Wochenkommentare II

Erinnerungen an Helmut Kohl (Juli 2017)

Der Tod des ehemaligen österreichischen Vizekanzlers Alois Mock und des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Zwei Politikerpersönlichkeiten, die ein christlich-soziales Profil hatten, sind gestorben. Der allgemeine Profilverlust in Politik und Kirche ist eines der beängstigenden Phänomene unserer Zeit.

Ich durfte Bundeskanzler Helmut Kohl einige Male begegnen. Einmal im Jahre 1989, als ich Erzbischof Georg nach Hofgastein fuhr, wo er sich mit Bundeskanzler Kohl unterhielt. Dann ab dem Jahre 1996 als Kooperator in Hofgastein.

Helmut Kohl war normalerweise um Ostern herum in Hofgastein, um eine Mayr-Kur (Heilfasten) zu machen.
Der Weltpolitiker, der historisch bedeutsame Entscheidungen traf und die Geschicke Europas maßgeblich mitgestaltete, saß ganz selbstverständlich am Sonntag an seinem gewohnten Platz beim Pfarrgottesdienst in Hofgastein. Nach der Messe stand er vor der Kirche und redete mit den Leuten. Jedes Jahr kam er in den Pfarrhof, um sich mit Dekan Dietmann bzw. mit Dekan Wagner zu unterhalten.
Wenn er in Hofgastein Spaziergänge machte, dann kehrte er bei gewissen Bauern ein und ging in den Stall, um nach den Pferden zu sehen.
Einmal kam Kohl ins Krankenhaus Schwarzach, um einen Besuch zu machen. Als man dort sah, dass Bundeskanzler Kohl kam, da wurde sofort spekuliert, welche prominente Persönlichkeit als Patient im Krankenhaus sei. Aber Kohl fragte nach einem Hofgasteiner Bauern, den er eben besuchen wollte.
Bundeskanzler Kohl war sehr aufmerksam gegenüber den einfachen Leuten und auch Dekan Dietmann war sehr erstaunt, dass Kohl mit ihm ein ausführliches Gespräch führte über die Praxis der Visitation der Pfarrer durch die Dechanten, wobei er sich für viele konkrete Details interessierte.

Was man an Bundeskanzler Kohl besonders bewundern konnte, war seine profunde Geschichtskenntnis. Er beurteilte gegenwärtige Entwicklungen aus dem Blickwinkel der Geschichte und konnte so den Kairos für die deutsche Wiedervereinigung erkennen. Als ich ihn einmal fragte, was er von Putin halte, gab er eine positive Einschätzung und erklärte an Hand eines Beispiels, was man von der Geschichte her zu bedenken habe, wenn man von Russland spreche.

Bei der Verabschiedung von Helmut Kohl wurden viele lobende Worte gesagt von hohen Politikern. Das ist sehr erfreulich. Weniger erfreulich ist, wie Politiker mit dem Erbe Kohls umgehen. Dabei könnte man überlegen, wie es wäre, wenn Kohl heute Bundeskanzler wäre. Er würde wohl jeden Eindruck einer deutschen Dominanz vermeiden, er würde mit Putin, Trump, May, Kurz und Orban, mit dem er bis zuletzt Kontakt hatte, an einem Tisch sitzen. Sanktionen gegen Russland in der jetzigen Form, öffentliche Belehrungen des wichtigsten und mächtigsten Nato-Verbündeten Amerika und die Ausgrenzung der Visegrad-Staaten wären unvorstellbar.
Kohl würde an einem Europa arbeiten, wie es die Gründerväter vor Augen hatten, davon bin ich überzeugt.

Ignaz Steinwender, Dekan

Drei Jubiläen am Fest Mariä Namen

Am Fest Mariä Namen, dem 12. September 2016 jähren sich drei für die österreichische und europäische Geschichte bedeutsame Ereignisse. Es ist der 333. Jahrestag der Befreiung Wiens von den Türken 1683, der 33. Jahrestag des ersten Österreichbesuches von Papst Johannes Paul II. von 10. Bis 13. September 1983 und der 10. Jahrestag der als Regensburger Rede in die Geschichte eingegangenen Vorlesung von Papst Benedikt XVI. an der Universität Regensburg 2006.

Das Jahr 1683 war ein Schicksalsjahr für Europa. Nach einem mehr als 20-jährigen Frieden hatten die Osmanen ihre Streitkräfte wieder mobilisiert und rückten gegen Mitteleuropa vor. Im Gedenken an die Geschehnisse vor 333 Jahren wird man unweigerlich an die Zeilen der österreichischen Bundeshymne erinnert: „Heiß umfehdet, wild umstritten, liegst dem Erdteil du inmitten.“ Was es bedeutet hätte, Wien, die Hauptstadt des Kaiserreiches einzunehmen, kann gar nicht überschätzt werden. So stellte auch der Heilige Vater anlässlich seines Besuches in Österreich zum 300. Jahrestag der Befreiung Wiens fest: „Der Tag, an den uns die Kirche auf dem Kahlenberg erinnert, entschied über Leben und Tod von Zehntausenden Soldaten und Bürgern und über das politische und religiöse Schicksal ganzer Völker auf Jahrhunderte hin“. Österreich und ganz Europa wären nicht dasselbe, wenn die osmanische Übermacht nicht erfolgreich besiegt und zurückgedrängt werden hätte können. Der Sieg des christlichen Heeres ist untrennbar mit zwei Namen verbunden, König Jan (Johann) Sobieski von Polen und Pater Markus D’Aviano. Der Kapuzinerpater hatte als Berater von Kaiser Leopold und päpstlicher Legat großen Einfluss während der zweiten Türkenbelagerung Wiens. Er überzeugte die Verantwortlichen, den Oberbefehl des Heeres dem polnischen König zu überlassen, von dem Johannes Paul II. bei seinem Besuch am Kahlenberg, dem Ort der historischen Schlacht um Wien, sagte: Es ist sehr bedeutsam, daß der König auf seinem Weg nach Wien in Jasna Góra haltmachte, wo er beichtete und an mehreren Messen teilnahm. Er betete in der Karmeliterkirche vor dem Bild Unserer Lieben Frau von Krakau und bestimmte zum Tag des Aufbruchs aus dieser Stadt das Fest Mariä Himmelfahrt. […] Die Weihe einer Kapelle der Madonna von Jasna Góra heute hier auf dem Kahlenberg, an der Stelle der siegreichen Schlacht, gewinnt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Sie ist der Ausdruck des Dankes gegenüber unserer Mutter, die uns schützt, und eine Huldigung, die wir unseren Vätern erweisen für ihr Zeugnis, aus dem wir Mut schöpfen möchten, um bei der Verteidigung der heute bedrohten Werte standhaft zu sein.“ Wie sehr bedürfte auch unsere Zeit wieder Politiker und Verantwortungsträger, die sich bewusst in die Ordnung Gottes und unter den Schutz der Gottesmutter stellen.

P. Markus D’Aviano zelebrierte vor der Entscheidungsschlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 die Heilige Messe für das Entsatzheer. Dem Heer wurde das Banner mit der Schutzmantelmadonna vorangetragen. Mit der erfolgreichen Entsatzung Wiens und der Zurückdrängung der Osmanen begann auch die Befreiung Ungarns von der osmanischen Herrschaft. Vielleicht kann das geschichtliche Wissen um die negativen Erfahrungen des ungarischen Volkes mit der islamischen Besatzung, die Vorsicht des ungarischen Volkes und seiner Regierung gegenüber der großen Anzahl an Muslimen, die in jüngster Zeit nach Europa kommen, zum Teil erklären. Leider muss ein immer größer werdender Verlust an geschichtlichem Wissen beklagt werden, welches aber unabdingbar ist, um aktuelle Konflikte und Krisen richtig einzuschätzen und ihnen effektiv zu begegnen. Gravierende Wissenslücken gibt es auch in Bezug auf den Islam. Vor allem Kritik an der Lehre des Islam ist verpönt, weil politisch nicht korrekt, wie auch Papst Benedikt XVI. nach seiner Regensburger Rede, in der es hauptsächlich um das Verhältnis zwischen Vernunft und Religion ging, schmerzlich erfahren musste. Für das aus einem historischen Streitgespräch zwischen dem byzantinischen Kaiser und einem gelehrten Perser angeführte Zitat über das Verhältnis von Glaube und Gewalt in Christentum und Islam, traf den Heiligen Vater eine Welle von Feindseligkeit und verbaler Aggression. Der Vollständigkeit halber und des besseren Verständnissen wegen, sei die betreffende Passage hier zitiert: Der Kaiser wußte sicher, daß in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen – es ist wohl eine der frühen Suren aus der Zeit, wie uns ein Teil der Kenner sagt, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von „Schriftbesitzern“ und „Ungläubigen“ einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer, für uns unannehmbar schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten“.[3] Der Kaiser begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut”, sagt er, „und nicht vernunftgemäß, nicht „σὺν λόγω” zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann…”.

In einigen islamischen Ländern kam es daraufhin zu gewaltsamen Ausschreitungen, viele Medien, aber auch Bischöfe tadelten den Papst und distanzierten sich, anstatt der Frage nach dem Wahrheitsgehalt des Gesagten nachzugehen und die aufrüttelnde Ansprache als Anlass zu einer vertieften und vor allem differenzierteren Beschäftigung mit dem Islam zu nehmen. Diese Chance wurde Großteils verabsäumt und so sehen sich Kirche und Gesellschaft heute angesichts der Massenzuwanderung von Muslimen dem Islam als völlig unbekannter Größe gegenüber. Mancher mag nun reumütig erkennen, dass die Rede des Heiligen Vaters prophetisch war.

Willst du geheilt werden? Juni 2015

Es grassiert eine Krankheit. Es handelt sich geradezu um eine Epidemie. Kaum jemand nimmt davon Notiz, keine Zeitung und keine Fernsehreportage berichtet davon, sondern nur von deren Symptomen, die jedoch nie auf die eigentliche Ursache zurückgeführt werden. Diese Krankheit geht buchstäblich jeden an, die Durchseuchungsrate ist praktisch 100%, doch ist das Heimtückische daran, dass jeder nur den anderen für krank hält, sich selbst aber für gesund, was einer erfolgreichen Therapie natürlich sehr abträglich ist. Die Symptome sind äußerst vielfältig und reichen je nach Schweregrad und Krankheitsverlauf von kleineren inneren Verwundungen bis hin zum ewigen Tod. Spätfolgen zeigen sich sowohl auf körperlicher, wie auch auf seelischer und geistiger Ebene.
Leider fehlt heute vielen Menschen die notwendige Bildung um eine Selbstdiagnose zu stellen und jene, die erkennen oder spüren, dass irgendetwas nicht stimmt, verdrängen diese innere Stimme und bringen sich so um ihre Heilungschancen. Mitunter ist die Verwirrung so weit fortgeschritten, dass heute Symptome und Folgen der Krankheit als völlig normal dargestellt und empfunden werden, weil sie so allgegenwärtig sind. Und obwohl der Leidensdruck überall zunimmt, bestehen viele Menschen auf ihrer Freiheit, krank zu bleiben, und das, trotz einer denkbar einfachen Therapie.
Es genügt dem eigens dafür ausgebildeten und zur Verfügung stehenden, von höchster Stelle bevollmächtigten Fachpersonal die eigene Krankheit mit deren Symptomen zu schildern und um Heilung zu bitten. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, vor allem ehrliche Einsicht und der Wille zu einer Lebensänderung, wird der Betroffene unmittelbar geheilt. Selbst in schwersten Fällen gibt es die Möglichkeit einer vollständigen Genesung. Viele sprechen von einer regelrechten Befreiung. Allerdings besteht trotz einer echten Stärkung durch die Therapie die Gefahr – vor allem wenn man sich schon lange an den krankhaften Zustand gewöhnt hat – eines Rückfalles, dies ist sogar sehr häufig. Die Therapie kann jedoch so oft wie benötigt angewendet werden und ist bei entsprechender Disposition immer von Erfolg gekrönt und mindert das Rückfallrisiko zunehmend. Die Therapie ist kostenlos und bei Bedarf grundsätzlich leicht verfügbar. Leider hat jedoch die schrumpfende Nachfrage auch vielerorts zu einem schrumpfenden Angebot geführt und so haben sich Patient und Therapeut die Therapie abgewöhnt und sich an die Krankheit gewöhnt. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum so wenig über vorbeugende Maßnahmen, zB die Vermeidung von Situationen und Handlungen, welche eine Verschlechterung oder einen Rückfall begünstigen, gesprochen wird.

Beträfe die Krankheit vor allem den Körper würden die Menschen demjenigen, der die Heilung anbietet die Türe einrennen. Doch die Krankheit betrifft die Seele, das geistliche Leben des Menschen.

Die Krankheit heißt Sünde (Entfernung oder Trennung von Gott), die Therapie Beichte. Jesus ist der Arzt, der seine Priester bevollmächtigt, alle Symptome, das heißt alle persönlichen Einzelsünden zu vergeben.

Wenn auch du gesund werden willst, komm!

Zum Beispiel in Zell am Sonntag von 8.00-8.30 Uhr, am Freitag von 18.00-19.30 Uhr oder in Ramsau am ersten Samstag im Monat nach der Engelbertwallfahrt