Wort des Tages – Die Schützen müssen schützen!
Am vergangenen Sonntag feierten wir in Gerlos mit der Bundesmusikkapelle, den Schützen und dem Frauenchor eine Festmesse zu Cäcilia und Schützenjahrtag. Zusätzlich zur Predigt über das Tagesevangelium unter dem Titel „In Treue zu Gott in der Not standhalten” richtete ich am Schluss der Messe einige anerkennende und zugleich fordernde Worte an die Schützen. Da diese mit Interesse aufgenommen wurden, sollen sie an dieser Stelle einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht werden.
Deshalb wird dieser Text hier nochmals einem breiteren Leserkreis zur Kenntnis gebracht. Die in den Statuten der Tiroler Schützenkompanien verankerten Grundsätze werden dem Text beigefügt. Wenn Interesse besteht für die sicher nicht leichte Frage, wie man die Berufung zum Schützen konkret in einzelnen Bereichen verwirklichen kann, würde ich gerne einen Vortrag anbieten.
Liebe Schützenkameraden! Ich möchte euch danken für Euer Wirken, besonders auch bei kirchlichen Anlässen. Ich schätze Eure Tradition, die Werte, die damit verbunden sind und Euch selbst. Deshalb denke ich mir, bin ich es euch auch schuldig, einige Worte als Seelsorger an Euch zu richten, Gedanken, die mich und sicher auch Euch in letzter Zeit sehr beschäftigen.
Die Schützen haben im Grunde genommen zwei wichtige Aufgaben, die Pflege der Tradition und die Anwendung dieser sich aus der Tradition ergebenden und in den Statuten verankerten Grundsätze in der Gegenwart, in Gemeinde, Beruf, Familie etc. zu leben bzw. umzusetzen. Die zweite Aufgabe bedeutet heute vor allem, seinen Mann stehen, richtige Männer sein vor allem in den gegenwärtigen Herausforderungen, eben in der Aufgabe zu schützen.
Es gibt heute vor allem vier Bereiche, die ich hier anführen möchte, wo ihr besonders berufen seid, die Aufgabe des Schützens wahrzunehmen.
– Schützt die Kinder! Sie sind am wenigsten von Corona gefährdet und sollen trotzdem einen hohen Preis bezahlen, schützt ihre körperliche und seelische Integrität!
– Schützt die Alten! Inzwischen werden alte Menschen wieder isoliert und weggesperrt, das ist eine Schande für ein Land wie Tirol; es ist eure Aufgabe, diese Schande zu beenden!
– Schützt das Erbe der Väter! Dazu gehört auch die Wirtschaft. Wir haben Lockdowns hinter uns und es zeichnen sich wieder drastische Einschränkungen mit unabsehbaren Folgen ab. Ich sagte schon jüngst bei der Schuleröffnung, dass ich oft mit Bangen denke, ob die kommende Saison wirklich stattfinden wird können? Ich teile zu 100 Prozent eure diesbezüglichen Sorgen! Die Lockdowns sind nicht Schicksal, nicht gottgewollt, nicht Zufall, sondern gemacht, das heißt geplant und durchgeführt. Die Auswirkungen werden wir noch jahre- oder jahrzehntelang zu spüren bekommen, es war ein Angriff auf das Erbe der Vorfahren, das in Jahrzehnten aufgebaut wurde; viele meinten, wenn wir blind alles glauben und blind alle Maßnahmen gehorsam durchführen, dann wird alles gut. Inzwischen sehen wir, dass vieles schlechter wurde und den Bach hinunterrinnt; Es ist jetzt Zeit, wach zu werden und kritisch auf die Bewahrung dieses Erbes zu achten!
– Schützt die Ausgegrenzten! In der letzten Zeit wurde und wird bewusst gespalten, es wird ein Keil in das Volk getrieben, der schon mitten in die Familien hineingeht. Menschen, die nicht gefügig sind, werden erpresst und wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Das ist ein schweres Unrecht! Zuerst kommt der Mensch und dann erst seine Meinung! Die Schützen haben gemäß ihrer Verfassung die größtmögliche Einheit des Landes zu schützen. Da die Spaltung abgrundtief böse ist, ist es jetzt Aufgabe der Schützen, Spaltungen zu überwinden, den Spaltern entgegen-zutreten, die Menschen zusammenzuführen und sich schützend vor die Ausgegrenzten zu stellen!
Liebe Schützen! Nehmt meine Worte bitte auf als Worte eines Seelsorgers, der für Euch und die Euch Anvertrauten da ist. Nun möchte ich Euch allen den Segen geben, insbesondere auch euch Schützen für Euer schützendes Wirken in Gesellschaft und Familie.
Ignaz Steinwender, Dekan, 14. 11. 2021
Zusatzinfo:
Die Grundsätze des Bundes der Tiroler Schützenkompanien wurden in Anlehnung an die Präambel der Tiroler Landesverfassung festgelegt. Sie sind somit integraler Bestandteil eines tiefen Bekenntnisses zu
unserem Land und seiner Geschichte und lauten:
Die Treue zu Gott und dem Erbe der Vorfahren,
der Schutz von Heimat und Vaterland,
die größtmögliche Einheit des ganzen Landes,
die Freiheit und Würde des Menschen,
die Pflege des Tiroler Schützenbrauches.
Stand: 9.9.2017
gem. Beschluss der a.o. Bundesversammlung in Absam