Wort des Tages – Fürchtet euch nicht
Liebe Gläubige! Liebe Leser unserer Pfarrhomepage!
Ich bin ein armer Sünder und habe viele Fehler, aber auf eines bin ich ein bisschen stolz. Ich bin sehr oft gegen den Strom geschwommen, manchmal vielleicht auch mit einer etwas sportlichen Leidenschaft und einem leichten Genuss, und ich schwimme immer noch gerne gegen den Strom. In den letzten Tagen habe mir mehrere gesagt, jetzt haben wir das, was du immer schon gesagt hast. Vorgestern ist mein ehemaliger Chef in Puch bei Hallein gestorben. Ich konnte ihn heuer noch zweimal im Krankenhaus bzw. im Altenheim besuchen, worüber er sich sehr gefreut hat. Jetzt kann ich mein Versprechen, ihn würdig zu beerdigen, leider nicht einhalten. Der Verstorbene war fünf Jahre mein Vorgesetzter. Mein Mitarbeiter und ich hatten oft leidenschaftlich über verschiedene Dinge diskutiert und wir wussten, der Chef steht hinter uns! Er war nicht sehr religiös, aber er hatte wichtige Grundsätze gehabt, ein echter Chef, ein Mann der alten Schule! Als ich mit dem Chef einmal kontrovers diskutierte, da sagte er entrüstet: „Aber Naz, du bist doch nicht ganz normal!“ Da habe ich zu ihm gesagt: „Lieber Chef, danke für dieses Kompliment!“ Als er mich verdutzt anschaute, setzte ich ein wenig nach und sagte. „Weißt du Chef, ich bemühe mich, bescheiden zu sein, aber ehrlich gesagt, normal möchte ich nicht sein, das würde ja bedeuten, mit der Zeit gehen, mit der Masse mitschwimmen. Das möchte ich nicht, ein bisschen mehr nehme ich mir schon heraus!“
Verständnis für Angst, weniger oder kein Verständnis für Angstmache!
Lieber Leser dieser Zeilen! Momentan haben viele Menschen Angst. Es entspricht dem Zeitgeist. Die Angst bewirkt eineVermassung. Die Vermassung birgt manche Gefahren in sich, wie ich gestern auch in einem Beitrag gelesen habe. Ich glaube, dass mir die Gefahren durch das Coronavirus mit allem denkbaren Möglichkeiten bewusst sind. Trotzdem wage ich die Vermutung, dass die Angst, die in diesem Zusammenhang da ist und begünstigt wird, noch größere Gefahren birgt. Und ich meine, dass die Folgewirkungen von gegenwärtigen Maßnahmen noch größere Übel hervorbringen könnten. Ich verstehe schon, dass viele von Euch Angst haben, manche Angst hat auch einen wirklich Grund und manche Ängste wären nicht notwendig. Ich bete auch besonders für alle, die Angst haben.
Noch mehr beunruhigt mich das Phänomen der Angstverbreitung.
Ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn manche Medienberichte und verbreitete Aussagen einseitig als Angstverstärker wirken und dadurch neben berechtigten Ängsten auch irrationale Ängste fördern.
Was mich noch mehr beunruhigt, ist die sehr schmerzliche Beschränkung des kirchlichen Lebens, insbesondere der Sakramente. Damit ihr mich nicht missversteht. Die Regierung trifft Maßnahmen und diese sind unbedingt einzuhalten. Natürlich verstehe und teile ich die Sorge der Kirchenleitung, man könnte Leben gefährden durch unbedachte Handlungen. Aber: Wenn man den Sinn der Maßnahmen begreift, dann könnte man doch im Rahmen der Vorschriften kreativ einige Möglichkeiten erschließen, um etwas mehr seelsorgliches Leben zu ermöglichen, ohne jegliche zusätzliche Gefährdung. Wir haben zum Beispiel eine große Kirche mit 700 Sitzplätzen. Könnte man da nicht ohne Ansteckungsgefahr mehr als fünf Leuten die Teilnahme an der Osterliturgie ermöglichen? Viele Gläubige nehmen die Kirchenleitung momentan vorwiegend im Rahmen der Selbstausschaltungsmechanismen wahr.
Wenn die Verordnung religiöser Einschränkungen begleitet würde von eindringlichen Aufrufen zur Umkehr, von Trost und Ermutigung, wenn man das Gefühl hätte, die Oberen wollen auch das Glaubensleben der Menschen bewahren und vertrauen wirklich auf die Macht des Gebetes, des Glaubens und auch darauf, dass Gott eingreifen kann, dann würden Einschränkungen mehr in einem anderen Lichte wahrgenommen. Ohne diese Elemente wirken die Verlautbarungen von Einschränkungen angstfördernd, vertrauensmindernd und entmutigend.
Ich hatte heute ein Telefonat mit dem Herrn Generalvikar und ich habe ihm jetzt geschrieben, die Kirchenleitung möge drei Dinge intensiv in Angriff nehmen. Alles zu unternehmen, um irrationale Ängste abzubauen, die Gläubigen verstärkt ermutigen, auch auf das geistliche Leben zu achten und vor allem das Vertrauen auf die Wirkung von Gebet, Umkehr und Buße zu stärken!
Schaut auf die Furchtlosen!!!!
Liebe Gläubige! In dieser Situation sollen wir auf Jesus schauen und auf Menschen, die eine christliche Furchtlosigkeit vorgelebt haben! Sie können uns helfen und uns ermutigen, gerade in dieser Situation als wahre Christen zu leben.
Als Jesus mit den Jüngern im Boot war und schlief, als ein heftiger Sturm kam und die Jünger vor Angst schrien und Jesus weckten, da sagte Herr zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?
Im Lukasevangelium sagt Jesus seinen Jüngern, also zu seinen engsten Vertrauten: „Fürchtet euch nicht vor denen, die die den Leib töten, euch aber nichts tun können (…) Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen.“
Heute ist der Todestag des Heiligen Papstes Johannes Paul II. Bei der Sanierung der Pfarrkirche habe ich nach Rom geschrieben und eine Reliquie von Johannes Paul II. erbeten. Ich habe kurz dargelegt, dass wir diesem Heiligen als Pfarre sehr viel verdanken wie die Begegnung beim Weltjugendtreffen in Toronto, die in den teilnehmenden Jugendlichen Entscheidendes bewirkt hat, die Theologie des Leibes etc. Wir haben dann eine Reliquie in den linken mittleren Seitenaltar gegeben und ein Portrait anfertigen lassen. Ich denke, dass gerade Johannes Paul II. jetzt ein wichtiger Heiliger ist, der uns helfen kann. Als er am 16. Oktober 1978 als neugewählter Papst auf der Loggia des Petersdomes hervortrat, sagte er als erstes: „Non abbiate paura!“ Habt keine Angst! Er sagte insgesamt.
„Brüder und Schwestern! Habt keine Angst, Christus aufzunehmen und seine Herrschergewalt anzuerkennen! Helft dem Papst und allen, die Christus und mit der Herrschaft Christi dem Menschen und der ganzen Menschheit dienen wollen! Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Habt keine Angst! Christus weiß, »was im Innern des Menschen ist«. Er allein weiß es!
Bei seinem Deutschlandbesuch sage er z. B.: Man kann nicht auf Probe leben, auf Probe lieben und auf Probe sterben. Von ihm kann man wirklich sagen, er hat ganz gelebt, selbstlos geliebt und ist heiligmäßig gestorben. Er kann uns gerade jetzt als Vorbild, als Beispiel und als aktiver Helfer beistehen, furchtlos zu sein, das Leben bewusst zu leben, ganz in der Ordnung Gottes zu lieben und im Blick auf die Ewigkeit zu sterben.
Christen als Vorbild
Jetzt seid ihr, liebe Gläubige besonders gefragt! Jeder Christ ist nun gefragt. Jetzt sollen wir Christen beweisen, dass wir Christen Gesalbte sind, jetzt können wir beweisen, dass wir Jünger des Herrn sind, dass wir Gefirmte sind (das heißt ja im Heiligen Geist Gestärkte). Von Euch soll jetzt eine Ruhe ausgehen, eine Gelassenheit, eine nüchterne Klarheit. Liebe Firmlinge! Erinnert Eure Eltern und Paten an die Gaben des Heiligen Geistes, die sie empfangen haben, an die Stärke, an die Gottesfurcht, die von Menschenfurcht befreit, an die Weisheit, die uns einen klaren Blick gibt, an die Frömmigkeit etc. Ihr sollt jetzt gegen den Strom schwimmen. Laßt Euch nicht vermassen! Schwimmt gegen den Strom der Angstmacher! An Euch soll man die Zuversicht dessen merken, der überzeugt ist: Für Gott ist nichts unmöglich! An Euch soll man erkennen, dass wir Christen nichts wirklich fürchten müssen, außer die Sünde und den Verlust des ewigen Heiles! Und noch etwas. Der Glaube, die lebendige Gottesbeziehung befreit von falscher Angst, hilft bei begründeter Angst zu bestehen und stärkt die Seele und sogar das Immunsystem.
Euer gegen den Strom schwimmender
Ignaz Steinwender