Wort des Tages – Entscheidung

Wort des Tages – Entscheidung

Im heutigen Evangelium kommt die Stelle aus dem Johannesevangelium vor, wo es heißt, dass viele Jünger, die Jesus zuhörten, sagten: „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ (Joh,6,60)

Jesus erkannte, dass sie murrten und er wusste, dass einige nicht glaubten und wer ihn verraten würde. Und er sagte: „Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht. Das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. (Joh 6,62-63)

Die Situation der Entscheidung – Jesus gibt mehr

Diese Worte, die einige für unerträglich hielten, waren die Worte Jesu über die Eucharistie. Er hatte gesagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.“ (Joh 6,54-55)

Jesus hat den Menschen viel Gutes getan. Er hat sie getröstet, er hat sie gestärkt, er hat Brote vermehrt, er hat viele Wunder gewirkt, Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben, er hat sogar Tote zum Leben erweckt. Und jetzt will er ihnen noch mehr geben, nämlich das ewige Leben. Gerade dieses Mehr ist vielen unerträglich. Sie wollen diesen Schritt nicht machen, sie nahmen Anstoß an ihm und es heißt in der Schrift: „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Was tut Jesus? Versucht er sie zu überreden? Versucht er, die Botschaft so geschickt zu verpacken, dass sie doch annehmbar ist? Schaut er den Leuten aufs Maul und sagt, was sie gerne hören? Nein, ganz im Gegenteil! Jesus sagt zu den Zwölf. Wollt auch ihr weggehen? Daraufhin antwortet Petrus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen, und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Joh 6,69)

Petrus erkennt: Hier geht es um viel mehr, hier geht es um alles, um das ewige Leben, Jesus ist der Heilige. Der Glaube an die Eucharistie ist eine Hürde, er setzt eine persönliche Entscheidung voraus. Vielleicht tun wir uns leichter damit, wenn wir das andere Wort des Heiligen Petrus betrachten: „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Ja, wohin sollen wir sonst gehen? Wohin kann ein suchender Mensch heute gehen? Wo finden wir tragfähige Antworten für unser Leben und für die Ewigkeit? In den Medien? Bei einem politischen Messias? In der Esoterik? Bei einem freigeistigen Club?

Jesu will, dass wir zu IHM gehen. Das ist ihm so wichtig, dass er dafür den äußersten Leidensweg, den Kreuzweg und den Tod am Kreuz auf sich nimmt. Er gibt wirklich alles, damit wir mit ihm ewiges Lebens erhalten, doch eines gibt er nicht preis, die Eucharistie!

Viele gingen nicht mehr mit ihm. Die wenigen, die bleiben, das ist die neue Kirche, die sich dann ausbreiten wird.

Es geht um die Eucharistie

Liebe Gläubige! Bei dieser Evangelienstelle geht es um die Eucharistie, die Heilige Messe. Es geht um das Herz der Kirche, es geht um das Eingemachte. Es geht um Alles oder Nichts. Deswegen sagt die Kirche: Die Heilige Messe ist Quelle und Gipfels des Tuns der Kirche. Papst Johannes Paul II. hat eine eigene Enzyklika über die Eucharistie geschrieben. Sie beginnt mit den Worten: Die Kirche lebt von der Eucharistie. In dieser Enzyklika schreibt er unter den Punkten 18-19. 

18) (…) Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muss nicht das Jenseits erwarten, um das ewige Leben zu erlangen: Er besitzt es schon auf Erden als Erstlingsgabe der künftigen Fülle, die den ganzen Menschen betreffen wird. In der Eucharistie empfangen wir tatsächlich auch die Garantie der leiblichen Auferstehung am Ende der Welt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag“ (Joh 6, 54). Diese Garantie der künftigen Auferstehung kommt aus der Tatsache, dass das Fleisch des Menschensohnes, das uns zur Speise gereicht wird, sein Leib im verherrlichten Zustand des Auferstandenen ist. Mit der Eucharistie nehmen wir sozusagen das „Geheimnis“ der Auferstehung in uns auf. Deshalb definierte der heilige Ignatius von Antiochien das eucharistische Brot zu Recht als „Medizin der Unsterblichkeit, Gegengift gegen den Tod“.

19) Die eschatologische Spannung, die durch die Eucharistie wachgerufen wird, drückt die Gemeinschaft mit der himmlischen Kirche aus und stärkt sie. Es ist kein Zufall, dass die orientalischen Anaphoren und die eucharistischen Hochgebete des lateinischen Ritus das ehrfürchtige Gedenken Mariens, der allzeit jungfräulichen Mutter unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, der Engel, der heiligen Apostel, der ruhmreichen Märtyrer und aller Heiligen enthalten. Dies ist ein Aspekt der Eucharistie, der es verdient, hervorgehoben zu werden: Während wir das Opfer des Lammes feiern, vereinen wir uns mit der himmlischen Liturgie und gesellen uns zu jener gewaltigen Schar, die ruft: „Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!“ (Offb 7,10). Die Eucharistie ist wirklich ein Aufbrechen des Himmels, der sich über der Erde öffnet. Sie ist ein Strahl der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalem, der die Wolken unserer Geschichte durchdringt und Licht auf unseren Weg wirft.  

Die Kirche bewegt sich auf eine Entscheidung zu! Worum geht es jetzt?

In der Exegese, das ist die Lehre von der Auslegung der Schrift, da spricht man manchmal vom Sitz im Leben. Man fragt sich, was sagt uns das Evangelium heute, was sagt Jesus mir heute.

Beim heutigen Evangelium hat es mir ehrlich gesagt einen Stich gegeben. Ich habe mir gedacht: Ist das nicht die Situation heute? Geht es nicht heute genau darum? Die Kirche und vielleicht jeder von uns bewegt sich auf eine Entscheidung zu. Es geht um zwei Dinge: Wir haben oder hatten bisher immer die Eucharistie für jeden verfügbar. Wir haben seine Worte des Lebens. Wir haben ihn, den Herrn! Aber: Glauben wir IHM wirklich? Glauben wir daran, dass sein Leib wirklich eine Speise und sein Blut wirklich ein Trank ist? Glauben wir, dass er in den Gestalten von Brot und Wein wirklich gegenwärtig ist als wahrer Gott und Mensch? Gehen wir weiter mit ihm wie die zwölf Apostel? Es bahnt sich eine Entscheidung an. Wer nicht glaubt, wird auch nicht mehr mit Jesus gehen.

Wir könnten auch die Frage stellen: Haben wir nicht gegen ihn gemurrt (Kirchenvolksbegehren), haben wir nicht versucht, die Lehre so anzupassen, dass sie nicht mehr anstößig ist (zB indem wir sie einfach verschwiegen haben), damit möglichst viele bleiben, ohne jedoch wirklich zu glauben. Ist nicht vielfach versucht worden, den Wert der Eucharistie zu schmälern, indem man sie durch Wortgottesdienste ersetzte? Wie ernst war es uns mit dem Geheimnis der Eucharistie? Manchmal frage ich mich, ob in einer Kirche, die das Wesen der Eucharistie wirklich verinnerlicht hat, es möglich wäre, die Heilige Messe von einen auf den anderen Tag für die Gläubigen zu untersagen.

Eine Gewissensfrage

Als Priester ist es meine Hauptaufgabe, den Menschen dieses Brot zu geben, sie auch zum Verständnis dessen zu führen, dass es mehr gibt. Ich darf Eucharistie feiern, ich darf den Menschen etwas geben, was alles andere übersteigt, sodass der Himmel aufgeht. Die Menschen müssen selbst entscheiden, wollen sie dieses mehr oder gehen sie nicht mit IHM. 

Was aber ist, wenn die Menschen wollen, aber sie dürfen nicht? Kann der Staat das verbieten? Ich habe noch einen Satz im Ohr: Viele in der Kirche sind erleichtert darüber, dass der Bundeskanzler Lockerungen beim Gottesdienstbesuch ermöglichen wird. Habe ich das richtig verstanden? Der Herr Bundeskanzler entscheidet, wer mit dem HERRN gehen darf, nicht seine Apostel.  Was, wenn der Gottesdienstbesuch weiterhin (wenn auch in etwas größerem Rahmen) so reglementiert wird, dass nicht mehr alle, die wollen Zugang haben? Wer soll dann darüber entscheiden?

Ich stehe in einem schweren Gewissenskonflikt!

Entscheide dich

Damals sind viele Leute mit Jesus gegangen. Als es um das Wesentliche ging, wanderten viele nicht mehr mit ihm. Die zwölf blieben übrig.

Jetzt wird es immer mehr um das Wesentliche gehen. Viele sind dabei, wer aber glaubt, dass ER der Heilige ist, wer glaubt, dass ER wirklich gegenwärtig ist in der Kirche, in der Eucharistie? Die momentanen Entwicklungen werden wohl immer mehr auf eine persönliche Entscheidung hinauslaufen.

Wirst Du mit IHM weitergehen oder wirst Du dich abwenden?

Jeder von uns steht vor dieser Entscheidung. Jesus hat uns viel gegeben. Wir haben in Europa einen hohen Lebensstandard und einen Wohlstand, der zu einem großen Teil damit zusammenhängt, dass sich unsere Vorfahren entschieden haben, mit IHM zu gehen. Christliche Tugenden waren der Nährboden des Erfolges. Jetzt stehen wir erneut vor dieser Entscheidung. Niemand kann sie uns abnehmen. Es geht um die Frage: Wollen wir mehr, wollen wir das ewige Leben? Wenn wir ja sagen, wird uns das andere auch dazugegeben. Wenn wir nein sagen, wird uns auch noch das genommen, was wir haben.

Bitten wir im Marienmonat Mai die Muttergottes ganz besonders darum, dass sie uns darin bestärkt, uns ganz für IHN zu entscheiden, so wie sie IHM ihr Ja gegeben hat.

Darum bete ich mit euch gemeinsam

Euer Dekan

Ignaz Steinwender