Predigt zum Nachlesen

Predigt zum Nachlesen

Aufgrund mehrfacher Nachfrage veröffentlichen wir hier an prominenter Stelle die Predigt der von Radio Maria übertragenen Heiligen Messe am 19.11. 2022.

Gott ist und will das Leben

                                           Predigt für Radio Maria, 19. November 2022

Liebe Gläubige! Liebe Hörergemeinschaft von Radio Maria!

Im heutigen Evangelium, in Lk 20,27f haben wir gehört, dass einige Sadduzäer, die nicht an die Auferstehung glaubten – sie verkörperten die damalige Oberschicht –  Jesus eine Frage über die Auferstehung bzw. den Himmel stellten. Eigentlich wollten sie den Auferstehungsglauben lächerlich machen, aber Jesus nützte die Gelegenheit für wichtige Aussagen.

Er sagt: Im Himmel werden die Menschen nicht mehr heiraten, nicht mehr sterben, den Engeln gleich sein und zu Söhnen Gottes geworden sein. Und er führt unter Verweis auf Mose beim Dornbusch an, dass Gott ein Gott von Lebenden und nicht der Toten ist.

Gott ist also ein Gott von Lebenden, er ist das Leben selbst und der Urheber des Lebens. Jesus selbst sagt einmal: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Die Sadduzäer haben nicht an die Auferstehung geglaubt und deswegen auch den nicht erkannt, der das Leben ist. Ein Anlass, über das Leben an sich nachzudenken.

Jesus weint über den leiblichen und den geistlichen Tod

Vorgestern haben wir eine Stelle aus Lukas 19, 41-44 gehört, wo sich Jesus der Stadt Jerusalem nähert, und als er sie sah, über sie weinte, weil Jerusalem nicht erkannte, was ihr zum Frieden dient. Wenigstens zweimal wissen wir aus der Heiligen Schrift, dass Jesus geweint hat, beide Male ging es eigentlich um das Leben.

Jesus hat am Grab seines Freundes Lazarus geweint, weil dieser gestorben war. Er weinte, weil er ihn liebte. Der leibliche Tod seines Freundes hat Jesus erschüttert, denn: der Tod ist die Folge der Erbsünde.

Und Jesus weint über Jerusalem, weil die Menschen geistlich tot sind. Sie sehen nicht, was ihnen zum Heil, zum Frieden dient, sie lehnen den ab, der selbst das Leben ist, das Leben in Fülle, das ewige Leben verheißt.

Jesus weint also über den leiblichen Tod, über den geistlichen Tod der Verhärtung, weil er das Leben liebt, weil er das Leben will und weil er Leben schenken will. Jesus sagte Jerusalem auch die Konsequenz ihrer Verhärtung voraus. Die Feinde werden Jerusalem einschließen, von allen Seiten bedrängen und sie und ihre Kinder zerschmettern.

Weint über euch und eure Kinder

Vor kurzem hatte ich ein geistliches Gespräch mit einer lieben Bekannten, die öfters geistliche Einsichten vermittelt. Wir sprachen auch über das Phänomen des Weinens, das auch eine Gnadengabe sein kann. Viele Heilige haben im Alter ihre Jugendsünden beweint. Man kann weinen aus Schmerz, aus Trauer, als einen Akt der Selbstreinigung, und besonders auch aus Liebe. Wäre es nicht eine große Gnade, wäre es nicht ein großer Gewinn für die gesellschaftliche Entwicklung, für die Kirche Christi, wenn wir weinen könnten, über unsere Sünden, vielleicht über manches, was in den letzten zwei Jahren geschehen ist, über den gesellschaftlichen Niedergang, über den Verlust Gottes, den tiefsten Grund vieler heutiger Probleme und Situationen.

Jesus selbst fordert einmal zum Weinen auf. Beim Kreuzweg, als er die weinenden Frauen von Jerusalem traf, sagte er zu ihnen: „… weint nicht über mich, sondern weint über euch und eure Kinder!“

Gestern las ich einen ORF-Beitrag über das Thema „Abtreibung scheidet die Geister“ und es ging vor allem um die Schaffung eines entsprechenden „Angebotes“ zur Abtreibung in öffentlichen Krankenhäusern.

Dabei wurde auch ÖVP-Klubobmann Wolf zitiert, der einerseits Aussagen der Landesrätin Pawlata relativierte, dann aber auf die Koalitionsvereinbarung verwies, wo es heißt, man werde einen „bedarfsgerechten, niederschwelligen, medizinisch qualitätsvollen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen“ sicherstellen und zwar durch den Ausbau des ambulanten Angebotes im niedergelassenen Bereich oder angekoppelt an einer „ausgewählten öffentlichen Einrichtung.“Ö

Wenn wir davon ausgehen, dass es sich bei Ungeborenen um menschliches Leben handelt, und das müsste doch eigentlich klar sein, dann sind diese Worte geradezu erschütternd, ja müsste man nicht sagen, die Aussagen eines Wolfes.

       –  Was heißt bedarfsgerecht, gibt es etwa einen gerechten Bedarf, unschuldiges Leben zu

           töten,

–          Was heißt niederschwellig? Bedeutet das etwa, man will die Hemmschwelle zum Töten heruntersetzen?

–          Was heißt medizinisch qualitätsvoll? Medizinisch qualitätsvoll töten?

Sind das nicht schreckliche Worte?      

Und diese Passagen stehen in ein Kapitel mit der Überschrift: Gesundheit und Pflege!!

Haben wir wirklich nachgedacht, was da geschieht, in unserem Land Österreich, im Heiligen Land Tirol? Sind wir so verblendet? Sollten wir nicht an Mutter Teresa denken, die ganz eindringlich darauf hingewiesen hat, dass die Abtreibung die größte Gefahr für den Weltfrieden ist?

Es tun sich immer mehr große und krasse Widersprüche auf!

–          In letzter Zeit habe ich oft gehört, dass Menschen keinen Operationstermin bekommen oder lange darauf warten müssen, weil unser Gesundheitssystem überlastet ist – oder vielleicht durch die verheerende Coronapolitik geschädigt wurde. Jetzt müssen Menschen auf Operationen verzichten oder warten, wo es um ihre Gesundheit geht und gleichzeitig will man aber Raum und Möglichkeiten schaffen, unschuldiges Leben zu beseitigen, mit Steuergeldern, die eigentlich für die Gesundheit gedacht wären.

–          In letzter Zeit habe ich immer wieder gehört, dass Unternehmer keine Angestellten, keine Arbeiter, keine Fachkräfte bekommen. Oft wird dann die Frage gestellt, wo denn die alle sind. Einerseits ist der Grund eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik, die die arbeitenden Menschen benachteiligt durch willkürliches Verteilen von Geldern mit wenig Bezug zur Leistung, zu einem Teil wird man auch sagen können, es fehlen Menschen, die nicht zum Leben zugelassen wurden. Wir finanzieren die Tötung der eigenen Kinder und schaffen großzügig Raum für jene, die uns dann ablösen werden?

–          Jesus hat Jerusalem eine Art Gericht vorausgesagt, dass die Feinde sie und ihre Kinder zerschmettern werden, was auch eingetroffen ist. Ist das, was bei uns geschieht, nicht schon eine Art Selbstvollzug des Gerichtes?!

Die Antwort von uns Christen – fünf Punkte:

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was sollen wir Christen tun angesichts dieser Entwicklungen, was erwartet der Herr von uns?

–          Wir sollen um die Gabe der Tränen, des Weines bitten, wir sollten vor allem aus Liebe und zuallererst über uns selbst weinen. Wir sollen weinen über unsere Lauheit, über unsere Feigheit, über unsere Untätigkeit, unseren Egoismus, und dann über vieles, das heute geschieht, z B das Wegwerfen von Lebensmitteln usw..

–          Wir sollen die Barmherzigkeit Gottes annehmen und vermitteln! Gott ist unendlich barmherzig und es gibt viele Beispiele, wie Menschen, die schwer gesündigt haben, umgekehrt sind und Heilige wurden. Es ist auch notwendig, vieles, was in den letzten zwei Jahren passiert ist, vor den barmherzigen Gott zu bringen.

–          Eine Politikerin verlangte jüngst ein flächendeckendes Angebot für Abtreibungen. Wir Christen, wir Katholiken sollen flächendeckend für das Leben eintreten, d. h. flächendeckend handeln, in jeder Pfarrgemeinde sollen sich Menschen aufmachen, reden, nicht ideologiefrei, sondern überzeugt, leidenschaftlich und von einer tiefen Liebe getragen, wir sollen flächendeckend beten, flächendeckend Widerstand leisten. Papst Leo XIII. hat in einer Enzyklika schon vor über 100 Jahren geschrieben, wenn ein Gesetz der göttlichen Ordnung widerspricht, dann ist es ein Frevel, zu gehorchen und Widerstand wird zur Pflicht. Schließlich sollen wir flächendeckend lieben, um alles zum Guten zu wenden.

–          Wir sollen leben, d. h. wirklich leben, nicht am Leben vorbeigehen, nicht an der Oberfläche bleiben, die Tiefen des Lebens erkunden, tiefe Beziehungen pflegen, die viele Schönheiten des Lebens entdecken.

–          Der fünfte Punkt ist eine besondere Gnadengabe. Wir sollen nicht wie die herrschende Kaste der Sadduzäer sein, sondern wir sollen an die Auferstehung von den Toten glauben. Wir sind von Gott erwählt, als Kinder Gottes, als Ebenbilder, um ihm einmal ähnlich zu werden. Jeder Mensch ist einzigartig, unersetzbar und einmalig. Wir sind zur Herrlichkeit bei Gott berufen. Wenn wir das vor Augen haben, dann werden wir eine heilige Ehrfrucht vor jeglichem Leben haben und die Kraft haben, dem Leben zu dienen.

Wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann sind wir an der Quelle des Lebens. Jesus hat sein Blut vergossen, damit wir das Leben haben, damit wir das Leben in Fülle haben und dem Leben dienen. Aus dieser Quelle wollen wir jetzt schöpfen.  Amen.

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