Wort des Tages – Aus der Krise

Wort des Tages – Aus der Krise

Am heutigen Tag feiert die Kirche wieder einmal einen Märtyrer, einen Blutzeugen, nämlich den Heiligen Pankratius, der zu den sogenannten Eisheiligen gehört (Pankraz, Servaz, Bonifaz und die kalte Sophie).Viele Kirchen erinnern an diesen Heiligen, in Rom befindet sich in an der Piazza di San Pancrazio die Basilika San Pancrazio,  in Fügen im Zillertal gibt es eine Kirche, die diesem Heiligen geweiht ist. Die Legende berichtet, dass Pankraz sein geerbtes Vermögen an in Not geratene Christen verschenkte und gegenüber Kaiser Diokletian standhaft seinen Glauben verteidigte. Er widerstand allen Verlockungen und ließ sich als 14-jähriger hinrichten, weil er vom christlichen Glauben nicht abschwören wollte.

Das wahre Opfer

Die christlichen Märtyrer haben alle eines gemeinsam: Sie haben für den christlichen Glauben sogar das höchste irdische Gut, das Leben hingegeben. Das Martyrium ist das größte menschliche Opfer, das jemand bringen kann. Dieses Opfer hat einen Sinn, weil man damit etwas Höheres gewinnt oder verteidigt, nämlich den Glauben, das ewige Leben. Der Glaube, der uns Anteil am ewigen Leben gibt, ist  noch wertvoller als das irdische Leben.

Bei der Sanierung der Pfarrkirche haben wir die Reliquien unseres Märtyrers, des Seligen Engelbert Kolland in den neuen Zelebrationsaltar gegeben. In der frühen Kirche hat man oft über den Gräbern der Märtyrer Altäre und Kirchen gebaut. Altäre deswegen, weil auf dem Altar das eigentliche Opfer, das Opfer Christi, sein Tod und seine Auferstehung gefeiert werden. Durch das Opfer Christi, das in jeder Messe gegenwärtig gesetzt wird, hat Gott die Erlösung vollbracht. Dadurch hat der Opfergedanke, der in vielen Religionen schon da war, einen tieferen Sinn erhalten. Wenn Christen persönlich Opfer bringen, dann geschieht es im Blick auf das Opfer Christi, im Blick auf die Erlösung.

Manchmal hört man – auch von Hirten der Kirche – die Aussage, die Kirche hat in der Coronakrise viele Opfer gebracht, sie hat viele Einschränkungen auf sich genommen und sogar das Osterfest und öffentliche Gottesdienste mit den Gläubigen ausgesetzt. Bei diesen Aussagen können leicht falsche Verständnisse mitschwingen.

Vier Ebenen der Krise

Bei der Coronakrise kann man mehrere Ebenen unterscheiden, u. a. die Ebene der Gesundheit, der Wirtschaft und des Sozialen, die psychologische Ebene und die geistliche Ebene.

Diese Ebenen stehen natürlich auch in einer wechselseitigen Beziehung. Wenn die Wirtschaft floriert, dann wirkt sich das positiv auf das Gesundheitswesen aus, weshalb die Gegenüberstellung oder das gegeneinander Ausspielen von Gesundheit und Wirtschaft viel zu kurz greift. Selbstverständlich hat auch die Wirtschaft ein Interesse an der Gesundheit, denn wenn Menschen gesund sind, können sie auch besser wirtschaften. Wenn es den Menschen seelisch (psychologisch) gut geht, dann ist es für die Wirtschaft ebenfalls gut, weil Menschen eine höhere Motivation und größere Schaffenskraft haben. Natürlich wirkt sich das seelische Wohlbefinden auch auf die Gesundheit aus. Wenn es den Menschen geistlich gut geht, wenn der Glaube lebendig ist, dann hat das positiven Einfluss auf das seelische Befinden des Menschen, auf die Gesundheit und auch auf die Wirtschaft. Der Glaube gibt dem Menschen eine tiefere Motivation für die Arbeit, der Glaube stärkt das Seelenleben und auch das Immunsystem.

Der wahre Dienst der Kirche in der Krise

Man sagt oft: In einer Krise kommt vieles zum Vorschein, das vorher schon da war, aber eben verdeckt blieb. Jetzt in der Krise kommt auch die geistliche Situation zum Vorschein, eine Krise der Kirche. Der Glaube an die Wirkmacht Gottes, an die Wirksamkeit der Sakramente, an die Macht des Gebetes und an die entscheidende Bedeutung der Umkehr sind stark geschwunden.

Gerade jetzt in der Krisensituation sollte sich die Kirche wie eine Seele im Leib verstehen. Sie hat eine geistliche Kompetenz, die Gesellschaft zu tragen, durch den Glauben Grundlagen für eine funktionierende Demokratie (Moral) zu schaffen und viele Potentiale in Kultur, Politik und Gesellschaft zu wecken. Der Glaube vermindert Ängste, ermutigt zum Handeln, sucht die Vernunft und lässt Zusammenhänge klarer erkennen. Der Glaube macht freier von Anhänglichkeiten an das Irdische und schenkt mehr Gelassenheit im Umgang mit Verlusten. Er weckt die Hilfsbereitschaft, tröstet, gibt Hoffnung und Zuversicht und den Mut, das was kommt mit Gottes Hilfe anzunehmen.

Ich habe in diesen Tagen sehr oft gespürt und durch viele Begegnungen erfahren, wie sehr der Glaube gerade in einer Krise hilft.

Ich erfahre auch eine echte Vorfreude vieler Menschen auf die Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste am 15. Mai. Viele Gläubige haben die Gottesdienstgemeinschaft schmerzlich vermisst und eine große Sehnsucht nach dem Herrn, da sie gespürt haben, dass die vielen Angebote, die Heilige Messe über verschiedene Medien mitzufeiern kein gleichwertiger Ersatz für den Pfarrgottesdienst ist. Für viele bedeutet die Sonntagsmesse in einer größeren Gemeinschaft auch wieder einen Schritt in Richtung Normalität.

Leider haben die vergangenen Wochen bei vielen Gläubigen den schalen Beigeschmack hinterlassen, dass neuerdings auch in der Kirche gilt, die Gesundheit ist das höchste Gut, nicht mehr die Ehre Gottes und das Seelenheil.

Die Märtyrer haben irdische Güter für das ewige Leben geopfert. Diese und viele andere Opfer waren der Grund für Wachstum und Ausbreitung der Kirche. Wenn die Kirche ihr Seele sein opfert, dann hat das Salz seinen Geschmack verloren. Es wird zertreten werden.

Neubeginn ab dem 15. Mai

 Trotz aller Vorfreude bereitet die von den Bischöfen herausgegebene Rahmenordnung in mancherlei Hinsicht Kopfzerbrechen. Ich habe gebeten, dass bei der Erstellung derselben auch Pfarrer beigezogen werden, die ja wirklich bei den Menschen vor Ort sind, leider vergeblich. Für unsere Pfarre haben wir als wichtige Anliegen:

Den Tag des Herrn heiligen!

Jeder Gläubige soll am Sonntag zur Messe gehen können!

In unserer Pfarre haben wir das Glück, dass wir eine große Kirche haben. Die markierten Plätze können eingenommen werden. Bei den Seitenaltären, hinten, auf der Empore sowie am Mittelgang können auch einige Leute stehen. Wir werden künftig an Sonn- und Feiertagen wegen der Größe nur in der Pfarrkirche feiern und so viele Messen feiern, damit wirklich alle, die zur Messe gehen wollen, die Kirche betreten können. Es wird niemand abgewiesen. Am kommenden Sonntag werden vier Messen (07.00, 08.00, 09.00, und 19.00 Uhr) angeboten. Wenn mehr Leute kommen, werden künftig mehr Messen gefeiert, oder eben auch umgekehrt.

Mit Maria gehen!

Die Mutter Gottes ist die beste Wegbegleiterin gerade in einer Krise. Ein besondere Möglichkeit sind die Maiandachten.

Jeden Tag ist in jeder Kirche unserer Pfarre (Pfarrkirche, Ramsau, Maria Rast, Thurnbach, Kirche am Gerlosberg) jeweils um 19.00 Uhr Maiandacht. 

Umkehr, Buße und Sühne sind entscheidende geistliche Mittel für eine Wende

Die Beichte ist immer möglich!

Auf der Gottesdienstordnung stehen Beichtgelegenheiten. Darüber hinaus kann jede auch so zu mir oder zum Kooperator kommen.

Den größten Beitrag zur Krisenbewältigung, den jeder Christ leisten kann, ist, wenn er persönlich umkehrt, Buße und Sühne leistet.

Zur Normalität zurückkehren!

Versuchen wir alle wieder zur Normalität zurückzukehren. Alle Dinge haben nur so viel Macht über uns, wie wir ihnen geben.

Liebe Gläubige!

Besonders wichtig ist es für Christen, sich die Freude am Glauben bewahren, immer SEINEN Frieden erbitten, den ER uns gibt und versuchen, froh in der Freiheit der Kinder Gottes zu leben.

Maria, die Mutter der Kirche, möge uns Einzelnen, den Pfarren, den Diözesen und der Kirche insgesamt helfen, Gott und den Menschen zu dienen, zu Seiner Ehre und zu unseren Heil.

Euer Pfarrer Ignaz Steinwender