Wort des Tages – Kehrt um!
Kehrt um!
Die Philosoph Blaise Pascal hat einmal sinngemäß gesagt: Die katholische Religion kennt den Menschen am besten. Sie stellt ihm seine Größe vor Augen, um ihn vor der Verzweiflung zu bewahren und sie stellt ihm seine Niedrigkeit vor Augen, um ihn vor dem Hochmut zu bewahren. Mit diesen Worten Pascals können wir auch auf den tieferen Sinn von Weihnachten blicken.
Zu Weihnachten feiern wir das Kommen Gottes in die Welt. Mit diesem Kommen als Erlöser wird uns bewusst, dass wir Kinder Gottes sein können, dass wir an der Größe Gottes teilhaben dürfen. Zugleich wird uns im Advent die Umkehr nahegelegt. Wir sind Geschöpfe und wir sind durch die Erbsünde versuchbar und anfällig für Irrtümer.
Je mehr ein Mensch zur Gottes- und Selbsterkenntnis gelangt, desto mehr wird er sich seiner Größe und seiner Niedrigkeit bewusst werden. Er wird mit Freude den Weg der Umkehr und damit des Aufstiegs zu Gott gehen.
Heute hört man oft die Leute im Blick auf gegenwärtige Entwicklungen sagen: So wie bisher wäre es sowieso nicht weitergegangen, es hat etwas kommen müssen. Dabei wird oft übersehen oder nicht bedacht, dass das, was kommen wird, in ungeahnter Heftigkeit kommen wird. Dann stellt sich aber anderes herum die Frage: Wird es deshalb eine innere Umkehr geben? Diese Frage wird von den meisten verneint. Oder anders gefragt: Müssten wir nicht umkehren und unsere Beziehung zu Gott erneuern, um dem, was kommen kann, standzuhalten.
Was macht das Umkehren schwer? Was sind die Hindernisse?
Viele Menschen sehen zwar, dass es so nicht weitergehen kann, sie stehen vor menschlichen Problemen, vor Unfrieden, Streit etc. Sie wissen, dass sich etwas ändern muss: in erster Linie nämlich sie selbt. Sie möchten eine Wende, aber es geht nicht, es sind Hindernisse da!
Ein Hindernis ist der Stolz. Man tut sich schwer, umzukehren, denn man will immer recht haben oder recht gehabt haben. Der Stolz bildet eine große Hemmschwelle. Man fürchtet das Urteil der Menschen und nicht das Urteil Gottes. Man möchte vor den anderen gut dastehen und verharrt lieber in der Sünde, als durch eine Kurskorrektur offenbar werden zu lassen, dass man Fehler gemacht hat.
Ein anderes Hindernis ist die Gewohnheit. Man ist gewisse Dinge gewohnt, man tut sich schwer, davon loszulassen. Man schafft es nicht, herauszukommen. Es fehlt die Entschlossenheit, bestimmte Laster wirklich zu bekämpfen.
Ein anderes Hindernis ist die mangelnde Beharrlichkeit. Man hat gute Vorsätze, man will sich ändern, aber es scheitert dann an der Durchführung. Bei den ersten Widerständen gibt man auf und fällt in den alten Trott zurück. Das Sprichwort sagt: Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Im Guten treu bleiben und bei Rückschläge wieder neu beginnen, das ist schwer, aber notwendig.
Es gibt viele bequeme Ausreden, nicht umzukehren. Man sagt: Fehler zu machen, ist halt menschlich. Ich bin eh noch viel besser als der böse Nachbar. Man hört begierig die Nachrichten darüber, wie es bei anderen zugeht und fällt auf den Versucher herein, der alle Sünden wie Bagatellen aussehen lässt, um eine echte Reue und Umkehr zu verhindern.
Was erleichtert die Umkehr?
Ein richtiges Verständnis von Umkehr. Es geht nicht darum, dass wir perfekt sind, sondern, dass wir in der Liebe Gottes sind, in einer lebendigen Beziehung.
Der Blick auf die Größe des Menschen und seine Niedrigkeit und vor allem der Blick auf Gott. Wenn man Gott mehr in die Mitte rückt, dann fällt es einem leichter, die Menschenfurcht zu überwinden.
Wenn man Vorsätze fasst, dann muss man wissen, dass es Widerstände gibt. Man muss wissen, dass der Widersacher versuchen wird, die dauerhafte Umkehr zu verhindern.
Gute Freunde oder gute Nachbarn können einem sehr helfen. Wenn diese z. B. im Gespräch auch über ihre Schwächen, die täglichen Schwierigkeiten und Unvollkommenheiten reden, dann kann es einem viel leichter fallen, umzukehren.
Wir müssen die Demut schätzen lernen. Jene bewundern, die demütig sind. Mir geht es als Pfarrer so, dass die diejenigen am meisten bewundere, die ehrlich beichten. Das stärkt mich selber, auch öfters zur Beichte zu gehen.
Wir müssen einfach die Mittel anwenden:
*Sich mehr mit Gott beschäftigen, das regelmäßige Gebet pflegen, die Sonntagsmesse treu besuchen.
*Jeden Abend eine kurze Gewissenserforschung und in regelmäßigen Abständen das Lesen eines Gewissensspiegels z. B. im Gotteslob. Auch die Beschäftigung mit Heiligen kann uns auf den Geschmack des Guten bringen. Bitte beachtet dazu auch unseren Schriftenstand in der Pfarrkirche
*Geschmack finden an der Tugendlehre. Ein Christ kann gute Haltungen wie Tugenden entfalten und Laster (z. B. die Hauptsünden) abbauen. Das Leben kann geradezu spannend werden, wenn mit einem gewissen sportlichen Eifer gute Haltungen wie die Geduld, den Langmut, die innere Seelenstärke, den Mut, die Klugheit oder den Sinn für Gerechtigkeit einüben wollen.
Die innere Versöhntheit mit Gott und untereinander ist auch eine große Stärkung des Immunsystems, sie erhöht die Kreativität, die Spannkraft in den Herausforderungen des Alltages und gibt einem viel Freude.
Der Advent ist eine Chance
Die Kirche kennt den Menschen am besten, sie ist am realistischsten. Deshalb hat sie den Advent und die Fastenzeit eingerichtet als Zeiten der Buße, der Umkehr und der Versöhnung. Je mehr der Mensch in Demut diesen Weg geht, desto mehr kann er sich in Freude zum Feiern von Weihnachten erheben.
Möglicherweise liegt bei einigen von euch die letzte Beichte schon länger zurück. Dann kann euch die Zusammenfassung in unserer Rubrik Sakramente vielleicht eine zusätzliche Hilfe sein. Ihr könnt sie hier nachlesen.
Eine Beichte ist jederzeit möglich, dafür ist immer Zeit. Bitte meldet euch einfach telefonisch, dann vereinbaren wir einen Termin.
Wie es weitergeht hängt auch von jedem von uns ab. Kehrt um und gebt eurem Leben eine neue Richtung!
Euer Dekan
Ignaz Steinwender