Wort des Tages -Judas
Der Name Judas löst unter den Christen eine instinktive Reaktion der Ablehnung und Verurteilung aus durch seinen Verrat, seine Untreue an Christus.
Wir können davon ausgehen, dass Judas mit einer wirklichen Bereitschaft zum Glauben und zur Nachfolge zu Jesus gestoßen ist, sonst hätte Jesus ihn nicht in die Schar der Apostel aufgenommen. Nicht nur er, sondern auch die übrigen Apostel hatten mit Fehlern und Schwächen, ja mit ihrer Erbärmlichkeit zu kämpfen. So war Petrus zunächst wankelmütig, Jakobus ehrgeizig, Johannes unduldsam und Thomas gelegentlich misstrauisch. Aber sie wurden sie durch das Vorbild, die Belehrung und die Stärkung des Herrn immer mehr im Guten und in der Nachfolge gefestigt, was bei Judas scheinbar nicht geschehen ist, ganz im Gegenteil.
An irgendeinem Punkt muss die Bereitschaft von Judas zur Umkehr erlahmt und in ihm eine Abneigung gegen Jesus entstanden sein. Vielleicht war es, als Jesus in der Synagoge zu Kapharnaum die Eucharistie verheißen hat, wo den Zuhörern „die Rede unerträglich“ war. Daraufhin haben sich ja viele Jünger von Jesus getrennt. Da muss die Erschütterung bis in den engsten Kreis gedrungen sein, denn Jesus hat die Zwölf nicht umsonst gefragt: „Wollt auch ihr weggehen?“
Manchmal wird die Ansicht vertreten, Judas habe Jesus aus Geldgier verraten, andere meinen, er habe Jesus aus Enttäuschung darüber verraten, weil die Befreiung Judäas von den Römern nicht zu den Plänen Jesu gehörte. Schließlich hatte Judas wie auch andere Apostel zu den Zeloten, den politischen Eiferern gehört. Die heilige Schrift nennt, über die historischen Motivationen hinausgehend, den tieferen Grund des Verrates: „Der Teufel hatte Judas (…) schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern“ (Joh 13,2). Judas hat in seiner Freiheit der Versuchung des Bösen nachgegeben.
Sicher hat sich der Verrat in Judas langsam aufgebaut. In ihm wuchs eine innere Ablehnung gegen Jesus, der ihn weiter wie einen Freund behandelte, obwohl er ihm ins Herz blickte und wusste, welcher Abgrund sicher hier auftat. Dass Judas dennoch im Kreis der Apostel blieb, hat seine Abneigung gesteigert. Hier wird auch deutlich, dass es töricht ist, zu meinen, man könne in der Nähe eines heiligen Menschen, gar des Sohnes Gottes leben, und könne dabei nicht anders als gut werden. Es kann auch sehr gefährlich sein, wenn man sich in der Nähe des Heiligen nicht in Freiheit dafür öffnet. Und das ist es, was uns an Judas zutiefst erschreckt, dass er in der Nähe von Jesus zum Teufel geworden ist. Der Herr selbst sagt es: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel“. (Joh 6,70)
Judas blieb in der Nähe des Herrn, obwohl seine Abneigung gegen ihn wuchs. So war er sogar beim intimsten Geschehen, beim letzten Abendmahl, bei der ersten Heiligen Messe dabei und empfing den Leib des Herrn, die erste unwürdige, sakrilegische Kommunion, die ihm zum Gericht wurde.
Anschließend hat Judas Jesus mit einem Kuss verraten. Bald hat er zwar seinen Verrat erkannt und sogar bereut, aber diese Reue führte zur Verzweiflung, weil er nicht mehr an die Barmherzigkeit Gottes glauben konnte. Sein Schicksal sollte uns immer in Erinnerung rufen, dass Jesus unsere Freiheit achtet, dass er auf unsere Bereitschaft zur Reue und Umkehr wartet und wirklich reich an Barmherzigkeit und Vergebung ist.
Benedikt der XVI schloss eine Ansprache über Judas mit den Worten: „In seinem geheimnisvollen Heilsplan nimmt Gott die unentschuldbare Tat des Judas als Gelegenheit zur vollkommenen Hingabe des Sohnes für die Erlösung der Welt an.“