Fastenserie (6) – Die Messe als Quelle und Höhepunkt unseres Lebens
In der Liebe zu Jesus wachsen durch eine vertiefte Mitfeier der Eucharistie – Praktische Tipps für eine tätige Teilnahme am Gottesdienst – Teil 6
Der Wortgottesdienst (Fortsetzung)
Den aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass im vorausgegangenen Artikel der Wortgottesdienst noch nicht erschöpfend behandelt wurde. Deshalb folgt nun sozusagen der zweite Abschnitt von Teil 5. Nach Lesung, Tagesgebet und Evangelium folgt (zumindest an Sonn- und Feiertagen, optional aber auch bei Werktagsmessen) die Predigt. In der Predigt ist der Priester vollkommen frei. Er kann frei sprechen oder eine vorbereitete Predigt verlesen, er kann lang oder kurz predigen, er kann die Lesungen und das Evangelium interpretieren, aber auch das Festgeheimnis eines Feiertages ergründen oder eine Katechese über ein Thema halten, das er für wichtig hält. Bei der Predigt kann der Priester improvisieren, nicht jedoch beim Hochgebet oder an anderen wichtigen Stellen. Wie vermessen wäre es, würde ein Priester glauben, seine selbst formulierten Gebete könnten besser sein, als das über 2000 Jahre im Heiligen Geist gewachsene gemeinsame Gebet der Kirche. Doch das ist ein anderes Thema. Zurück zur Predigt.
Die Predigt ist sicherlich nicht der allerwichtigste Teil der Heiligen Messe, oft jedoch der, der am meisten in Erinnerung bleibt. Welch ein Segen ist es, wenn der Predigende einem hilft, schwierige Textpassagen zu verstehen und die Lesungen in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Mit Gewinn hört man oft eine Predigt, die einen herausfordert, die einen hilft, als Mensch und als Christ zu wachsen, die einem die eigenen Schwächen und Nachlässigkeiten aufzeigt und ermutigt, neu und entschiedener den Weg des Glaubens zu gehen. Wie oft ist es, dass ein bestimmtes Zitat, eine Geschichte, eine erzählte Begebenheit einen neuen Blickwinkel eröffnen und lange nachwirken.
Manchmal sind Priester darüber überrascht, wenn sie nachher auf die Predigt angesprochen werden, was bei den Zuhörern hängengeblieben ist, was sie berührt oder getroffen hat. Und manchmal ist man als Zuhörer überrascht, dass man in der Predigt genau das zu hören bekommt, was man in dem Moment braucht, was einen weiterbringt. Wir können erahnen, dass also in diesem Teil des Wortgottesdienstes der Heilige Geist mit am Werk ist.
Daran sollten wir auch denken, wenn uns irgendetwas davon abhält, von einer Predigt zu profitieren, zum Beispiel ein monotoner oder im Gegenteil ein sehr emotionaler Vortrag. Was gesagt wird, und nicht unbedingt wie es gesagt wird, darauf sollen wir uns fokussieren. Wieder brauchen wir ein offenes Ohr und ein offenes Herz, damit nicht von menschlichen Schwächen verdunkelt wird, was Gott uns auch durch seine Diener, die Priester mitzuteilen hat. Als ganz praktischen Hinweis möchte ich auch dazu raten, möglichst weit vorne zu sitzen, um alles gut verstehen zu können, anstatt darüber zu jammern, dass zu leise gesprochen wird. Und wer manchmal über die Länge einer Predigt jammert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er vielleicht zu ungeduldig ist, ob er mit der Stoppuhr zur Messe kommt und so schnell wie möglich wieder weg will ob seine Aufmerksamkeitsspanne das für alle gültige Maß ist.
Selbstverständlich ist es klug, die Länge einer Predigt so zu wählen, dass man annehmen kann, dass die Zuhörerschaft den Ausführungen noch folgen kann und deren Geduld nicht überstrapaziert wird. Dasselbe gilt ja auch in anderen Bereichen, zB der Musik. So wundervoll und wertvoll und -wie wir während der Coronazeit schmerzlich erfahren haben – so unentbehrlich die Musik im Gottesdienst auch ist, so ist sie doch nicht Selbstzweck und man muss darauf achten, dass nach 4 Strophen die angestrebte Kontemplation nicht in Aggression umschlägt und unterm Strich nur ein Resümee des Gottesdienstbesuches bleibt: Es hat zu lange gedauert.
Der Hl. Josefmaria Escriva sagt einmal: Ist die Messe zu lang (Anm. gefühlt), ist deine Liebe zu kurz. Ein wahres Wort und doch gilt ebenso: Man darf den Bogen nicht überspannen.
Nach der Predigt wäre ein kurzer Moment der Stille, des Innehaltens erstrebenswert, um das Gehörte kurz auf sich wirken zu lassen. Dann beten alle gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis. Wie der Name schon sagt, unterscheidet sich das Glaubensbekenntnis wesentlich vom Bitt- oder Dankgebet. Es ist ein Bekenntnis. Wir bekennen voreinander, was wir glauben. Das stärkt den Glauben und gibt uns die Kraft, auch außerhalb des Gottesdienstes, sozusagen „in der Welt“ den Glauben zu bekennen.
Das Glaubensbekenntnis beinhaltet alle wesentlichen Glaubensinhalte, die uns jeden Sonntag in Erinnerung gerufen werden sollen. Wir glauben, dass Gott in seiner Allmacht aus väterlicher Liebe die Welt erschaffen hat. Wir glauben, dass Jesus Christus sein menschgewordener -zugleich ganz göttlicher und ganz menschlicher – Sohn ist. Er wurde durch den Heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren. Die Verurteilung durch Pontius Pilatus kommt nicht zuletzt deshalb im Glaubensbekenntnis vor, weil sie einerseits die historische Einordnung des Lebens Jesu ermöglicht. Jesus wurde gekreuzigt, ist wirklich gestorben und wurde begraben und ist dann – so ist unser fester Glaube- hinabgestiegen in das Reich der Toten und am dritten Tag wieder auferstanden von den Toten, wodurch er uns allen, die wir an ihn glauben auch das ewige Leben mit seinem Blut erkauft hat. Wir bekennen unseren Glauben an die Auffahrt Jesu Christi in den Himmel und dass er dort mit Gott regiert. Wir bekennen unseren Glauben an die Heiligen Geist und das, was er bewirkt, nämlich die Heiligkeit der Katholischen Kirche, die nicht nur aus uns lebenden Gläubigen, sondern aus den Heiligen und allen Verstorbenen im Fegefeuer oder bereits im Himmel besteht. Voll Hoffnung bekennen wir schließlich die Vergebung der Sünden und den Glauben an die Auferstehung und das ewige Leben.
Während des gemeinsamen Gebets im Gottesdienst ist es vielleicht schwierig jedes einzelne Wort wirklich in seiner Tiefe zu erwägen, ohne dabei völlig unrhythmisch zu beten. Die Kontemplation, die man in anderen Religion in manchen Meditationsformen sucht, geschieht auch durch das gemeinsame Gebet wie aus einem Munde. Die Gemeinschaft der Gläubigen ist durch das aufeinander achtende und hörende Gebet besonders erlebbar. Wir beten nicht gegeneinander, sondern miteinander. Wie ein Chor, der Gott mit vereinter Stimme anbetet. Und so wie bei einem Chor, wo es als No-Go gilt, dass man einzelne heraushört und sie andere übertönen, tut es dem Gebet auch gut, wenn wir in ein gemeinsames Tempo einstimmen ohne zu hetzen oder hinten nach zu hinken.
Abschließend kann ich nur empfehlen, die einzelnen Aussagen des Glaubensbekenntnisses zuhause vertieft zu betrachten, zB im Katechismus (auch das Kompendium oder der youcat sind geeignet) nachzulesen und damit wieder ganz neu sagen zu können: Ja, das ist unser Glaube.
Bevor nun die Eucharistiefeier beginnt, schließen Fürbitten den Wortgottesdienst ab. Traditionell werden Fürbitten für die Kirche/den Papst/die Geistlichen gesprochen, sowie Kranke und Leidende und die Verstorbenen besonders in das Bittgebet eingeschlossen. Darüber hinaus können Fürbitten für pfarrliche (zB für die Firmlinge und Erstkommunikanten) oder weltkirchliche (zB Mission) Anliegen angebracht sein. Die Fürbitten drücken unser Vertrauen darin aus, dass Gott sich für unser Leben interessiert, dass er es gut mit uns meint und dass er die Allmacht besitzt, unsere Bitten auch wirklich zu erfüllen, wenn es seinem Willen entspricht. Neben den laut verlesenen Bitten dürfen wir auch alles, was wir ganz persönlich im Herzen tragen, Gott anvertrauen. Dabei sollten wir uns als Haltung angewöhnen, Gott um alles zu bitten, mit dem Vorbehalt, sofern es Seinem Willen entspricht und meinem Seelenheil oder dem Seelenheil des Nutznießers der Gebetserhörung nicht schadet. Bitten wir mit dem Vertrauen eines Kindes, dass seine Eltern um etwas bittet, von dem es weiß, dass es das erbetene ohnehin erhalten wird.
Bettina Rahm