Wort des Tages – Brief an die Firmlinge

Wort des Tages – Brief an die Firmlinge

Liebe Firmlinge!!

Heute habe ich im Ort die Mama eines Ministranten getroffen. “Mein Sohn”, erzählte sie mir, “hat heute gesagt, dass er sich schon sehr auf die Schule freut, obwohl die Schule nicht immer lustig ist, aber noch mehr freut er sich auf das Ministrieren.” Mir geht es auch so. Ich feiere jeden Tag die Heilige Messe, da schließe ich auch Euch immer in das Gebet ein und ich weiß, dass ich bei jeder Messe mit dem Papst, dem Bischof und der ganzen Kirche verbunden bin, aber ich freue mich schon wieder darauf, wenn ich die Messe wieder feiern kann mit meinen Ministranten, mit vielen Gläubigen und besonders auch mit Euch, den Firmlingen.

Meine Sekretärin Gerda passt immer auf, dass ich keine Termine vergesse. Heute hat sie mir gesagt: “Morgen wäre Firmprüfung gewesen.” Da ist mir nun der Gedanke gekommen, ich sollte ja schon längst euch Firmlingen schreiben.

Morgen habt ihr also keine Firmprüfung, aber vielleicht ist die ganze Situation, wie sie jetzt ist, auch irgendwie eine Prüfung, für Euch selbst, für Eure Eltern, für die Paten. Man muss sich auf neue Situationen einstellen, manches fällt schwer, dann sind oft auch gute Dinge dabei, und in dieser Situation sind plötzlich auch viele Chancen da.

Gestern hat mich der Erzbischof von Liechtenstein, Wolfgang Haas angerufen. Das hat mich sehr gefreut. Seine Stimme allein ist schon wohltuend, dann hat er eine so freundliche, von Herzen kommend höfliche Art, und man spürt bei ihm, dass er ein Mann Gottes ist. Wenn man mit ihm redet, ist man nachher immer gestärkt.

Wir haben natürlich dann über die Firmung gesprochen. Erzbischof Wolfgang ist schon seit über zehn Jahren in unserer Pfarre als Firmspender tätig, er ist sozusagen unser Firmerzbischof. Wir sind dann übereingekommen, dass wir jetzt nicht planen, wann die Firmung sein könnte, weil man einfach noch nicht weiß, wie es in einigen Wochen sein wird.

Vielleicht ist das Warten auch eine Art Prüfung? Die Zeit, die wir jetzt haben, können wir besonders nützen, vielleicht noch mehr über die Firmung, über Gott, über den Heiligen Geist, über die Gaben des Heiligen Geistes nachzudenken. Wir machen jetzt eben auch die Erfahrung, dass man momentan vieles nicht planen kann. Dies ist aber eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, was ER, Gott, für Pläne hat.

Habt ihr Euch schon einmal die Frage gestellt, was Gott für einen Plan mit Euch hat? Vielleicht ist diese Frage die allerwichtigste im Leben eines jeden Menschen. Sich zu fragen: Welchen Plan hat Gott mit mir? Wenn ein Mensch die innere Klarheit hat, ich gehe den Weg, den Gott mir vorgezeichnet hat, wenn ein Mensch spürt, ich bin von Gott geführt, dann ist es etwas ganz Schönes, das gibt nämlich dem Menschen eine große innere Sicherheit, eine Geborgenheit aber auch eine Freude. Der spürt dann, dass er geliebt wird und dass er ein ganz großes Ziel vor Augen hat.

Vielleicht geht es Euch mit der jetzigen Situation auch so wie mir, dass Ihr darüber nachdenkt, warum wir jetzt diese Situation mit den Maßnahmen gegen das Coronavirus erleben, dass ihr nachdenkt, was Gott uns damit sagen will? Es könnte sogar sein, dass die Firmung auf die ihr zugeht, dann ganz anders wird, vielleicht viel tiefer, freudiger, noch besser vorbereitet.

Ich denke, ihr habt schon die sieben Gaben des Heiligen Geistes gelernt. Denken wir einfach darüber ein bisschen nach. Wollt ihr diese Gaben empfangen? Bekommt man diese automatisch? Wenn Gott sie auch schenkt, wollt ihr sie benützen? Das ist nämlich ganz wichtig. Man lernt die sieben Gaben, damit man weiß, dass es gibt sie gibt. Wenn man davon weiß, dann kann man in seinem Herzen sagen: Ja, ich möchte diese Gaben erwerben. Ich möchte diese Geschenke möglichst tief erfassen, dann kann ich mit diesen Gaben andere beschenken. Mit den Gaben Gottes ist es nämlich so: Bei der Firmung gibt es diese Gaben, aber es ist vielleicht so, wie mit einem Glas Wasser. Wenn jemand ein Wasser trinken will, dann nimmt er ein Gefäß, wenn er ein größeres Glas nimmt, dann hat mehr Wasser Platz. Bei Gott ist es auch so. Er will uns reich beschenken. Wenn wir eine größere Sehnsucht haben, dann wird unser Herz weiter, dann kann Gott uns reicher beschenken. Wenn wir mit Freude seine Geschenke erwarten, dann wird er uns reicher beschenken. Ein Glas muss man dann auch trinken, denn sonst wäre es umsonst. So ist es mit den Gaben des Heiligen Geistes. Indem Maße, wie wir sie wirklich einsetzen möchten, beschenkt uns der Herr. Wer mehr will, der kriegt mehr!

Ich möchte einige Gaben mit Euch besprechen.

  • Die Gabe der Frömmigkeit. Ein frommer Mensch ist jemand, der gerne mit Gott spricht, der gerne in der Nähe Gottes ist, für den Gott zum Freund wird. Wer gerne mit Gott spricht, der spürt immer deutlich, dass Gott wirklich da ist, der erkennt mit der Zeit klarer, was Gott von ihm will und er spürt dann, dass Gott ihn liebt und ihn führt.
  • Oder denken wir an die Gabe der Gottesfurcht. Wenn jemand etwas Kostbares hat, dann passt er gut auf, er will das Kostbarste bewahren. Er gibt gut darauf acht. Gottesfurcht heißt, dass jemand Gott beachtet. Er passt gut auf, dass er Gott nicht verliert, dass er Gott nicht beleidigt. Deswegen bemüht sich der Gottesfürchtige, die Gebote zu halten und sich immer wieder zu fragen: Was ist der Wille Gottes für mein Leben? Ein Gottesfürchtiger passt z. B. im Religionsunterricht gut auf, weil er merkt, dass Gott ihm eine gute Lehrerin geschickt hat, die ihm hilft, Gott näherzukommen.
  • Oder denken wir an die Gabe der Weisheit. Ein weiser Mensch ist viel mehr als ein bloß gescheiter Mensch. Der Weise erkennt Gott, der Weise erkennt sich selbst besser und auch den Mitmenschen. Der Weise kann daher mit der Hilfe Gottes zur richtigen Zeit das richtige tun. Er denkt sozusagen auch im Lichte Gottes.
  • Eine Gabe fällt mir jetzt noch ein, die Gabe der Stärke. Bittet Gott besonders um diese Gabe, dass ihr stark werdet in der Liebe, dass ihr den Mut bekommt, das Gute zu tun, dass ihr die innere Stärke bekommt, euren Eltern zu gehorchen, manche Schwierigkeiten einfach anzunehmen usw.

Zum Schluss meines Schreibens möchte ich Euch noch ein paar Vorschläge machen. Wir stehen jetzt vor dem Palmsonntag. Das ist der Tag, an dem Jesus in Jerusalem eingezogen ist und als König begrüßt wurde. Dann wird die Leidensgeschichte gelesen. Wir treten dann ein in die Karwoche. Wir denken an das Leiden des Herrn und es kommen die drei Heiligen Tage, der Gründonnerstag, der Karfreitag und dann die Feier der Auferstehung.

Vielleicht könnt ihr in diesen kommenden Tagen täglich einen Blick auf die Homepage machen und wirklich versuchen, immer den jeweiligen Tag zu bedenken, eine Feier im Fernsehen zu verfolgen und möglichst auch gemeinsam zu beten. Die Karwoche beginnt mit den Palmsonntag. Ich schlage euch vor, dieses Fest gemeinsam mit eurer Familie zu feiern. Lasst die liebgewordenen, alljährlichen Bräuche nicht aus, auch wenn wir nicht die Heilige Messe gemeinsam feiern können. Richtet einen Palmbuschen oder eine Palmstange her. Sprecht ein Segensgebet und besprengt sie mit Weihwasser. Geht damit ums Haus und segnet das Haus und alle, die darin wohnen.

Das ist ganz wichtig für die Firmvorbereitung.

Was immer geschehen mag, eines sollten wir auf jeden Fall bedenken: Der größte Fortschritt im Leben besteht darin, dass ein Mensch Gott näher kommt. Versucht das jeden Tag, ganz tief jetzt in der Karwoche!

Euer Pfarrer

Ignaz Steinwender

Noch etwas: Eine wichtige Vorbereitung auf Ostern ist die Heilige Beichte. Ich könnt in der Karwoche jederzeit zu mir in das Widum zur Beichte kommen. Ich freue mich über jeden von Euch, der kommt! (0676/87466280).