Predigt zum Gauderfest 2023
L.: 1 Petr 2,4-9, Ev.: Joh 14,1-12
Liebe Versammelte Fest- und Feiergemeinde! Liebe Ehrengäste, liebe Trachtler und Schützen! Liebe Kaiserjäger und lieber, geschätzter Kirchenchor!
Wenn ich jetzt so in die Runde schaue, muss ich sagen: Es ist wunderschön – die Schönheit ist ja ein Gottesbeweis – es ist gut und, um ein Wort aus der heutigen Lesung zu nehmen, es ist aufbauend, dass wir heute so versammelt sind, in dieser großen Vielfalt und zugleich in tiefer Einheit. Die Heilige Messe, die wir nun feiern dürfen, ist ja jener Ort, wo die größte Vielfalt und zugleich die größte Tiefe möglich ist.
Und wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann wollen wir uns geistlich aufbauen lassen.
Die Worte der heutigen Lesung weisen uns den Weg dazu! Der Apostel Petrus führt uns heute mit seinen Worten auf die geistige Ebene. Er sagt:
Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen.
Petrus verwendet das Bild vom lebendigen Stein. Damals gab es wenige Steinbauten, diese aber waren etwas hoch Lebendiges. Jeder Stein war extra behauen, jeder Stein war unverzichtbar für das Ganze, jeder Stein war etwas Lebendiges in sich und in einem großen Ganzen. Diese Lebendigkeit gab den alten Steingebäude die Beständigkeit. Sie haben Jahrhunderte überdauert. Im Gegensatz dazu sind heutige Betonbauten oft nach wenigen Jahrzehnten bereits eine Ruine!
Aber, was ist nun eigentlich aufbauend?
Aufbauend ist, wenn Leben entsteht und entfaltet wird, wenn eine Identität gestärkt wird, wenn man motiviert wird. Aufbau hat immer zu tun mit einer Steigerung des Wertes, der Qualität. Letztlich kann man sagen aufbauend ist die Wahrheit, das Gute, das Schöne, alles, was dem Leben wirklich dient.
Vielleicht denkt jeder bei sich, wo gab es in meinem Leben Aufbauendes oder wo ist jemand, der mich aufbaut.
Ist uns bewusst, dass z. B. ein einziger Satz in einem wichtigen Moment, einen Menschen vielleicht für das ganze Leben prägen und ihm wirklich helfen kann.
Ich denke da oft an einen Professor, der uns ganz wichtige Dinge vermittelt hat, die nach 30 Jahren noch wirksam im Gedächtnis sind.
Je aufbauender, desto bleibender, je aufbauender, desto tragender, desto beständiger ist etwas. Das Wahre, das Gute, das Schöne hat Zukunft. Das Hässliche, die Lüge, das Böse diese Dinge haben alle ein Ablaufdatum!!!!
Wir Menschen können uns selbst nicht einfach aufbauen. Wir haben uns nicht selbst geschaffen. Wir verdanken uns nicht uns selber! Wir sind aufeinander angewiesen und wir brauchen jemanden, der uns aufbaut. Natürlich stellt sich da die Frage: Wer baut uns am meisten auf?
Der Apostel Petrus sagt. Lasst euch aufbauen und er meint von dem, der zum Eckstein geworden ist, er meint den, den die Bauleute verworfen haben. Er meint den Herrn, der von sich selbst sagt: Kommt alle zu mir, die ihre euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Er meint den, der uns heute gesagt hat. Lasst euch nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich.
ER, unser Herr, kann uns aufbauen, weil er der Schöpfer ist, weil er allmächtig ist, weil ER alles ins Dasein gerufen hat. Er kann uns aufbauen, weil er selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Weil er uns ein Leben in Fülle verheißen hat, er erfüllt uns schon in diesem Leben und schenkt uns ein ewiges Leben.
Er stellt nur eine einzige Bedingung: Wir müssen zu ihm kommen, freiwillig, aus innerer Sehnsucht, im Vertrauen auf seine Güte und Liebe. Was ist, wenn wir nicht zu ihm kommen? Was ist dann mit unserer Lebendigkeit?
Das ist eine wichtige Entscheidung, zu ihm kommen. Denn wir stehen heute vor der Entscheidung, wollen wir zu ihm, dem Eckstein gehen oder gehen wir zu den Bauleuten, die den Eckstein auch heute verwerfen.
Diese Bauleute wollen auch ein Haus bauen, aber kein geistiges Haus, sondern ein Selbstgemachtes. Sie wollen es ohne den Eckstein tun, sie können dabei nicht lebendige Steine gebrauchen, sondern – ganz im Gegenteil – eine Art undifferenzierte Masse, um beim Vergleich mit dem Bau zu bleiben, eben eine Betonmasse. Diese Bauleute brauchen nicht freie, entschiedene Menschen, sondern eine steuerbare, entindividualisierte, austauschbare und sogar reduzierbare Masse, die sie nach ihrem Belieben als Masse formen können. Damit die Menschen, die lebendige Bausteine wären, zur Masse werden, muss man ihnen die Identität zu nehmen. Die Identität dessen, was wir Heimat nennen, die Identität der einzelnen Völker, die Identität der Familie, die gottgewollt ist, ja sogar die geschlechtliche Identität von Mann und Frau, die Gott uns geschenkt hat, sprich Genderwahn und LGBT. Und schließlich muss man dem Menschen die Ebenbildlichkeit Gottes verdunkeln. Das Ziel ist der entwurzelte Mensch, ohne Gott, ohne Heimat, ohne Familie, ohne persönliche Identität, eine bloße Nummer, die steuerbar ist. Dieses Haus ist ein Kartenhaus und dafür taugt nicht die freie Marktwirschaft, sondern eine in allem gelenkte Wirtschaft.
Vor diesem Hintergrund wird noch deutlicher, was uns der Apostel Petrus sagt: Kommt zum Eckstein, lasst euch aufbauen zu einer heiligen Priesterschaft! Was ist diese heilige Priesterschaft?
Unter Priester versteht man vor allem einem Mittler zwischen Gott und Menschen, er soll Menschen in die Nähe Gottes führen oder Gnadengaben von Gott erbitten. Das ist doch das Aufbauendste schlechthin. Das geistige Haus ist die Entfaltung des Menschen, das heißt dass der Mensch das Abbild Gottes, das er in sich trägt, entfaltet und Gott ähnlich wird. Denn Gott näher kommen heißt doch ihm ähnlicher werden, sich von ihm geliebt wissen und eine persönliche Gottesbeziehung entfalten, das ist die größtmögliche Wertsteigerung, die Fülle! In diesem geistigen Haus ist jeder unentbehrlich, ein Gerufener und in aller Verschiedenheit sind doch alle eins, im Eckstein, im Herrn. Das ist in höchstem Maße aufbauend!
In diesem geistigen Haus hat der Mensch seine Wurzeln in Gott, dort kann er ein tiefes Ja zur Heimat, zur Familie, zu sich selbst als Kind Gottes sagen.
Wer sich vom Herrn aufbauen lässt, der kann selbst aufbauend wirken, in der Familie, als Vater und Mutter, im Beruf als Chef oder Untergebener, in der Politik, im Vereinwesen, überall. Aufbauend sein heißt vor allem, für das Leben, für den Schutz des Lebens einzutreten, für die Familie, für den Erhalt der Heimat. Als lebendige Bausteine ist es unsere heilige Pflicht, für den Schutz des Leben in allen Lagen, besonders für den Schutz der wehrlosesten, der Ungeborenen einzutreten. Wenn es da Kompromisse gibt oder sogar Gesetze, die die Tötung erleichtern oder begünstigen, dann verlieren wir den Segen!
Es ist ein geistiges Gesetz, wer aufbaut, wer andere aufbaut, wird dadurch selbst aufgebaut, wer nicht aufbaut, verliert das, was er hat. Nützt jeden Tag, um einander aufzubauen, in Gedanken, in Worten und in Taten.
Noch ein kleiner Gedanken. Es klingt alles so sinnvoll, so logisch und doch gibt es eine Schwierigkeit dabei. Sich von Gott aufbauen zu lassen, hat ein Preis. Gott beschenkt uns überreich, er gibt uns sogar mehr als wir wollen oder erahnen, aber es kostet einen Preis. Dieser Preis heißt: Teilhabe am Eckstein. Jesus ist angeeckt, weil er die Wahrheit ist, hatte er alle gegen sich, die der Lüge verfielen, weil er das Leben selbst ist, hatte er falsche Hirten und Wölfe gegen sich, weil er der Weg ist, hatte er diejenigen gegen sich, die Menschen für ihre Ideologien und Zwecke gebrauchten.
Deshalb, liebe Gläubige:
Wenn Sie heute wirklich für die Tradition eintreten, dann wird man Sie vielleicht als Traditionalist verunglimpfen. Ein Beispiel: Gläubige, die tief in der Herz-Jesu-Verehrung, in dieser besonders für Tirol lebensspendenden Tradition verankert sind und verletzt waren, wegen einer verstörenden künstlerischen Darstellung direkt beim Allerheiligsten, wurden als Traditionalisten verunglimpft.
Menschen, die für den Lebensschutz eintreten, werden als militante Lebensschützer bezeichnet.
Menschen, die für die Heimat eintreten, werden als Nationalisten beschimpft.
Wer heute für die Familie eintritt, wird als rückständig abgetan.
Wer den Glauben noch ernsthaft lebt, wird als Konservativer abgekanzelt.
Deshalb liebe Gläubige. Heute Christ sein, heißt auch Anstoß erregen und diese Last des Widerspruchs zu tragen. Gerade dann, wenn wir aus diesem Grund – nicht wegen persönlicher Schwächen – Anstoß erregen und dies in Liebe ertragen, dann werden wir wirksam, dann können wir wirklich aufbauend sein und dann wird uns der Herr vieles schenken. Dann sind wir in der Kreuzesnachfolge.
Umgekehrt, wenn wir keinen Anstoß erregen, überall Akzeptanz finden, von allen gelobt werden, wenn wir mit dem Mainstream konform sind, dann sollten wir eine Gewissenserforschung machen, ob wir nicht an einem Kartenhaus mitbauen.
Wir sollen als lebendige Bausteine geistige Opfer darbringen. Das größte Opfer ist das Lobopfer, das Opfer der Heiligen Messe.
Wir wollen jetzt mit all unseren Fehlern und Schwächen, aber auch mit der aufbauenden Schönheit und Vielfalt, gestärkt durch die Worte des Herrn, der sagt, kommt zur mir, glaubt an Gott und an mich, zu ihm kommen im Wissen darum: Er ist wirklich da, hier ist die Quelle, hier werden wir wirklich aufgebaut, von hier wollen wir aufgebaut und aufbauend die Freude am Herrn, die Freude am Glauben, die Freude an der Tradition hinaustragen. Amen.