Wort des Tages – Kommet zu mir
Heute ist der Gedenktag der Heiligen Katharina von Siena!
Im Evangelium sagte Jesus: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Dann sagte er weiter: „Nehmt mein Joch auf mich und lernt von mir. (…) Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
Gerade in der Gegenwart sind diese Worte wohl von größter Aktualität. Viele von Euch stöhnen wohl momentan unter verschiedenen Lasten. Es gibt berufliche Lasten, soziale Lasten und auch geistige Lasten, zB die Last der Verantwortung, die Last der Ungewissheit, die Last alltäglicher Reibereien. In den letzten Wochen sind viele Lasten schwerer geworden, neue Lasten dazugekommen, Lasten sind anderes verteilt worden. Da stellt sich auch die Frage: Wie gehen wir mit unseren Lasten u ? Wie stehen wir dazu? Wie können wir sie tragen?
Arten und Umgang mit Lasten
Man wird sagen können: Jeder Mensch hat irgendwie Lasten zu tragen. Die Frage ist: Welche Lasten und wie verhält man sich zu ihnen?
Es macht einen großen Unterschied aus, wie jemand zu einer Last steht. Man kann eine Last mit Widerwillen, mit innerer Ablehnung tragen, dann ist sie wesentlich schwerer, dann zermürbt sie den Menschen. Man kann eine Last als notwendiges Übel annehmen. Anders sieht es aus, wenn jemand sagt, diese Last ist notwendig, für ein größeres Ziel, im nehme dies in Kauf, um dafür etwas Wichtiges zu erreichen. Ich staune oft, was Sportler beim Training alles auf sich nehmen und denke mir dann: Was wäre, wenn jemand so etwas tun müsste? Es wäre wohl absolut unzumutbar. Aber hier sieht man, wenn ein Mensch etwas will, dann geht es um Vieles leichter. Noch bedeutsamer wird es, wenn jemand sagt, ich trage die Last für Jemanden, für meinen Ehepartner, für meine Kinder oder Eltern, dieses für wird nochmals vertieft, wenn jemand sagt, ich trage die Last aus Liebe, für einen Geliebten. Den Gipfel erreicht man, wenn jemand sagen kann, ich trage eine Last aus Liebe zu Gott, zu seiner Ehre. Je mehr ein Sinn da ist, ein Du, für den man trägt und sogar die Liebe, desto leichter ist eine Last zu tragen. Wenn man zu Jesus kommt, wenn eine Last im Blick auf ihn, d. h. aus der christlichen Lebensweise heraus getragen wird, wenn wir ja sagen zu dem Kreuz, das uns auferlegt wird, dann können wir uns auf Jesu Worte ganz verlassen: Meine Last ist leicht, mein Joch ist sanft. Der Sinn, die Liebe, der Bezug zu Jesus macht die Last leichter. Wenn die Last so leichter wird, dann kann man größere Lasten tragen, man kann die Lasten anderer mittragen nach dem Motto: Einer trage des anderen Last.
Es gibt auch geistige Lasten. Die eigentliche Last, die den Menschen unsichtbar, manchmal sogar ohne dass es ihm bewusst ist, niederdrückt, ist die Sünde. Wenn der Menschen sündhafte Gewohnheiten annimmt, dann spricht man daher von Lastern. Sie ziehen jemanden nach unten. Die heilige Katharina sprach davon, dass man die Laster ausrotten und dafür Tugenden einpflanzen sollte. Die Tugenden sind innere Haltungen, die das Leben des Menschen schöner, freier, beweglicher, eben erfüllter machen. Die heilige Katharina mahnte einmal einen Ordensgeistlichen, die Laster seiner Seelsorgskinder mutig beim Namen zu nennen und sagte: „denn das Nichtverbessern des Lasters wirkt ansteckend gleich einem faulen Glied am menschlichen Körper. Achtet also auf Euch und Eure Herde und lasst es Euch nicht hart erscheinen, die Dornen auszureißen. Denn die Frucht wird dann weit süßer sein, als die Mühsal bitter ist.“
Kommt alle zur mir!
Es ist daher entscheidend, dem Ruf Jesu zu folgen: Kommt zu mir! Das ist einerseits ein Lebensprogram. Wir sollen als Getaufte als Kinder des Lichtes leben und so durch das Leben dem Herrn entgegengehen, um dann endgültig zu IHM zu kommen. Zugleich ist dieser Ruf ein Programm für den jeweiligen Tag. Heute oder jetzt zu ihm gehen, durch ein Stoßgebet, indem man etwas zu Seiner Ehre tut, indem man eine Schwierigkeit IHM schenkt, indem man im Nächsten IHN erkennt und IHM begegnet. Zu IHM kommen, heißt, die Laster, die Sünde, die uns von IHM trennen, zurücklassen und Tugenden erwerben. Die höchsten Tugenden sind der Glaube an IHN, die Hoffnung auf ein Leben mit IHM in der Ewigkeit und die Liebe zu Gott und den Nächsten. Die Gemeinschaft mit ihm befreit uns von den Lastern, sie macht uns frei, die menschlichen Lasten zu tragen und die Lasten anderer mitzutragen. Jesus sagt: Ich werde euch Ruhe verschaffen. Diese innere Ruhe, die er uns gibt, ist schon ein Vorgeschmack auf die Fülle in der ewigen Ruhe, ein Ruhen in IHM, das zugleich höchste Aktivität ist.
Wir sind kurz vor dem Marienmonat Mai, in dem wir besonders Maria verehren. Maria hat die größte Last getragen, die ein Mensch trug. Sie hat den Herrn im Leiden begleitet und ist unter dem Kreuz gestanden. Sie hilft uns, Seinem Ruf zu folgen und zu IHM zu gehen, täglich neu und durch das ganze Leben.
Gemeinsam mit euch an der Hand der Muttergottes unterwegs,
Euer Dekan
Ignaz Steinwender