Wort des Tages – Gaudete! Freuet euch!

Wort des Tages – Gaudete! Freuet euch!

Freuet euch zu jeder Zeit!

Liebe Gläubige! Liebe Kinder!

Der heutige Sonntag, der dritte Sonntag der Adventzeit wird auch „Gaudete“ genannt, d. h. freuet euch! An diesem Sonntag sollen wir im Blick auf Weihnachten eine Vorfreude in uns wecken, eine Freude die im Grunde genommen unser ganzes Leben kennzeichnen soll, die Freude darüber, dass wir Gott entgegengehen. Der Apostel Paulus sagte den Thessalonichern und sagt uns heute genau das mit den Worten:  Freuet Euch zu jederzeit! (vgl. 1 Thess, 5,16-24).

Ist das überhaupt möglich, zur Freude auffordern? Kann man einfach jemandem sagen, er solle sich freuen? Noch dazu, wo es heute sehr viel Leid, Ungewissheit, Bedrängnisse und Sorgen gibt?

Freud und Leid sind zwei Wirklichkeiten im Leben jedes Menschen. In beiden Fällen ist es wichtig, dass wir sie miteinander teilen. Geteilte Freude ist eine vermehrte Freude, geteiltes Leid ist etwas zutiefst Christliches.

Wenn man über die Freude nachdenkt, kann man verschiedene Unterscheidungen vornehmen. Es gibt zum Beispiel viele Arten von Freude. Es gibt z. B. Gaumenfreuden, Spielfreuden, menschliche Freuden im Miteinander, es gibt kulturelle Freuden, geistige Freuden und auch geistliche Freuden. Man könnte auch eine andere Unterscheidung machen und sagen: es gibt Freuden, die man konsumieren kann und es gibt Freuden, die die Frucht von etwas sind, die einen tieferen Grund haben und daher auch besondere Wirkungen. Gemachte oder konsumierte Freuden sind kaum von Dauer, sie führen nicht in die Tiefe, oft sind sie gar ein Weg zu einer inneren Leere.

Gründe für eine geistliche Freude

Der Apostel Paulus kann sagen: Freuet Euch jederzeit, weil er im Anschluss an diese Aussage viele Dinge anführt, die – wenn wir sie genauer betrachten – Gründe bilden für eine geistliche Freude. Darüber möchte ich mit Euch nachdenken. Den Thessalonichern und uns sagt der Apostel:

Betet ohne Unterlass! Wer betet, spricht mit Gott, er kommt Gott näher, er ist in Gemeinschaft mit ihm, das ist der tiefste Grund geistlicher Freude. Gott ist da! Ich brauche nichts mehr zu fürchten. Ich freue mich jeden Tag darüber, dass wir eine ewige Anbetung haben, dass immer jemand vor dem Herrn ist und dadurch ein Grund da ist zur Freude, die von diesem Ort ausstrahlt.

Dankt für alles! Der dankbare Mensch sieht die tiefere Wirklichkeit. Er sieht, dass er Empfänger vieler Wohltaten ist. Weil nichts selbstverständlich ist, dankt er für alles. Er sieht auch die geistlichen Wohltaten, er bemerkt überall die Schönheiten der Schöpfung. Wer danken kann, hat Grund zur Freude und kann andere damit anstecken.

Denn das will Gott von Euch, die ihr ihm gehört: Mit diesen Worten erinnert uns der Apostel, dass wir IHM, dem Herrn gehören. Ist das nicht ein wahrer Grund zu Freude. IHM gehören heißt doch, unendlich kostbar sein, eine große Würde haben, in seinem Schutz geboren sein!

Löscht den Geist nicht aus! Als getaufte Christen haben wir den Geist empfangen, nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2 Tim 1,8). Gott hat uns einen Geist gegeben, der lebendig macht! Zu den Früchten dieses Geistes gehört auch die Freude!

Prüfet alles, behaltet das Gute! Es gibt heute viel Verwirrung in der Welt. Der Verwirrer hat Hochkonjunktur. Viel Gutes wird schlecht gemacht und Verderbliches wird als Gut verkauft. So hat man z. B. die Isolierung alter Menschen bis hin zur Verweigerung der Sterbesakramente als gute Tat der Nächstenliebe bezeichnet im Namen der Gesundheit und jetzt spricht man im Zusammenhang mit der aktiven Sterbehilfe plötzlich von der Würde des Sterbens, eine der größten Heucheleien jener, die Unheil über das Land bringen. Heute ist es mehr denn je notwendig, alles gut zu prüfen. Bei jeder Messe betet der Priester, bewahre uns vor Verwirrung und Sünde. Wenn wir ungeprüft Dinge übernehmen, werden wir die innere Klarheit verlieren, zur Verwirrung beitragen und damit auch die Freude verlieren. Das wahrhaft Gute hingegen ist ein Grund für eine Freude. Ein einfacher Vorschlag. Wenn man den Eindruck hat, ich verlieren die Freude, dann gibt es ein erfolgversprechendes Rezept: Gleich etwas Gutes tun, ein guter Gedanke, eine gutes Wort oder eine gute Tat. Und schon stellt sich eine Freude ein. Am meisten Freude erhält man, wenn man Gutes im Verborgenen tut, wenn nur ER es weiß.

Meidet das Böse: Das Böse nimmt uns die Freude. Eine ganz große Freude besteht daher in der Umkehr, besonders im Sakrament der Buße. Eine außergewöhnliche Freude wird uns geschenkt durch die Versöhnung untereinander und mit Gott.

Gott heilige Euch! Mit diesen Worten erinnert uns der Apostel Paulus, dass die Heiligkeit ein sicherer Grund der Freude ist. Jede Messe ist zum Beispiel ein Ort der Heiligung. Deshalb ist jede Heilige Messe ein Grund zu einer wirklichen Freude. Wir können uns jeden Tag darüber freuen, dass wir glauben dürfen, dass wir eine ewige Anbetung haben, dass wir Heilige Messen feiern dürfen. Für mich ist es auch eine große Freude, dass Papst Franziskus diese Woche ein Jahr des Heiligen Josef angerufen hat. Wenn wir diesen Impuls aufnehmen, werden wir viele geistliche Freuden erleben.

Freude im Leiden

Abschließend noch ein Gedanke. Ich sagte eingangs, dass es im Leben Freud und Leid gibt.  Die geistlichen Freuden sind auch dann da, wenn wir menschliche gesehen im Leid sind. Und es gibt sogar eine Freude im Leiden. Der Apostel Paulus sagt den Kolossern: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage.“ An anderer Stelle sagt er, dass er mit seinem Leiden ergänzt, was am Leiden Christi noch fehlt.  von den Aposteln heißt es, dass sie, als sie für den Glauben ausgepeitscht wurden, vom Hohen Rat weggingen und sich darüber freuten, dass sie für würdig befunden worden waren, für den Herrn Schmach zu erleiden.

Freuet Euch!

Liebe Gläubige! Soll wollen wir heute besonders diesen Ruf zur Freude in uns aufnehmen. Die Freude darüber, dass Gott vor 2000 Jahren auf die Erde kam, die Freude darüber, dass er jetzt in der Messe zu uns kommt und die Freude darüber, dass wir durch unser Leben IHM entgegengehen dürfen. Johannes der Täufer hat damals in der Wüste gerufen. Ebnet dem Herrn den Weg. Heute dringen diese Worte an unser Ohr. Ebnet dem Herrn den Weg! Jetzt!!

Euer Dekan

Ignaz Steinwender