Wort des Tages – Bau auf den Fels
In den letzten Monaten haben wir erlebt, dass plötzlich viel Unklarheit entstand, Ängste kamen auf, viele Menschen sind verwirrt, es brechen Gegensätze auf und viele sind von der Sorge bewegt, wie es weitergehen soll oder wird. Plötzlich ist vieles nicht mehr so wie es selbstverständlich war, buchstäblich über Nacht, wie aus heiterem Himmel ist vieles nicht mehr so.
Woher kommt das: Weil die Klarheit fehlt, weil das Vertrauen fehlt, weil man gute Absichten mit falschen Mitteln verbindet, weil Menschen sich gegenseitig aufbringen lassen, man könnte es kurz zusammenfassen: Es ist so, weil Menschen dem Diabolus, dem Durcheinanderwirbler auf den Leim gehen. So ein plötzlicher Einbruch ist nur möglich, wenn schon längst vorher etwas nicht mehr gestimmt hat. Manches bricht ein, weil es vorher schon morsch geworden ist. Jemand sagte einmal sinngemäß: Der Niedergang ist für den Weisen ein Fortschritt, weil dieser schon vorher gesehen hat, dass etwas faul ist und keinen Bestand haben kann; nur für den, der den Niedergang verschuldet, für den ist er eine Katastrophe.
Die heutigen Lesungen öffnen einen hoffnungsvollen Ausblick zum Gegenteil dessen, was die gegenwärtigen Befindlichkeiten sind. Der Prophet Jesaja hat eine Vision von der befestigten Stadt mit Mauern und Wällen zum Schutz der Menschen. Das Volk, das einziehen darf in diese Stadt hat einen festen Sinn, Ruhe und Friede, denn es verlässt sich auf den Herrn. Dieser Herr ist ein ewiger Fels (vgl. Jes 26,1-6).
Jesaja erwähnt noch eine andere Stadt, eine hochaufragende Stadt, die der Herr hinabgestürzt, zu Boden wirft und in den Staub stößt. Sie wird zermalmt von den Füßen der Armen unter den Tritten der Schwachen.
Der Prophet Jesaja hat dabei wohl den Sieg über die heidnische Weltmacht vor Augen, vielleicht denkt er an Assur, Babel oder Ninive, aber er sieht noch weiter: Er sieht das himmlische Jerusalem, die Vollendung des Menschen bei Gott. Die Vision vom endgültigen Sieg Christi über alle Mächte dieser Welt.
Im heutigen Evangelium sagt uns Jesus, wie wir dieses Ziel erreichen. Er sagt: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.“ Dieser ist „wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzt es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut“ (vgl. Mt 7,21.24-27).
Wir haben also grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Wir können unser Leben auf dem Fels aufbauen, auf Gott, auf sein Wort (hier sind die Worte der Bergpredigt gemeint), auf seine Gebote, oder wir können das Haus auf Sand bauen, auf dem Sand von unverbindlichen Meinungen, auf dem Sand von selbsterdachten Gedankengebäuden, auf dem Sand von Fortschrittsideologien, auf dem Sand vergänglicher Dinge, auf dem Sand der öffentlichen Meinung.
Der Sand ist das Bild für den heute vorherrschenden Liberalismus. Man nimmt es nicht so genau, man ist gläubig, aber… man ist katholisch aber …, man bleibt im Unverbindlichen, man richtet sich nach dem Wind und will nirgends anecken. Man wird ein Relativist, denn nix ist fix. Dies führt mit Sicherheit dazu, dass der feste Sinn verloren geht, die innere Ruhe, der Friede, den nur Gott geben kann, er führt schließlich zu neuen Zwängen, die sich die Menschen selbst auferlegen. Der Mensch wird ein Gefangener, ein Sklave seiner Leidenschaften, er sieht nur mehr sich selbst. Und wenn der Sturm kommt, dann wirft es ihn sofort um. Je selbstbewusster manche auftreten, desto schneller haut es sie um beim geringsten Sturm.
Viele Probleme können wir heute augenscheinlich nicht einfach lösen. Wer Augen hat, der sieht, dass große Stürme daherkommen, über die Völker der Erde, aber auch über uns als Einzelne.
Genau das soll uns jetzt motivieren, ganz bewusst auf den Felsen zu bauen. Kein halber Christ sein, kein liberaler Christ, kein ja-aber-Christ, kein bloßer Taufscheinchrist, sondern einer, der sich ganz auf Gott verlässt.
Dieser Fels ist nicht etwas Starres, sondern eine Person, die Liebe in Person. Wer auf diesem Felsen steht, wird beweglich, kann große Sprünge machen, ist lebendig und kann nicht umgeworfen werden.
Es geht darum, klug zu sein, d. h. die Scheinsicherheit des Sandes zu verlassen und wirklich auf die Worte Jesu hören. Klug sein heißt, die ganze Glaubenslehre annehmen. Wenn man irgendwo Abstriche macht, dann hat man schon Sand im Getriebe.
Klug sein heißt auch, in kleinen Schritten, jeden Tag bewusst auf den Felsen zusteuern und den Sand zurücklassen. Wir können die kommenden Stürme nicht verhindern, aber es liegt an uns, uns jetzt auf den sicheren Felsen zu stellen. Jetzt heißt heute!
Euer Pfarrer
Ignaz Steinwender