Festmesse beim Schützenbataillonstreffen in Ramsau

Festmesse beim Schützenbataillonstreffen in Ramsau

Am 23. Juni fand in Ramsau das Schützenbataillonstreffen statt, bei dem auch das 30-jährige Bestandsjubiläum der Schützenkompanie Ramsau gefeiert wurde. Anbei einige Impressionen und die Festpredigt von Dekan Steinwender, in der er die Anwesenden Schützen ermutigt, entsprechend ihrem Namen echte Schützer unserer kostbarsten Werte zu sein oder zu werden und ihnen den Schutz Gottes für dieses Schützer-Sein zugesagt hat.

Festpredigt zum Nachlesen:

Ein vom Herrn geschützter Schütze(r) sein!

12. Sonntag, 2 Kor 5,14-17; Mk 4,35-41, Batallionsfest in Ramsau

Liebe Ehrengäste! Liebe Schützen!

Die Ramsauer Schützen haben nach der Ramsauer Kirche, in der der Herr gegenwärtig ist, den geistlichsten Platz Ramsaus für diese Festmesse ausgewählt. Wir dürfen hier feiern, wo der Selige Engelbert Kolland, dessen Heiligsprechung Papst Franziskus jüngst angekündigt hat, 1827 geboren wurde. An diesem Ort, wo sein Weg begann, der ihn zum Himmel führte, lade ich euch ein über das Evangelium nachzudenken, um dann dem Herrn zu begegnen.

Der Evangeliumsbericht vom Sturm auf dem See hat eine Außen- und eine Innenseite. Die Außenseite, das ist der Bericht, wie er dasteht. Ein heftiger Sturm auf dem See Genezareth! Die Wellen schlagen ins Boot, es füllt sich mit Wasser, die Jünger fürchten unterzugehen. Der Herr aber schläft. Wie kann er schlafen, wenn die Seinen in großer Not sind? Die Worte, mit denen die Jünger Jesus wecken, klingen vorwurfsvoll: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ (Mk 5,38).

Da steht der Herr auf. Mit drei Worten bringt der Herr den Sturm zur Ruhe. Und in die nun entstandene fast mystische Stille hinein fragt er die Jünger: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 5,40).

Diese Evangeliumstelle vom Seesturm ist immer auch auf die Kirche hin verstanden und gedeutet worden. Die Kirche als das schwankende Boot im aufgewühlten Meer der Zeiten. Dabei gilt es festzuhalten, dass der Herr im Boot, dass ER immer bei seiner Kirche ist, auch wenn manchmal der Eindruck besteht als schliefe der Herr.  Im 4. Jahrhundert hat der hl. Gregor von Nazianz in einem Brief geschrieben:

„Mein Körper ist krank, das Alter droht. Ich stecke in Sorgen; Geschäfte erdrücken mich. Auf Freunde ist kein Verlass. Die Kirche ist ohne Hirten. Das Gute schwindet, das Böse zeigt sich nackt. Die Fahrt geht durch die Nacht, nirgends ein Leuchtturm. Christus schläft.“

Sind das nicht Worte von höchster Aktualität. Ja, man könnte meinen, sie seien erst gestern gesprochen worden.

Sehen wir heute nicht, wie fast alles, das recht ist, was immer als gut oder edel galt, vieles, was uns als heilig gilt, niedergemacht oder ins Gegenteil verkehrt wird. Und werden nicht zugleich Irrtümer hofiert und die Sünde propagiert! Man scheut sich heute nicht einmal, die Forderung nach einem Recht auf Tötung Ungeborener dreist zu stellen. Man könnte jetzt eine ganze Litanei anführen.

Wenn man sich heutzutage die Kirche als Boot im Seesturm vorstellt, dann könnte auch auf zusätzliche Gedanken oder Interpretationen kommen: So könnte man etwa fragen:

–          Verlassen nicht heute viele das Boot

–          bemerken wir überhaupt noch, dass sich das Boot mit Wasser füllt, mit dem Wasser der Verweltlichung, oder sind wir sogar eifrig dabei, möglichst viel Wasser von unten ins Boot zu schöpfen, das Wasser des Zeitgeistes

–          Bemerken wir überhaupt die eigentlichen Stürme der Zeit oder schlafen die Apostel auch im Boot?

–          wer schreit denn heute wirklich zum Herrn, angesichts dessen, was sich zusammenbraut?

–          sehen wir hinter den vielen Problemen und Schwierigkeiten nicht mehr die tieferen Ursachen, die geistige Stürme?

Aber und trotzdem, oder gerade deswegen geht es heute auch um die alles entscheidende Frage, die Jesus stellt. Wir kommen jetzt zur inneren Seite dieses Ereignisses, die in die Frage Jesu gipfelt:  Warum hat ihr solche Angst?  Habt ihr noch keinen Glauben?

Genau darum geht es heute. Jesus fragt uns heute, jeden einzelnen: Wie steht es um deinen Glauben, hast du noch keinen Glauben, oder hast du den Glauben aufgegeben, willst du ihn vielleicht gar an den Nagel hängen?

Es geht vor allem um den Glauben in Krisensituationen, im Leben der Kirche, im Leben des Einzelnen, es geht um den einen Glauben, um den Glauben der Jünger, um den Glauben des Heiligen Gregor von Nazianz, es geht um den Glauben des Seligen Engelbert Kolland, der vor der Wahl stand, Christus abzuschwören und dreimal betont hat, ich bin und bleibe Christ, ich bin und bleibe katholischer Priester, weil ihm der Glaube noch wichtiger war als sein Leben. Es geht um den Glauben der Kirche, um den jeder Einzelne ringen soll.

Wenn wir heute Messe feiern, dann tun wir es vor dem Hintergrund der Zeit, vor dem Hintergrund vieler Stürme und wir tun es im Glauben. Dabei ist es entscheidend, dass wir die reale Situation und auch die geistigen Gefahren wirklich sehen, dass wir im Glauben wissen, dass der Herr da ist, auch wenn er zu schlafen scheint und dass wir IHN brauchen und von IHM alles erwarten dürfen!

Die eigentliche Aufgabe der Schützen ist es heute, zu schützen. Fast Alles, was heute wertvoll ist, scheint heute irgendwie schutzlos ausgeliefert zu sein, das Leben, besonders am Beginn und am Ende, die Familie als Grundlage der Gesellschaft, alles das, was wir Heimat nennen und das heute oft subtil untergraben wird und vor allem der Glaube. Der Glaube ist heute vielfach der Gleichgültigkeit, dem Spott, dem Geschwätz oder der Verleumdung ausgesetzt.

Vor diesem Hintergrund dürfen wir, wenn wir jetzt feiernd in die Begegnung mit dem Herrn eintreten, die Gewissheit haben:

Der Herr nimmt uns die Angst, die Menschenfurcht oder er gibt uns eben die Kraft, in der Angst zu bestehen, trotz der menschlichen Furcht treu zu bleiben und mutig zum Glauben zu stehen. Der eigentlich Mutige ist der, der trotz der Furcht treu bleibt! Die Angst kommt oft vom Stolz, der nur mit dem Menschenmöglichen rechnet und sich nicht in der Hand Gottes weiß.

Es geht nämlich nicht nur um das Menschenmögliche, sondern um die Neuschöpfung, von der wir in der Lesung des Apostels Paulus an die Korinther gehört haben (2 Kor 5,17). Diese Neuschöpfung können wir nicht machen, es gibt sie nur als Geschenk Gottes, der alles neu und heil macht.

Denkt an die Worte des Psalmisten in Psalm 91:  Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum Herrn:  Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.  Und in Psalm 23 sagt der Psalmist: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Nichts, liebe Gläubige, heißt sogar: trotz der Sorgen, trotz der Stürme der Zeit, trotz diesem und jenem wird uns nichts fehlen, wenn wir zu ihm gehen!

Liebe Schützen! Wenn wir nun das Bataillonstreffen oberes Zillertal und das 30-jährige Jubiläum der Ramsauer Schützenkompanie hier an diesem prächtigen Altar feiern, dann ist das eine gute Tradition, und zugleich noch viel mehr, es heißt, jetzt aktuell zum Herrn, zum guten Hirten zu gehen, jetzt zum Herrn schreien, jetzt beim Herrn Schutz zu suchen.

Denn unter dem Schutz des Herrn könnt ihr selbst Schützer sein. Unter der Geborgenheit des Herrn könnt ihr selbst Geborgenheit vermitteln unter dem Licht des Herrn könnt ihr selbst Licht sein.

Der Selige Engelbert soll heiliggesprochen werden, damit er in der ganzen Kirche verehrt werden kann, damit viele, die ihn verehren, durch seine Hilfe den Weg der Heiligkeit, den Weg des Heiles gehen können.

Der selige Engelbert möge uns allen und besonders euch Schützen helfen, den Glauben an den lebendigen Gott in uns zu schützen, damit wir von ihm geschützte Schützer sein können! Schützen Heil! Amen!