Engelbertsonntag in Ramsau

Engelbertsonntag in Ramsau

Am 7. Juli wurde der Pfarrgottesdienst als Festmesse zu Ehren des seligen Engelbert Kolland, dessen Gedenk-und Todestag ja am 10. Juli begangen wird, gefeiert. Beim Musikpavillon in Ramsau zelebrierte Dekan Steinwender den Gottesdienst unter musikalischer Mitwirkung der Singgemeinschaft und der Bundesmusikapelle Ramsau, sowie im Beisein der Schützenkompanie Ramsau und Vereinsabordnungen des Veteranenvereins und der Feuerwehr. Gemeindevertreter, Pfarrgemeinderäte und Mitglieder der Engelbertgemeinschaft, sowie die erschienenen Gläubigen freuten sich auch über die franziskanischen Gäste, die Dekan Steinwender anlässlich des Festes ihres Ordensbruders in Ramsau begrüßen konnte.

In seiner Predigt erinnerte Dekan Steinwender an die Umstände zur Zeit des seligen Engelberts und stellte die Frage, warum gerade jetzt in unserer Zeit die Heiligsprechung bevorsteht und welcher Auftrag an uns damit einhergeht. Vielem, was damals große Konflikte und Glaubensstreitigkeiten ausgelöst hat, stehen die Menschen heute gleichgültig und teilnahmslos gegenüber. Sicherlich ist diese Heiligsprechung Anlass genug über die Heiligkeit nachzudenken. Wir verehren ja nicht in erster Linie die Heiligen als Person, sondern das Wirken Jesu in ihnen. Wenn sich Menschen in Freiheit dem Herrn als Werkzeuge zur Verfügung stellen, können sie als Heilige Vorbilder für uns sein. Der Taufstein in der Pfarrkirche Zell erinnert uns daran, dass alle Getauften dazu berufen sind nach Heiligkeit zu streben.

Besonders stellte Dekan Steinwender drei Punkte in die Mitte seiner Ausführungen: den Frieden, das Missionarisch-Sein und die Heiligkeit. Dabei lenkte er den Blick auf das Heilige Land und seinen Umkreis, erinnerte an die Reise nach Syrien und an die furchtbaren Auswirkungen des Syrienkrieges, sowie die Gräuel des momentanen Krieges in Palästina und sprach von der Angst davor, dass ein Zündfunke diesen Konflikt zu einem Flächenbrand für die gesamte Region und darüber hinaus werden lassen könnte. Er zitierte dabei Papst Johannes Paul II., der im Zusammenhang mit dem Jugoslawienkrieg gesagt hatte: Viele Sünden ergeben einen Krieg. Deshalb sei es eine Berufung für uns alle, Frieden zu stiften durch Umkehr, Buße, Versöhnung und Gebet um den Frieden: in den Herzen, den Familien, dem Heiligen Land und der ganzen Welt.

Zu Lebzeiten des seligen Engelbert gab es einen großen missionarischen Aufbruch und der Glaube wurde an die Enden der Erde getragen, sodass Kirche wirklich Weltkirche wurde. Der selige Engelbert erinnert uns daran, dass wir als Christen das Kostbarste haben und es an andere weitergeben sollen.

Weiter stellte Dekan Steinwender uns Engelbert als einfachen Zillertaler, der uns ganz ähnlich ist, vor Augen. Durch sein Einlassen auf Gott, durch sein Gebet und seine Erkenntnis, dass allein in der Nachfolge bzw. in der Nähe Gottes die wahre Erfüllung und das wahre Glück zu finden ist, ist der selige Engelbert auf dem Weg der Heiligkeit vorangeschritten.

Als Medizin für die heutige Zeit könnte uns mit Blick auf die Heiligen das Schriftwort des Tagesevangeliums “Wer nicht für uns ist, ist gegen uns”, sowie die Aussage der Hl. Theresia “Gott allein genügt” und die Aufforderung Jesu “Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes, dann wird euch alles andere hinzugegeben” dienen.

Der seligen Engelbert Kolland ist ein Geschenk Gottes an Ramsau, an die Pfarre Zell, an das Zillertal, und jetzt durch die bevorstehende Heiligsprechung soll er ein Geschenk sein für die ganze Weltkirche. Und wenn Menschen in Zukunft sein Leben und Wirken studieren, sollen sie auf ihrem Weg der Heiligkeit bestärkt werden. Für uns ist dieses Geschenk Freude und Herausforderung, nämlich dem Vorbild des Seligen zu folgen und selbst Vorbilder im Glauben für andere zu sein oder zu werden.

Im Anschluss an die Messe sprach der aus Palästina stammende und in Syrien wirkende Franziskaner Bruder Fahdi auf Italienisch ein paar Worte, die von Bruder Petrus, dem Kommissar für das Heilige Land für die deutsche Franziskanerprovinz übersetzt wurden. Er hatte in letzter Zeit viele Stationen in Spanien besucht, um die spanischen Mitbrüder von Engelbert Kolland und ihn bekannter zu machen und die Verehrung der Märtyrer von Damaskus zu fördern, sagte jedoch, dass er eine solche Liebe zu den Heiligen und ein solches Bemühen um deren Verehrung wie hier in der Heimat des seligen Engelbert nirgends gefunden habe. Weiters berichtete über die Verhältnisse in Damaskus, wo er am gleichen Wirkungsort wie Engelbert Kolland uns seine Mitbrüder Dienst tut. Es gebe nur zwei Stunden Strom pro Tag, die Armut sei seit Kriegsbeginn vor 13 Jahren weiterhin sehr groß und das Land leide unter den Auswirkungen des Syrienkrieges und der Sanktionen Europas gegen das Regime. Dazu komme die Angst, dass sich die Konflikte in Israel/Palästina und dem Libanon auch auf Syrien auswirken bzw. ausbreiten könnten. Er bedankte sich jedoch für alle Spenden für die Franziskaner in Syrien, die in den vergangenen Jahren viel Gutes in der Region bewirkt haben. Dankbar berichtete er auch davon, dass während der Angriffe um und auf Damaskus die Franziskaner die Märtyrer von 1860 ganz besonders angerufen hätten um Schutz und Bewahrung und dass die Stadt weitgehend verschont blieb und keines der Gemeindemitglieder der katholischen Pfarre, die von den Franziskanern betreut wird, verletzt worden sei. Es ist sehr lohnenswert, sich diese Botschaft anzuhören.

Da aufgrund der Witterungsverhältnisse eine Prozession nicht möglich war, wurde anschließend beim Pavillon ein Evangelium verlesen und die liturgische Feier mit dem Eucharistischen Segen abgeschlossen. Im Blick auf die bevorstehende Heiligsprechung sagte Dekan Steinwender, dass es schön wäre, wenn viele Menschen sich auf dem Weg nach Rom machen würden, um diesem besonderen Ereignis beizuwohnen und dass er sich besonders dafür einsetzen werde, dass die Ramsauer Schützen in voller Ausrüstung an den Feierlichkeiten zur Heiligsprechung teilnehmen können. Er betonte jedoch auch, dass eine geistliche Vorbereitung von größter Wichtigkeit sei, damit ein solches Ereignis auch gute Früchte bringen könne.

Ein ganz herzliches Vergelts Gott allen, die bei der Vorbereitung und Durchführung dieses großen Festes beigetragen haben. Anbei einige Bilder.