Engelbertprozession in Ramsau
Am Sonntag, 9. Juli, dem Vortag des 163. Todestages des Seligen Engelbert Kolland feierten Pfarrangehörige und Engelbertverehrer, darunter die Mitgliedern der Engelbert Kolland Gemeinschaft, im Beisein von Vertretern der Gemeinde unterstützt durch die Musikkapelle Ramsau, die Schützenkompanie Ramsau, die Singgemeinschaft, die Jungbauern, die Feuerwehr, die Veteranen und die Trachtenfrauen einen von Dekan Steinwender zelebrierten Festgottesdienst mit Festprediger Marc-Anton Hell aus Berlin.
In seiner berührenden Predigt berichtete der als Regens im Priesterseminar in Berlin tätige Priester, vom Alltag in einer Großstadt, in der der Katholische Glaube kaum noch von Bedeutung ist. In seinem Stadtteil sind nur noch ca. 1 % der Menschen katholisch. Er erzählte eine Anekdote, wo er bei einem Friseurbesuch kurz vor Silvester von der Friseurin, die ihn an der Kleidung als Mann der Kirche erkannte, gefragt wurde, ob in der Kirche auch Weihnachten gefeiert werde. Besonders beeindruckend war auch die Schilderung der Fronleichnamsprozession in einer Stadt, wo der Fronleichnamstag kein Feiertag mehr ist und fast niemand mehr glaubt. Und doch seien die Menschen angerührt und ergriffen durch die vorgelesenen Texte und die Priester, die das Allerheiligste durch das Getümmel des Alltags tragen, wo Menschen beim Shoppen und Kaffeetrinken, beim Arbeiten und bei Freizeitaktivitäten unterwegs sind.
Besonders ergreifend war jedoch auch die Darstellung des Glaubensweges seiner Eltern. Der Vater hatte mit 16 Jahren gegen den Großvater rebelliert und wollte nicht mehr zum Gottesdienst gehen, da er spürte, dass Glauben und Leben nicht mehr zusammenpassten. Als der Großvater zur Antwort gab, was denn dann die Leute denken und sagen würden, schwor der Vater nie mehr die Messe zu besuchen. Die Eltern lernten sich schließlich während der 68er Zeit kennen und waren von diesem Geist sehr beeinflusst. Die Probleme, die dieser Lebensstil schließlich für beide, vor allem aber für die Ehe mit sich brachte, ließen die beiden zur Kirche zurückfinden und ihren Glauben authentisch leben.
Zweifellos werden sowohl der Bericht darüber, was es bedeutet als Katholik in einer praktisch heidnisch gewordenen Umgebung zu leben als auch die Begebenheit aus dem Leben des Vaters des Festpredigers viele Anwesende zum Nachdenken darüber gebracht haben, wie es denn bei uns – trotz der auch vom Berliner Gast sehr bewunderterten Pracht in Tracht – im tiefsten Inneren mit dem Glauben steht…in unserem Land, in unserer Gegend, in unserer Pfarre, in jedem einzelnen Herzen.
Noch eine persönliche Geschichte regte die Zuhörer zum Nachdenken an. Seine Berufung zum Priestertum habe mit der Begegnung mit einem glaubwürdigen Priester zu tun, der den Glauben auch in Taten der Nächstenliebe lebte. Als junger Mann habe er den Geistlichen in unfairer und unangemessener Weise angegriffen und beleidigt, doch dieser reagierte voll Liebe und Geduld, was Marc-Anton Hell nicht nur beschämte, sondern in ihm auch den Wunsch weckte, ebenso zu werden.
Am Ende der Heiligen Messe bedankte sich Dekan Steinwender besonders bei allen Helfern, die diesen wunderschönen Festtag erst möglich gemacht haben und betonte, dass es ein besonderes Auge und ein besonderes Talent für das Schöne gebe und lobte die liebevolle Vorbereitung. Darüber hinaus schlug er vor, das Ortsschild zu ergänzen mit einer Tafel, die Ramsau als Geburtsgemeinde des Seligen Engelbert Kolland ausweist.
Die anschließende Prozession führte zu den traditionellen Stationen und wurde mit dem eucharistischen Segen bei der Kirche abgeschlossen.
Die schönsten Momente hat Geachberg Franz wieder für uns eingefangen. Danke dafür.