Predigt zum Herz Jesu Fest 2023
Lesungen vom 11. Sonntag im Jahreskreis (Ex 19,2-6a; Mt 9,36-10,8)
Liebe Gläubige!
Am vergangenen Freitag war das von Papst Pius IX 1856 für die Weltkirche eingeführte Herz-Jesu-Fest. An vielen Orten wird der Sonntag danach gefeiert. So wollen wir heute nochmals besonders auf das Herz-Jesu blicken im Lichte der Lesungen des 11. Sonntages im Jahreskreis.
Geschichte der Herz-Jesu-Verehrung – Bund angesichts der Kriegsgefahr
Die Herz-Jesu-Verehrung hat eine lange Geschichte. Sie begann eigentlich bei der Kreuzigung des Herrn, von der uns der Lieblingsjünger Jesu im Johannesevangelium berichtet, dass aus seiner Seite Blut und Wasser flossen, was man schon früh als Quelle der Sakramente gesehen hat. So wurde das Herz Jesu schon von Beginn an verehrt. Denken wir z. B. an Petrus Canisius, den Apostel Deutschlands und Patron der Diözese Innsbruck, der in Rom eine Herz-Jesu-Vision hatte, wo Gott ihm ein geistliches Kleid verlieh und ihn für seine Mission stärkte. Oder denken wir an die große Heilige Maria Margaretha Alacoque (1647-1690), die Visionen hatte und in der Folge weltkirchliche Akzente bewirkte. In Tirol bekam die Herz-Jesu-Verkehrung eine besondere Ausstrahlungskraft durch die jahrzehntelange Jesuitenmission (1719-1784) in allen Pfarreien, wo eben auch die Herz-Jesu-Verehrung grundgelegt und vertieft wurde. Besondere Bedeutung erhielt diese Verehrung auch durch das Herz-Jesu-Gelöbnis, das die Tiroler Landstände 1796 in Brixen ablegten. Sie haben dies getan im Angesicht der Kriegsgefahr, sie trafen alle menschlich möglichen Vorbereitungen und dachten aber dann daran, sich durch ein Gelübde des Beistandes des Heiligsten Herzens Jesu zu versichern. Dieses Gelöbnis wurde später auch als eine Art Bund gedeutet, ein Bund mit dem Heiligsten Herzen Jesu, wenigsten ein stillschweigender Bund. Die Tiroler waren bereit, auf Gott zu hören, seine Gebote zu achten und nach ihnen zu leben und das Herz-Jesu zu verehren, dafür durften sie mit dem Beistand des Herrn in Notlagen rechnen. Wenn wir an den Bund mit dem Herzen Jesu denken, dann sollen über den allgemeinen Bund nachdenken, über den Bund Gottes mit den Israeliten am Berg Sinai und über den Bund mit Christus, den dieser beim Abendmahl begründet hat.
Bund mit Gott im Alten und Neuen Testament
In der Lesung haben wir heute vom Bund Gottes mit den Israeliten gehört. Gott trägt dem Mose auf dem Berg Sinai auf, den Israeliten zu sagen: „Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe. Jetzt aber, wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, ….dann werdet ihr mein besonderes Eigentum sein! Jesus hat dann beim Abendmahl einen neuen Bund eingesetzt in seinem Blut.
Ein Bund hat immer zwei Seiten und ist etwas Lebendiges, z. B. der Ehebund
Ein Bund hat immer zwei Seiten und er ist etwas Lebendiges, wie zum Beispiel ein Ehebund. Man soll einen Bund leben, man kann einen Bund vertiefen, ein Bund muss gehalten und ständig erneuert werden. Wenn dies nicht gelingt, dann gibt es Untreue oder Gespaltenheit, dies geschieht, wenn man den Bund nach außen hin aufrecht erhält, aber innerlich gebrochen hat.
Die Herz-Jesu-Verehrung ist eine besondere Spiritualität, die uns hilft, den neuen Bund mit Gott besonders intensiv zu leben, ihn zu vertiefen, das Mitleid Gottes besser zu erkennen, im Blick auf das Herz Jesu seine Barmherzigkeit, seine Bereitschaft, sich ganz für uns, für unser Heil zu geben, tiefer zu erkennen.
Der Bund ist gefährdet
Jeder Bund ist auch immer wieder in Gefahr, geschwächt oder gebrochen zu werden. Im Blick auf den Neuen Bund mit Gott können wir – wenigstens im deutschen Sprachraum – sehen, dass eine Kluft entsteht, die immer größer wird, zwischen uns und dem lebendigen barmherzigen Gott. Wir heißen Christen und leben wie Heiden. Dies kann man vor allem an Folgendem erkennen.
– Der großartige wirtschaftliche Aufschwung, der -was vielleicht vielen nicht mehr bewusst ist – vorwiegend aus der Dynamik des Christentums entstand durch den Glauben der Väter, war leider nicht von einem geistlichen Aufschwung begleitet. Im Zuge des Aufschwungs entstand immer mehr die Mentalität der Machbarkeit, man vergaß, Gott dafür zu danken und meinte, man könne sich selbst alles richten. Diese Mentalität der Machbarkeit ist sogar in das religiöse Leben eingedrungen, sodass man immer öfter den Eindruck gewinnt, die Gläubigen (besser das Mittelmamagement der Kirche) machen Kirche (siehe synodaler Prozess), die Gemeinde feiert sich selbst – und vergisst dabei, dass alles, was nicht aus Gott ist, keinen Bestand haben wird.
– Wir hören immer weniger auf Gott, wir feiern zwar den Heiligen Geist, aber hören tun wir mehr auf den Zeitgeist.
– Wir feiern den dreifaltigen Gott, aber wir tun, was wir wollen. Die Gebote haben kaum mehr eine Relevanz oder werden sogar geändert.
– Wir feiern das Herz Jesu, aber unser Herz hängen wir mehr an irdische Dinge
Wie sollen wir in unserem geliebten Land Tirol, das durch das Herz-Jesu-Gelöbnis sogar Heiliges Land Tirol genannt wird, noch von einem Bund sprechen?
– Ist es nicht ein Bundesbruch, wenn in diesem Land das Leben nicht mehr wirksam geschützt wird?
– Ist es nicht ein Bundesbruch, wenn im Landtag offiziell darüber beraten wird, die Kreuze in den Schulen abzuhängen, auch wenn es mehrheitlich (noch) nicht beschlossen wurde.
– Ist es nicht ein Bruch, wenn gerade in diesem Land zu beobachten ist, wie immer mehr künstlerische Provokationen im Heiligsten Kirchenraum getätigt werden, bis hin zum offensichtlichen Frevel. Natürlich hat es solche Dinge immer schon gegeben. Wenn das aber von jemandem initiiert wird, der eigentlich zum Wächter des Heiligtums bestellt ist und wenn dies von der gesamten Öffentlichkeit mehr oder weniger toleriert oder sogar beklatscht wird, dann ist wohl die Frage berechtigt, ob der Bund nicht längst gebrochen ist!
Wenn man dann trotz dieser Dinge den Bund mit dem heiligsten Herzen Jesu feiert, dann ist das vielleicht sogar erschütternder als ein offener Abfall, dann sammelt man glühende Kohlen auf das Haupt.
Den Bund erneuern im Angesicht des Krieges
Unsere Väter haben ein Gelöbnis abgelegt im Angesicht der Kriegsgefahr. Wir befinden uns heute in einem Krieg, in einer Kriegsgefahr! Und es ist heute dringlicher denn je, dass wir, dass jeder Einzelne von uns, das Herz-Jesu-Gelöbnis erneuert!
– Es gibt einen Krieg gegen das Leben auf verschiedenen Ebenen (Ungeborene, assistierter Suizid, Genbereich),
– es gibt einen Krieg gegen die Familie – denken wir nur an die gestrige Parade in Wien
– es gibt einen Krieg gegen unsere geistigen Grundlagen!
Und dann gibt es eine reale Kriegsgefahr in ganz Europa, die täglich steigt, weil viele, auch unsere Politiker und geistlichen Führer wie verblendet zur Eskalation beitragen!
Dabei soll uns zuerst zu Bewusstsein kommen, was der Herr an uns getan hat, dass wir materiell immer noch in einem gelobten Land leben und das wir das dem Herrn, dem Glauben unserer Väter verdanken. Er hat uns wirklich auf Adlerflügeln getragen. Wir haben unendlich viel Grund, dem Herrn überschwenglich aus ganzer Seele, aus ganzem Herzen zu danken.
Wir sollen erkennen, dass wir in vielem untreu geworden sind und dass alles, was nicht aus Gott ist, keinen Bestand haben wird.
Es soll uns eine heilsame Erschütterung treffen.
In dieser Situation sollen wir auf das Herz Jesu blicken, damit wir heute erkennen, dass ER – ganz im Sinne des heutigen Evangeliums – mit uns Mitleid hat, dass er leidet, weil wir so lau sind, weil wir so gespalten sind, weil unsere Herzen nicht dort verankert sind, wo die wahren Freuden liegen!
Diesmal, liebe Gläubige, soll das Herz-Jesu-Fest nicht eine einfache Pflichtveranstaltung, nicht eine bloß traditionelle Ausrückung, nicht eine bloß gewohnheitsmäßige Feier sein, sondern sie soll verbunden sein mit einer radikalen Umkehr, mit einer tiefgreifenden Erneuerung des Gelöbnisses mit ganz konkretem Vorsatz, den Willen Gottes zu erfüllen, seine Gebote mit aller Kraft zu halten und wirklich IHM die Ehre zu geben.
Gott sagt zu Mose: Mir gehört die Erde, ihr aber sollt mir als ein heiliges Volk gehören. Wenn wir IHM allein, dem die ganze Erde gehört, die Ehre geben, dann gehören wir IHM als heiliges Volk. Dann ist unser Herz in seinem Herz verankert, dort, wo die wahren Freuden sind! Amen.