiser Karl konnte durch die politischen Umstände nicht nach Jerusalem reisen. Durch seine Sichtweise, durch sein Leben und Wirken und natürlich durch seine Seligsprechung erhielt dieser Titel auch eine spirituelle Dimension. Sein Vorgänger, Kaiser Franz Josef reiste 1869 aus Anlass der Eröffnung des Suez-Kanals in den Nahen Osten und kam so auch nach Jerusalem.

Am 27. März 2009 hielt der damals 97-jährige Otto von Habsburg in Zell am Ziller in freier Rede einen Vortrag über Andreas Hofer zum Jubiläum 200 Jahre Tiroler Freiheitskampf. Er beendete den Vortag mit den Worten: „Andreas Hofer hat für den Glauben gekämpft ist für den Glauben gefallen!“ Wie mir sein ehemaliger Sekretär im Europaparlament berichtet, hat sich Otto von Habsburg sehr über diese Einladung und besonders auch über den landeüblichen Empfang unter Beteiligung der Schützenkompanie gefreut und dies auch öfters erzählt. Bei mir hat sich Otto von Habsburg mehrfach für die Feier der Heiligen Messe z. E. des Seligen Kaiser Karl bedankt. Dies war übrigens der letzte öffentliche Auftritt von Otto von Habsburg in Österreich. Er fuhr tags darauf nach Ungarn, um sich im Wahlkampf für seinen Sohn zu engagieren. Dabei stürzte er bei einer Veranstaltung und war fortan bis zu seinem Tod ans Bett gefesselt.

Im Jahre 2015 wurde im Österreichischen Hospiz in Jerusalem eine Reliquie von Kaiser Karl zur Verehrung deponiert.

In Zell am Ziller hat Erzbischof Wolfgang Haas, der Kaiserin Zitha persönlich kannte, am 15. Oktober 2017 im Rahmen der abgeschlossenen Kirchensanierung, bei der am mittleren rechten Seitenaltar ein Portrait von Kaiser Karl angebracht worden war, eine Reliquie in den Seitenaltar eingesetzt. Die Festmesse wurde von der Kaiserjägermusik umrahmt.

Liebe Gläubige!

Im gegenwärtigen Nahostkonflikt könnt und sollt ihr den Seligen Kaiser Karl besonders als Fürsprecher anrufen:

Seliger Kaiser Karl, du hast den Krieg nie gewollt. Du hast die Schrecken des Krieges durch eigene Fronterfahrung kennengelernt, und alles Menschenmögliche unternommen, um den Krieg zu beenden.

Wir bitten dich als Fürsprecher und Anwalt des Friedens, erflehe uns ein Ende von Krieg und Terror, damit das sinnlose Sterben so vieler Menschen ein Ende habe.

In Deinem Reich lebten nicht nur viele Völker, darunter auch Ukrainer, sondern auch Christen, Juden und Muslime friedlich beisammen.

Du trugst den Titel König von Jerusalem.

Wir bitten dich als Fürsprecher und Anwalt des Friedens, erflehe uns, dass die Christen im Heiligen Land nicht zwischen die Fronten geraten und

gib, dass es nicht gelinge Christen und Juden und Muslime gegeneinander aufzubringen. 

Du hast dich nach deiner Amtsübernahme mit allen deinen Kräften bemüht, auf der Grundlage von Ausgleich und Gerechtigkeit einen Frieden erwirken.

Wir bitten dich als Fürsprecher und Anwalt des Friedens, erflehe uns den Heiligen Geist, damit die Verantwortlichen zu gerechten und diplomatischen Lösungen finden, die einen dauerhaften Frieden ermöglichen.

Erbitte beim Herrn den Frieden im Heiligen Land. Erbitte beim Herrn den Frieden in der Ukraine. Erbitte beim Herrn die Bewahrung der Balkanstaaten und aller Völker Europas vor einem Krieg.