Wort des Tages – Lasst euch nicht verwirren
Lasst euch nicht verwirren!
Im heutigen Evangelium sagt Jesus die Worte: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
In der heiligen Messe betet der Priester die Worte: Bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlöses Jesus Christus erwarten.
Die Verwirrung und die Sünde sind die zwei Übel, die wir fürchten sollen und die wir zu vermeiden trachten sollen. Denn: Beide nehmen uns die Hoffnung, die Zuversicht auf das Kommen des Erlösers. Die Sünde hat mehr mit dem Willen des Menschen zu tun, die Verwirrung mehr mit dem Verstand. Die Frage ist: Wer verwirrt uns? Wie können wir Verwirrung vermeiden? Was tue ich, wenn ich verwirrt bin?
Was ist eigentlich eine Verwirrung?
Rein psychologisch gesehen ist die Verwirrung ein Zustand, wo die Aufmerksamkeit eines Menschen eingeschränkt ist, wo die Wahrnehmung, das Denken oder vielleicht auch die Emotionalität gestört ist. Verwirrung kann Desorientierung bedeuten, mangelnde Konzentration, wechselhafte Zustände usw.
Im Evangelium geht es jedoch um die Verwirrung in geistlichem Sinne. Wenn jemand verwirrt ist, heißt das, er sieht nicht mehr klar. Er verwechselt zB Gut und Böse. Der Weg, das Ziel, die Mittel werden nicht mehr klar erkannt, der Mensch wird von verschiedenen Meinungen hin- und hergerissen.
Wer bringt uns Menschen in Verwirrung?
Wer ist es aber, der die Verwirrung hervorruft? Es gibt im Grunde genommen vier Möglichkeiten. Erstens der Teufel, er ist hauptamtlich der Verwirrer. Im Griechischen heißt Teufel Diabolus, d. h. der Durcheinanderwirbler. Er sucht, überall Zwiespalt, Missverständnisse und eben ein Durcheinander zu erzeugen. In erster Linie versucht er, und das Böse für gut und das Gute für böse zu verkaufen. Zweitens kann der Mensch durch die Welt verwirrt werden, wenn er sich in rein weltliche Dinge verstrickt, dann verliert er das Maß und manches geht durcheinander. Drittens kann der Mensch durch das Fleisch, d. h. durch seine Begierden verwirrt werden, wenn er diese nicht in der rechten Ordnung gebraucht. Dann gibt es noch eine Möglichkeit. Gott kann den Menschen verwirren. In der Bibel werden uns einige Beispiele geschildert. Als die Menschen in Babel einen Turm in den Himmel bauen wollten, da verwirrte Gott ihre Sprache (Gen 11,7). Als die Ägypter die Israeliten bei ihrem Auszug verfolgten, da heißt es in Gen 14,24, dass der Herr auf das Lager der Ägypter blickte und es in Verwirrung brachte. In ähnlicher Weise setzte der Herr die Amoriterkönige beim Anblick der Israeliten in Verwirrung (Jos10,10).
Was bewirkt im Menschen mehr innere Klarheit?
Es gibt im Menschen gewisse Haltungen oder auch Gaben genannt, die ihm helfen, das Gegenteil von der Verwirrung zu praktizieren, sich vor Verwirrung zu schützen. Ganz wichtig ist einmal der normale Hausverstand. Ein Mensch mit Hausverstand sieht die Wirklichkeit nüchtern an. Dann gibt es Gaben des Heiligen Geistes, zB die Gabe des Verstandes, die bewirkt, dass der Mensch klar denkt, die Gabe des Rates und der Wissenschaft, das sind auch Gaben, die letztlich einmünden in die Gabe der Klugheit. Diese ist eine Kardinaltaugend. Sie macht den Menschen fähig, die Wirklichkeit richtig einzuschätzen, zur rechten Zeit das Rechte zu tun. Der Kluge erwirbt Menschenkenntnis und auch Selbsterkenntnis. Menschen mit philosophischen Begabungen können geistige Strömungen erkennen und durchschauen. Besonders wichtig ist die Weisheit, eine Gabe des Heiligen Geistes, sie ist gewissermaßen die Krönung der Klugheit. Die Weisheit ist sozusagen Klugheit im Lichte des Glaubens, im Lichte des Heiligen Geistes. Der Weise betrachtet die Welt eben mehr im Lichte Gottes.
Was hilft in der Verwirrung?
Unmittelbar sollte man zunächst einmal Ruhe suchen, den Fernseher und andere Lärm- und Berieselungsquellen abschalten, um buchstäblich zur Besinnung zu kommen. Statt sich abzulenken sollte man in die Natur gehen, einfache, körperliche Arbeiten verrichten. Manchmal wird der Kopf allein dadurch schon wieder viel klarer und die Gedanken geordnet.
Dann kann es wichtig sein, ein Gespräch mit einem Priester oder einem guten Freund zu suchen. Es ist allgemein wichtig, dass man gute Ratgeber hat, uneigennützige, geradlinige und ehrliche Menschen mit Erfahrung und Weisheit.
Auch eine aufbauende Lektüre kann hilfreich sein.
Wenn jemand den Zugang zur Beichte hat, kann dies auch eine große Hilfe sein, da man dabei sein Leben wieder neu auf Gott und seine Gebote, die Wegweiser für unser Leben sind, findet.
Das Herz in Gott verankern
Wenn Jesus sagt: Euer Herz lassen sich nicht verwirren, dann denken wir daran, was wir in das Herz hineinlassen, was aus dem Herzen herauskommt oder vielleicht an die Frage, wo wir unser Herz haben. In einem Tagesgebet ist die Bitte formuliert: Gib, dass wir unser Herz dort verankern, wo die wahren Freuden sind. Das ist die eigentliche Schlüsselfrage. Wir sollen das Herz in Gott verankern, d.h. Gott soll an erster Stelle stehen. Unsere Gedanken, Wünsche, Pläne etc. sollen sich um Gott drehen. In Gott verankern heißt, dass wir versuchen, seinen Willen zu erkennen, dass wir realisieren, dass wir von ihm geliebt sind, dass uns einfach ganz klar ist, dass Er unser wahres Licht ist. Wenn wir bei ihm sind, dann wird alles klar, einfach.
Unsere Pfarrkirche ist geostet. Früher hat man Kirchen generell geostet. Dies hat einen theologischen Hintergrund. Die betende Pfarrgemeinde blickt beim Beten nach Osten, zum Orient. Sie richtet sich aus auf den Herrn, der vom Osten wiederkommt. Das Gegenteil von Verwirrung heißt Orientierung, d. h. eigentlich auf IHN ausgerichtet zu sein. Es ist ganz einfach. An ihn glauben, auf Seine Wiederkunft hoffen, das bringt Licht und Klarheit in die Welt. Eine Freude, die alle anderen Freuden übersteigt, einen Frieden, den die Welt nicht geben kann, und eine wahre Freiheit der Kinder Gottes.
Euer Dekan Ignaz Steinwender