Von der Ehrfurcht vor dem Heiligen – Gedanken zum Schweineherz in der Spitalskirche
Gegenwärtig gibt es eine Diskussion über das Bild eines Fastentuches in der Spitalskirche im Zentrum von Innsbruck. Da wird ein eingeschnürtes Schweineherz auf dem Hochalter, oberhalb des Tabernakels, dargestellt!
Was soll man als Katholik in diesem Zusammenhang bedenken.
Erstens geht es um einen besonderen Ort und um das Allerheiligste! Es geht um unseren Glauben, es geht um das Verhältnis des Sakralen zur Kunst und weiter um die Verantwortung für das Heiligtum sowie um die Toleranz und um die Seelsorge an den Gläubigen!
Ein Fastentuch soll etwas verhüllen. Dies soll dem Gläubigen helfen, mit den Augen zu fasten, sich zurückzunehmen, in sich zu gehen und sich wirklich zu besinnen. Das Ziel ist auch die persönliche Umkehr, die neue, vertiefte Hinwendung zu Gott. Deshalb sind viele Fastentücher in einem schlichten Violett oder Schwarz gehalten. Eine weitere Intention könnte sein, den Blick ganz bewusst auf das Leiden und Sterben Christi und auf seine dadurch zum Ausdruck kommende Liebe zu wenden. So wäre beispielsweise der leidende Herr oder sein Herz auf einem Fastentuch angebracht.
Wir sprechen in der Kirche vom Presbyterium, dem heiligsten Raum innerhalb des Heiligtums und hier wiederum vom Tabernakel als Zentrum des Heiligtums. Nächst dem Tabernakel brennt das ewige Licht als Zeichen dafür, dass der Herr wirklich gegenwärtig ist. Deswegen lehrt man bereits die Erstkommunikanten, dass sie beim Eintreten in die Kirche eine Kniebeuge machen, um Jesus zu grüßen. Dabei soll man zu IHM, zum Tabernakel blicken. Wenn jetzt ein Erstkommunikant oder Gläubiger die Spitalskirche betritt und sich in diesem Sinne zum Tabernakel wendet, dann macht er eine Kniebeuge vor bzw. mit Blick auf ein Schweineherz!
Durch eine Predigt des damaligen Liturgie- und Kunstbischofs Egon Kapellari bin ich als Seminarist auf ein Buch des evangelischen Religionsphilosophen Rudolf Otto über das Heilige aufmerksam geworden. Darin beschreibt er das Heilige als „mysterium fascinans und „mysterium tremendum“. Im Heiligen begegnet der Mensch einer größeren, ihn übersteigenden Wirklichkeit, er ist fasziniert und zugleich kann er auch erschrecken. Es ist eine kulturelle, zivilisatorische Errungenschaft, wenn das Heilige geachtet wird. Oft spüren auch Fernstehende, dass hier etwas ist, das den Menschen heilig ist und dass dies eine reale Wirklichkeit ist. Das heißt, sie haben Respekt davor und wissen, dass gegenüber dem Heiligen Ehrfurcht geboten ist. Umso tragischer ist es, wenn innerhalb einer Religion dieses Gespür verloren geht und einer Banalisierung, Profanisierung oder Provokation der Weg geebnet wird.
Es geht hier auch um das Verhältnis der Kirche zur Kunst und um die Freiheit der Kunst. Zunächst zur Freiheit der Kunst: Es gibt die Freiheit der Kunst. Das ist ein hoher Wert, den ich auch vertrete. Die Kunst kann auch provozieren, wenngleich man sagen muss, dass nicht jede Provokation schon Kunst ist und nicht jeder Provokateur schon automatisch ein Künstler ist! Aber: Die Provokation hat nichts im sakralen Bereich verloren! Jeder Künstler mit einem normalen Wertempfinden wird die sakrale Sphäre respektieren, auch dann, wenn er selbst nicht gläubig ist. Wenn ein Künstler jedoch vom Verwalter eines Heiligtums bestellt oder eingeladen wird, dann hat er natürlich keine Schuld, wenn er provoziert. Im sakralen Bereich hat die Kunst eine Dienstfunktion. Das Schöne ist irgendwie auch ein Gottesbeweis, es kann anziehend sein und helfen, dem Heiligen zu begegnen.
Es gibt keine Institution, die so sehr und so lange mit der Kunst verbunden ist wie die katholische Kirche. Die Kirche hat die Kunst gefördert, entfaltet und in ihrem Bereich zur Geltung gebracht. Entscheidend ist jedoch, dass die Kunst im sakralen Bereich dienenden Charakter hat. Dafür muss der zuständige Verantwortliche für das Heiligtum sorgen.
Beim Eintritt in eine Kirche empfinden Menschen, besonders Kinder oft automatisch Ehrfurcht und sind ergriffen von der Schönheit. Schöpfer sakraler Kunst aller Jahrhunderte waren darum bemüht, das Wahre, Gute und Schöne durch ihre und in ihrer Kunst auszudrücken und dadurch den Betrachter zu Gott zu führen.
Es gibt die Verantwortung des Rektors und der Gläubigen für das Heiligtum. Ich bin mir als Pfarrer bewusst, dass ich vor Gott Verantwortung trage, für die Heiligkeit der Liturgie, für die Heiligen Stätten, besonders für die Kirchen und insbesondere für das Allerheiligste. Ich muss auch alles fördern, was den Gläubigen hilft, das Heilige wahrzunehmen und Gott hier zu begegnen. Diese „heilige Pflicht“ ist sogar im Kirchenrecht verankert! Das ist eine große Verantwortung und es ist nicht immer leicht, diese wahrzunehmen, weil heute ein allgemeiner Verlust des Gespürs für die Heiligkeit da ist.
Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben unsere wunderschöne Pfarrkirche in Zell am Ziller renoviert. Man hat mir für die Altargestaltung einen Architekten empfohlen, der das Projekt als Chance zur Selbstverwirklichung durch einen ausgefallenen Entwurf nutzen wollte. Ich habe als zuständiger Rector ecclesiae dann einen anderen Architekten engagiert, einen Schüler von Clemens Holzmeister. Er hat acht Entwürfe gemacht und alle haben den sakralen Raum und das bereits bestehende Gesamtkunstwerk des Kirchenraumes berücksichtigt. Wir, das heißt der Pfarrgemeinderat und ich, haben uns dann gegenüber der Kunstkommission behauptet. Dabei ging es nicht um einen subjektiven Geschmack, sondern darum, was uns für dem heiligen Raum und die heilige Liturgie angemessen erschien!
Man hat in den letzten Tagen oft gehört, die Gläubigen sollen tolerant sein gegenüber der bewussten Schweinherzdarstellung in der Spitalskirche. Übrigens sei ja nur in einer von 400 Tiroler Kirchen so etwas zu finden.
Wir beten in unserer Pfarre seit sieben Jahren Tag und Nacht den Herrn an. Es ist derselbe Herr, der in der Spitalskirche gegenwärtig ist und – wie viele Gläubige spüren – beleidigt wird. Eine Beleidigung Gottes ist keine quantitative Frage. Wir sind eine Kirche, wir haben einen Herrn, den Heiligen Gottes.
Es gibt heute – Gott sei Dank – allgemein eine religiöse Toleranz. Ein gläubiger Hindu achtet normalerweise das, was einem Christen oder Moslem heilig ist und umgekehrt, ohne es verstehen zu müssen. Der Rektor einer Kirche ist verpflichtet, das Heiligtum, den einfachen Glauben der Gläubigen und die Heilige Liturgie zu wahren. Das Heilige muss vor Profanisierung geschützt werden.
Wenn in einem Heiligtums mit Duldung der dafür Verantwortlichen provoziert wird, dann ist das eines der schmerzlichsten Dinge, die geschehen können. Es ist eine schwerwiegende Art von Klerikalismus und geistlichem Missbrauch. Wenn er – der Rector ecclesiae – dann von Gläubigen dafür Toleranz verlangen würde, dann wäre das in etwa so, wie wenn ein Hirte sein Schaf verletzt oder ein Vater seine Kinder beleidigt, verletzt oder missbraucht und – wenn sie dann aufschreien – Toleranz einfordert. Es gib keine größere Verkehrung des Wortes Toleranz.
Man muss hier noch etwas hinzufügen: Wenn wir als gläubige Katholiken unsere eigenen Heiligtümer nicht gebührend achten und schützen, dann verdienen wir die Verachtung der anderen Religionen. Wenn ein Mensch die Selbstachtung verliert, verliert er schnell auch die Achtung der anderen. Bei der gegenwärtigen Diskussion könnte man auch darüber nachdenken, was die Schweinherzdarstellung bei unseren älteren Brüdern im Glauben, bei den Juden, und bei gläubigen Muslimen auslösen wird.
So mache ich abschließend den Versuch, das Schweineherz in der Spitalskirche in Innsbruck auf meine Weise, etwas provokant zu interpretieren?
Das Schweineherz am Hochhaltar symbolisiert, dass der Unglaube im Innersten der Kirche angekommen ist.
Besser wäre aber vielleicht eine biblische Interpretation mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Das Schweineherz weist uns darauf hin, dass wir (das „heilige“ Land Tirol) wie der verlorene Sohn, uns in der letzten Zeit, besonders in der Coronazeit, weit von Gott und damit von seinem Herzen entfernt haben. Wir haben das Heiligste wie Sakramente unnötig beschränkt oder ausgesetzt, Kirchen geschlossen, Alte und Kinder unmöglich behandelt, das Erbe der Väter (Volkswirtschaft) angegriffen und damit insgesamt den Bund der Väter mit dem heiligsten Herzen Jesu gebrochen. Das Schweinherz ist Symbol dafür, dass wir geistlich bei den Schweinen gelandet sind wie der verlorene Sohn. Nun planen wir (die neue Landesregierung) die Erleichterung der Tötung Unschuldiger (Ungeborene) auch in öffentlichen Krankenhäusern.
Jetzt ist es Zeit, so wie der verlorene Sohn in sich zu gehen, an den barmherzigen Vater zu denken und reumütig heimzukehren.
Heiliger Josef, bitte für uns!
Ignaz Steinwender
PS: Meine Bitte an euch: Unterschreibt die Petition für die Abnahme des Schweineherzens. Es ist ein wichtiger Dienst an der Kirche, am Land Tirol und zur Förderung von Glaube, wahrer Kunst und Toleranz. Verbindet diese Aktion mit Gebet, Fasten, Buße und Sühne!