Wort des Tages – Das Hochzeitsmahl des Lammes

Wort des Tages – Das Hochzeitsmahl des Lammes

Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist!

Liebe Gläubige, liebe Kirchgänger!

 Am gestrigen Tag haben wir eine Lesung aus der Johannesoffenbarung (Off 18,1-2,21-23; 19,1-3.9a) gehört. Der Seher Johannes berichtet von einem Engel, der den Sturz von Babylon, der Hure verkündet. Babylon war zur Behausung aller unreinen Geister geworden. Es heißt von Babylon: „Das Licht der Lampe scheint nicht mehr in dir. Die Stimme von Braut und Bräutigam hört man nicht mehr in dir. Deine Kaufleute waren die Großen der Erde. Deine Zauberei verführte alle Völker.“ Dann folgt der Ruf einer Schar im Himmel mit den Worten: „Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserem Gott. Seine Urteile sind wahr und gerecht.“ Und jemand sagte zum Seher: „Schreib auf: Selig wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist.“

Heute möchte ich beim letzten Satz dieser Lesung etwas verweilen. Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen ist. Die Hochzeit des Lammes ist die Vereinigung des Menschen mit Gott, die endgültige Vereinigung, die Erfüllung. Der Mensch, der für immer glückselig bei Gott ist, der Himmel.

 Diese Formulierung ist auch in die Liturgie der heiligen Messe hineingenommen worden. Der Priester kann vor der Kommunionausteilung genau diese Worte sagen: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.

Daraus kann man ein Zweifaches ableiten. Die Messe beinhaltet auch eine Kommunion, d. h. eine Vereinigung mit dem Herrn. So gesehen ist die Messe, wie es im Katechismus heißt, ein Unterpfand der künftigen Herrlichkeit, etwas Seliges oder Seligmachendes. Wenn wir Messe feiern, dann treten wir sozusagen in die himmlische Liturgie ein. Was dann einmal endgültig und für immer sein wird, das können wir sozusagen schon in dieser Welt, als Vorausbild oder Vorgeschmack, eben als Unterpfand feiern.

Wer ist selig?

 Wer ist aber nun wirklich selig? Selig ist der, der nicht Babylon angehört, der nicht mit der Welt buhlt. Selig ist der, der das Heil, die Erlösung von Christus erwartet. Selig sind jene, die der Herr in der Bergpredigt anspricht, die Trauernden, die, die ein reines Herz haben, jene, die um Christi Willen verfolgt werden etc.

Wie ist es aber, wenn diese Einladung bei der Messe ausgesprochen wird? Der Gläubige entscheidet, ob er zur Kommunion geht, d. h. auch ob er sich für selig hält. Dieser dramatische Ernst wird etwas gemildert, wenn der Gläubige vorher die biblischen Worte in den Mund nimmt: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund.“  Was ist nun, wenn jemand zur Kommunion geht und tatsächlich nicht würdig ist. Der Apostel Paulus sagt: „Wer unwürdig ist, isst sich das Gericht!“ Wer aber ist unwürdig? Wer nicht im Stande der Gnade ist oder  wer nicht an die wirkliche Gegenwart Jesu glaubt, jeder, der nicht zum Kommunionempfang disponiert ist.

 Nicht nur die Person soll für den Kommunionempfang würdig sein, sondern auch der Akt des Empfanges selber soll deutlich machen, dass es um das Kostbarste geht. Wenn uns ein Außenstehender beobachtet, dann müsste er spüren, dass es hier um das Heiligste geht.

Hand und/oder Mundkommunion

Jedenfalls ist der Kommunionempfang eine intime Angelegenheit, oder sagen wir etwas vom Intimsten. Der Kommunionempfang ist auch durch Coronamaßnahmen betroffen. Die Bischöfe Österreichs haben die Mundkommunion vorläufig verboten. Angeblich wegen erhöhter Ansteckungsgefahr. Dann haben sie die Kommunionausteilung mit Auflagen versehen, die man vielleicht auch als unwürdiges Austeilen auffassen könnte.

 Zunächst einmal zur Frage der Hand- und Mundkommunion. Die Mundkommunion ist die ordentliche Form der Austeilung, die seit Jahrhunderten in der ganzen Weltkirche praktiziert wird. Nach dem II. Vat. Konzil wurden die örtlichen Bischofskonferenzen ermächtigt, zusätzlich zu dieser ordentlichen Form auch die Handkommunion erlauben zu dürfen. Die Handkommunion bildet also die außerordentliche Form bzw. die Ausnahme. In den 70-er Jahren und vielleicht noch in den 80-er Jahren gab es einen Streit darüber. Die Handkommunion wurde als Zeichen der Mündigkeit interpretiert, die Mundkommunion als überholt betrachtet. In der Zwischenzeit gab es eine Wende. Vor allem auch junge Leute wenden sich wieder eher der Mundkommunion zu.

 Meine persönliche Erfahrung dazu ist folgende: Als ich 1989 bei Erzbischof Georg Eder Chauffeur wurde und zugleich das Studium begann, da war ich in dieser Eigenschaft regelmäßig  als Mitfeiernder bei Heiligen Messen des Erzbischofs. Dabei fiel mir sofort auf, dass der Erzbischof eine besondere Tiefe an den Tag legte. Wenn er in das Messgewand schlüpfte, war er irgendwie ein Anderer. Er feierte die Messe so, dass man den Eindruck gewann, hier macht nicht jemand etwas, sondern am Altar geschieht etwas. Da wurde man in ein Geschehen hineingezogen. Ich bekam auch mit, dass der Herr Erzbischof die Mundkommunion schätzte und empfahl. Bisher war ich die Handkommunion gewohnt, ich hatte nie über die andere Möglichkeit nachgedacht. Dann bin ich umgestiegen und habe bald intuitiv gespürt, dass diese Form sehr angemessen ist, dem Charakter des Empfanges des Wertvollsten, der Vereinigung mit IHM gut entspricht.

 Neulich stand in der TT ein Beitrag, in dem beklagt wurde, dass es in Zell Mundkommunion en masse gäbe (was zu dieser Zeit erlaubt war) und dies eine Gefahr sei für die Ansteckung mit dem Coronavirus.

 Für mich als Pfarrer ist es wichtig, den Menschen in diesem Punkt die Wahlfreiheit zu lassen. Natürlich kann jemand die Mundkommunion oberflächlich und unvorbereitet empfangen, es kann auch jemand die Handkommunion gut vorbereitet und vom Akt her würdig empfangen. Ich würde nie auf die Idee kommen, einen Gläubigen zu beurteilen, ob er würdig sei oder nicht oder ein Urteil aus der Art des Kommunionempfanges ableiten. Ich bin froh, dass ich das nicht tun muss. Dabei ist allerdings eines klar: Wenn die Beichte zurückgeht und fast alle zur Kommunion gehen, dann stimmt etwas nicht, dann kann es keinen Segen bringen.

Ein unseliges Verbot

Was ich nicht verstehe, ist, dass die Mundkommunion nun im Zuge der Coronamaßnahmen der Kirche als verboten erscheint. Ich glaube, dass dies kirchenrechtlich nicht möglich ist. Und wenn, dann müsste man einen wirklichen Grund vorweisen und diesen Grund auch darlegen. Ich habe bei der Obrigkeit gefragt, wie man es begründet, dass die Mundkommunion gefährlich sei. Ich bekam keine wirkliche Antwort. Der eine verwies auf einen Anderen. Der andere schickte mir einen Link auf Kath.net. Aber eine wirkliche Antwort gab es nicht. Ich habe zwei Bischöfe gebeten, den Gläubigen die Freiheit für beide Formen des Kommunionempfanges zu belassen und eine Möglichkeit aufgezeigt, dass die Mundkommunion sogar noch sicherer ist (Aufschneiden von großen Hostien in längliche Streifen), aber ich bekam keine positive Antwort. Bereits im Frühjahr wendete sich eine Gruppe von 21 katholischen Ärzten an die Bischöfe und argumentierte für die Erlaubnis der Mundkommunion. Eine Zusammenfassung der Stellungnahme kann hier nachgelesen werden.

Daher stellten sich mir folgende Fragen:

Warum vermuten manche ausgerecht bei einem intimen Liebesakt mit dem Herrn die scheinbar größte Gefahr einer Ansteckung?  (Ich meine nicht, dass eine Ansteckung mit 100 % Sicherheit auszuschließen ist, aber dass man gerade hier so darauf fixiert ist, das ist sehr seltsam).

Warum gibt es keine ordentliche Begründung für eine solch schwerwiegende Maßnahme? Warum bekommen Gläubige auf diesbezügliche Schreiben keine Antwort?

Könnte es sein, dass Kirchenfunktionäre Corona benützen, um Gläubigen die Mundkommunion abzugewöhnen?

Warum blieb ein Schreiben von Ärzten, die für die Mundkommunion eintraten und feststellten, dass die Mundkommunion sicherer sei, offenbar unberücksichtigt.

 Ich kann mir nicht helfen. Das Verbot selbst, die mangelnde Begründung, der achtlose Umgang mit Bitten von Gläubigen kann nicht seligmachend sein, man fügt irgendwie dem „social distancing“ ein „spiritual distancing“, hinzu, es ist ein tiefer Schmerz. Möge dieser Schmerz zu einer noch größeren Sehnsucht nach dem Herrn und einer intimen, würdigen Begegnung mit ihm führen!

„Spiritual approachment“ (geistliche Annäherung)

Gegenwärtig wird viel getan, um das social distancing zu praktizieren. Trotz guter Absicht und teilweiser Notwendigkeit ist die Gefahr, dass man das Kind mit dem Bade ausschüttet, sehr groß, dass durch unnötige Übertreibungen (natürlich gibt es auch das Gegenteil, die Acht- und Sorglosigkeit) die Kollateralschäden größer sind als die abzuwendende Gefahr. Gestern sagte mir jemand betrübt. „Es sterben momentan sehr viele Leute. Ich glaube, bei vielen ist die tiefere Ursache das Leid über die Isolierung. Weil sie keine oder kaum Besuche bekommen, mögen sie nicht mehr leben und geben sich auf.“ Also eine Folge des social distancing. Welche Auswirkungen manche Formen des social distancing auf Kinder haben (Traumatisierungen, Verlust von Nähe, ….etc.) das kann man nur erahnen.

Als Christen sollen wir diese Dinge ernsthaft bedenken, uns gut informieren, denken und viele Fragen im Gewissen entscheiden. Aus der Geschichte wissen wir, dass es zu wenig ist, einfach die Pflicht zu tun und der Masse zu folgen.

Hier ein ganz konkreter Vorschlag. Im Blick auf den Advent können wir ein wichtiges Ziel anstreben. „Spiritual approachment“, geistliche Annäherung. Papst Benedikt hat einmal gesagt. Wer glaubt, ist nie allein. Sucht die Nähe Gottes, nähert euch IHM, sprecht mit IHM, lasst Euch mit IHM versöhnen (die Beichte ist jederzeit im Widum möglich, kommt einfach!). Machen wir aus der Not eine Tugend. Nützen wir die Zeit zum Gebet, zur Stille, zur inneren Einkehr und zu guten Werken!

Selig seid ihr, die ihr, die ihr dem Herrn nahe seid, seligmachend sei eure adventliche Vorfreude auf das Hochzeitsmahl des Lammes!

Ignaz Steinwender