Wort des Tages – Schau auf Maria!
Zum Hochfest Mariä Empfängnis
Heute feiern wir das Fest der unbefleckt empfangenen Gottesmutter Maria.
Dieses Fest sagt uns vieles aus über unser Ziel, über unsere momentane Beschaffenheit und es stellt uns die Frage, wie können wir den Weg zu unserem Ziel gehen.
Wir Menschen sind nicht frei von der Erbsünde. Das gehört zu unserer momentanen Beschaffenheit. Die Erbsünde als solche wurde durch die Taufe zwar getilgt, aber gewisse Folgen bleiben zurück. Zugleich sind wir durch die Taufe schon in die Erlösungsordnung hineingestellt, berufen zur ewigen Herrlichkeit.
Wir könnten die erste Lesung des heutigen Festes aus dem Buch Genesis mit dem Evangelium aus dem Gesichtspunkt des Einflusses betrachten bzw. gegenüberstellen.
Bei Adam und Eva ist es der Einfluss der Schlange, der zum Ungehorsam verleitete, welcher dann zum Verlust des Paradieses, sozusagen zum Absturz führte. Im Evangelium erscheint Maria, die neue Eva, die ganz unter den Einfluss Gottes steht, voll der Gnade, der größtmögliche Aufstieg eines Menschen.
Durch den Ungehorsam Adams und Evas haben diese das Paradies verloren, das Vertrauen in Gott ist gestört, sie erleben sich nun als nackt, als verwundbar, ihre Erkenntnis ist getrübt, der Wille geschwächt, die Ordnung gestört.
Es ist schwierig, das Wirken des Bösen zu verstehen. Papst Benedikt hat einmal gesagt, dass man das Böse nicht verstehen kann, weil es nicht vernünftig, nicht logisch ist.
Man könnte eine Art Vergleich mit der Mentalität eines Virus‘ machen. Der Begriff Virus wird mit Schleim, Saft oder auch Gift übersetzt. Es ist selbst nicht lebensfähig. Es dringt in eine gesunde Zelle ein. Es erkennt nicht die wunderbare Komplexität der Zelle, den Plan und ihre Hinordnung auf den ganzen Organismus. Das Virus lebt von der Zelle, vermehrt sich in ihr und zerstört die Ordnung der Zelle.
So ähnlich ist das Böse. Es hat kein Sein in sich. Es nistet sich im Lebendigen ein, versprüht das Gift des Ungehorsams und des Neins, verkehrt die innere Harmonie durch die Lüge und zerstört die geistige Ordnung.
Das Gegenteil davon sehen wir in Maria. Sie ist ganz unter dem Einfluss Gottes. Sie ist voll der Gnade, d. h. voll des göttlichen Lebensstromes. Sie wird vom Heiligen Geist überschattet, dem Geist der alles lebendig macht, der alles höher führt, dem Geist, der alles zum Blühen bringt.
Im Advent sind wir Christen besonders aufgerufen zu einem „Virustest“ (Gewissenserforschung) und zur Abwehr der Versuchungen durch das Wort Gottes, wie es Jesus in der Wüste tat. Bereits eingedrungene wirksame Erreger können wir durch die Beichte gratis entfernen. Vor allem aber sollen wir unser geistliches Immunsystem stärken, durch ständiges Gebet, durch Verzicht und gute Werke.
Im Blick auf Maria können wir besser den Plan erkennen, den Gott mit jedem von uns hat. Maria wird auch die tota pulchra genannt, die ganz Schöne, genannt. Sie ist durch ihre Reinheit und Sündenfreiheit wie ein Spiegel der Herrlichkeit Gottes, wozu auch wir berufen sind. Maria ermutigt uns, das heilsame Ja zu sprechen, zu Gott, zu seinem Plan mit uns, zum Mitmenschen, zu unseren Aufgaben in Kirche und Welt.
Der Blick auf Maria schützt uns, stärkt uns und lässt uns in Freiheit ganz dem Plan Gottes folgen.
O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen.
Euer Pfarrer
Ignaz Steinwender