Wort des Tages – Wem glauben?
An ihn glauben!
In heutigen Evangelium sagt Jesus: Wer an mich glaubt, glaubt an den, der mich gesandt hat. In der Osterzeit (50 Tage lang bis Pfingsten) steht im Mittelpunkt vieler Lesungen der Glaube an den Herrn und die Ausbreitung des Glaubens durch die Verkündigung der Apostel. Das Evangelium breitete sich aus, weil die Apostel mutig verkündeten, weil ihre Verkündigung durch ihr vorbildliches Leben anziehend war, weil sie bereit waren, für ihren Glauben mit allem, sogar mit dem Leben einzustehen und weil der Herr ihre Verkündigung durch Wunder bekräftigte.
Warum glaube ich der Kirche?
Glauben heißt immer auch, dass man etwas annimmt, das man nicht unmittelbar sieht. Wenn sich der Mensch um die Wahrheitserkenntnis bemüht, dann stellt sich die Frage: Wem soll ich glauben, wem darf ich glauben?
Neulich sagt mir jemand: Du, eigentlich geht es bei Corona irgendwie auch um einen Glauben. Wem glaubt man was? Der Eine Virologe sagt das, der andere das Gegenteil. Von wem lässt sich die Regierung beraten usw.? Denn ganz genaue, gesicherte Erkenntnisse gibt es offensichtlich nur wenige.
Bei unserem katholischen Glauben ist es im Grund genommen einfach. Wir haben eine riesige Schar von Märtyrern, die keine Angst hatten oder trotz der Angst für ihren Glauben sogar das Leben hingegeben haben. Deshalb sind sie am meisten glaubwürdig, deshalb glaubt man auch ihrer Botschaft. Wir haben viele weitere Heilige, die große Zeugnisse der Gottes- und Nächstenliebe gegeben haben, die auf diese Weise ihr Leben wirklich hingegeben haben. Wer sein Leben hingibt, der ist am meisten glaubwürdig. Es gibt noch andere Glaubwürdigkeitsgründe, zB die vielen Wunder und Zeichen, die durch Gott geschehen sind. Ja die Kirche selbst ist, wie das Erste Vatikanische Konzil (1869-1870) betont, ein „mächtiger und fortdauernder Beweggrund der Glaubwürdigkeit und ein unwiderlegbares Zeugnis ihrer göttlichen Sendung“, nämlich „wegen ihrer wunderbaren Ausbreitung, außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit in allem Guten, wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit“. Darüber hinaus könnte man noch einen eher heiter klingenden Glaubwürdigkeitsbeweis anführen. Als Napoleon Rom eroberte und den Papst gefangen nahm, da jubelten gewisse Kreise und glaubten, das Ende der Kirche sei gekommen. Napoleon sagte zum Kardinalstaatssekretär Consalvi, dass er die Kirche vernichten werde. Dieser soll dann sinngemäß geantwortet haben: Eure Majestät, wenn die Bischöfe und Prälaten das bisher nicht geschafft haben, dann werden Sie es auch nicht schaffen. Diese Aussage kann jeder Christ auf sich beziehen. Ich sagte mir auch, trotz meiner Fehler, trotz meiner Schwächen und Sünden gibt es die Kirche weiter. Ist es nicht ein faszinierender Gedanke, dass Gott Sein Werk, Seine Kirche in die Hände von fehlbaren Menschen legt? Eben ein Beweis, dass der Heilige Geist die Kirche lenkt.
Wem soll man in anderen Dingen glauben?
Wie ist es dann in weltlichen Dingen und Situationen? Wem soll man da glauben? Die Kirche sagt ja, dass es sogenannte autonome Sachbereiche gibt, wo Christen auch unterschiedlicher Meinung sein können. In diesen Dingen gibt es nicht die Lehre der Kirche und auch kein Recht des Pfarrers oder des Bischofs, eine gewisse Meinung einzufordern. Das wäre ein unzulässiger Klerikalismus.
Als Polizist habe ich die Erfahrung gemacht. Wenn man einen Verkehrsunfall aufnimmt, dass es sehr wichtig ist, beide Seiten zu hören und noch wichtiger sind neutrale Zeugen.
Wenn man Experten anhört, dann kann man unter Umständen prüfen, ob jemand ein besonderes Interesse oder einen Vorteil hat. Wenn zB ein Virologe eine Beziehung zur Pharmaindustrie hat, dann ist eher Vorsicht geboten. Wenn sich ein pensionierter Virologe, der nichts zu verlieren hat, kritisch äußert und bereit ist, mediale Verunglimpfungen auf sich zu nehmen, dann wird man dort besser aufgehoben sein.
Wenn ein Politiker oder hoher Kirchenmann auf Zuschriften nicht antwortet oder beleidigt reagiert, dann ist das kein Hinweis auf besondere Wahrhaftigkeit. Wenn jemand versucht, einen anderen, der widerspricht, einfach in ein Eck zu stellen oder ihn lautstark niedermacht, dann ist es auch kein Hinweis auf Wahrhaftigkeit. Der Philosoph Nietzsche hat einmal gesagt. Ihr redet so laut, als ob ihr Unrecht hättet!
Ich habe seit Jahren in der Beurteilung von Persönlichkeiten aus Politik und Kirche gute Erfahrungen gemacht, und zwar deshalb, weil ich die Gelegenheit hatte, Menschen persönlich zu kennen, die im Rampenlicht standen und so den Unterschied zwischen einem Menschen, wie er ist, und wie er dargestellt wird, selbst erleben und beurteilen zu können. Ich habe mir einen Erfahrungsgrundsatz zu Recht gelegt. Wenn jemand in Zeiten wie diesen von den meisten Medien gelobt wird, dann bin ich eher vorsichtig. Wenn jemand von den meisten Medien niedergemacht wird und dies für längere Zeit in Kauf nimmt und aushält, dann ist er mit ziemlicher Sicherheit innerlich frei und er ist zutiefst von seinem Anliegen überzeugt, es ist es ihm wert, Repressalien zu erleiden. Dann interessiere ich mich eher für ihn, eben in der Vermutung, dass mehr dran ist. Das ist zwar keine automatische Regel, aber sehr oft kommt man damit gut zurecht.
Vor kurzem habe ich einen Virologen aus Thailand in ServusTV gehört. Er hatte eine ruhige Stimme, ich hatte den Eindruck, dass er sehr unter vielen Dingen leidet. Das, was er sagte, war nicht die gängige Doktrin der Medien und für ihn selber sicher kein Vorteil, sondern er hat sich dadurch sicher heftiger Kritik ausgesetzt. Das hat mich zum Beispiel sehr beeindruckt.
Was hilft einem, tiefer in die Wahrheit einzudringen?
Nun kann man sich auch die Frage stellen, was hilft einem, tiefer in die Wahrheit, d. h. in geistliche Wahrheiten einzudringen. Beim Apostel Paulus heißt es von der Liebe. Sie freut sich an der Wahrheit. Die Liebe ist sicher eine Eigenschaft, die den Menschen hilft, tiefere Wahrheiten zu erkennen. Es ist kein Zufall, dass die großen Theologen Heilige waren. Umgekehrt ist es so: Die Ichbezogenheit, jeglicher Egoismus, das ungeordnete Streben nach Ehre, Macht oder Sinnlichkeit sowie der Stolz blockieren den Menschen in der Wahrheitserkenntnis. Sie schränken den Blickwinkel bzw. das Interesse einer Person ein und machen ihn dadurch für geistige Wirklichkeiten blind.
Die Demut hingegen ist geradezu ein Schlüssel für die Erkenntnis der Wahrheit. Der Demütige lernt aus Fehlern, er freut sich über Zurechtweisung und er sucht die Wahrheit um ihrer selbst willen.
Maria, die Mutter Gottes, ist die demütige Magd. Sie war ganz demütig und ist zugleich der Sitz der Weisheit. Von ihr heißt es: Sie bewahrte alles in ihrem Herzen und dacht darüber nach. Das Herz Marias beinhaltet die Fülle der Wahrheit. Wer auf sie blickt, wird zu Jesus geführt, zum Glauben an ihn – und er sieht den Vater!
Mit euch im Streben nach Wahrheit verbunden
Euer Dekan Ignaz Steinwender