Wort des Tages – Petrus

Wort des Tages – Petrus

Wenn vom Apostel Petrus die Rede ist, dann wird im Zusammenhang mit der Leidensgeschichte oft einfach vom Verleugner gesprochen, vom Feigling, den Jesus trotzdem zum Felsen gemacht hatte, auf den er seine Kirche bauen sollte. Hier soll die Rolle des Heiligen Petrus in der Leidensgeschichte in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden.

Der Apostel Petrus ging bei seinem Meister in die Schule. Die Erfahrungen des Petrus in der Leidensgeschichte waren auch ein wichtiger Abschnitt in der Schule für diesen Apostel. Simon Petrus, den Jesus bei der ersten Begegnung anblickte und mit den Worten: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen“ (Joh 1,42), zum Felsen (lat. Petrus, griechisch Kephas) machte, ihm also einen besonderen  Auftrag, ein Amt übertrug, sollte gerade hier eine wichtige Erfahrung machen auf dem Weg, ein wirklicher Fels zu werden.

Zunächst war Petrus der, der für Jesus kämpfen wollte und auch ganz deutlich sagte, dass er bereit sei, für Jesus sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen (Lk 22,33). Tatsächlich zog Petrus dann das Schwert, als die Soldaten kamen und Jesus festnehmen wollten und hieb dem Diener des Hohenpriesters das rechte Ohr ab (Joh 18,10). Dabei wurde er von Jesus zurückgehalten und belehrt. Als Jesus festgenommen und in das Haus des Hohenpriesters gebracht wurde und die Jünger flohen, war es Petrus, der von weitem folgte, und sich im Hof zu den Leuten ans Feuer setzte.

Die große Liebe zum Meister, die hochherzige  Bereitschaft des Petrus zur Hingabe hatte ihm den Mut gegeben, sich in die Nähe zu wagen. Aber nun machte Petrus eine schmerzvolle aber wichtige Erfahrung. Als er angesprochen wurde, ob er nicht zu Jesus gehöre, da verließ ihn doch der Mut und er verleugnete Jesus dreimal. Beim dritten Mal krähte der Hahn und in diesem Moment wandte sich der Herr um und blickte Jesus an. Dieser wohl traurige Blick des Meisters hat Petrus tief ins Herz getroffen. Er erinnert sich daran, dass der Herr ihm die dreimalige Verleugnung vorausgesagt hatte, ging hinaus und weinte bitterlich. Der Blick des Meisters hat Petrus fähig gemacht, zu bereuen, den Schmerz zu empfinden über seine Leugnung der Bekanntschaft mit Jesu. Der Schmerz der Reue  reinigt den Petrus. Der Übermütige lernt auf eigene Kosten die Demut, wie Benedikt XVI. einmal sagte. Petrus lernt, schwach zu sein und der Vergebung zu bedürfen. Als ihm die Maske abfällt und er die Wahrheit über sich selbst, über sein schwaches Herz erkennt, bricht er in befreiende Tränen der Reue aus. Diese Tränen, die aus einer Liebesreue kommen, machen den Petrus frei für seine Sendung. Er wird später der dreifachen Verleugnung ein dreifaches Liebesbekenntnis entgegensetzten.

Jetzt kann Petrus das werden, wozu ihn der Herr bei der ersten Begegnung schon bestimmt hat, ein Fels. Weil er um seine Schwäche weiß, weil er durch die Tränen gereinigt wurde, weil der Herr für ihn gebetet hat, und weil er ihm den Heiligen Geist senden wird, kann Petrus der wahre Fels, der erste Papst werden. Auf ihm baut der Herr seither Seine Kirche.