Wort des Tages – In der Liebe bleiben
Jesus sagt den Jüngern im Johannesevangelium: „Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15, 9) Zuvor sagt er: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.“ Jesus sagt dies vor seinem Abschied, es ist sein eigentlicher Auftrag, in seiner Liebe, d. h. in seiner Gegenwart, in einer lebendigen, persönlichen Verbindung mit ihm bleiben. Wir leben heute in einer Zeit großer Veränderungen, man muss beweglich sein, man muss dynamisch sein. Alles, was neu ist, ist in, was alt ist, scheint überholt zu sein. Oft ist der Maßstab der Dinge nicht wahr oder falsch, gut oder böse, sondern neu oder alt. In Wirklichkeit ist der größte Fortschritt die Heiligkeit, die Gottesnähe, eben das Bleiben in der Liebe. In der Liebe bleiben, ist nicht ein starres Festhalten an etwas, sondern vielmehr das Gegenteil, in einer lebendigen Beziehung stehen, das ist zugleich höchste Aktivität.
Konkrete Punkte, um in der Liebe zu bleiben
Ich möchte hier vier Punkt erwähnen, die uns helfen, in seiner Liebe zu bleiben, nämlich auf Gott zu schauen, bei IHM verweilen, ihn besser kennenlernen und seinen Willen tun.
- Auf Gott schauen – vgl. Petrus in Mt 14, 22 – 36. Als er auf das Wasser blickt, bekommt er Angst, dann schreit er zum Herrn um Hilfe. Wir dürfen Gott nicht aus dem Blick verlieren. Daher ist es gut, einige Fixpunkte am Tag zu haben, wo wir bewusst auf Gott blicken, Stoßgebete in konkreten Situationen, Morgengebet, Tischgebet, Abendgebet oder auch drei Mal am Tag den Engel des Herrn beten.
- Johannes ruht bei Jesus. Bei Gott verweilen – sich öfters bewusst in seine Gegenwart versetzten. Ein hervorragendes Mittel dazu ist der Rosenkranz. Es ist ein Hinschauen, ein Verweilen, ein Vertiefen in die jeweiligen Geheimnisse, auch ein bewusstes Heraustreten aus dem Alltag. Die Jünger im Boot sind niedergefallen und haben den Herrn angebetet. Die Anbetung, und hier meine ich die stille Anbetung, ist wohl die höchste Form, in seiner Gegenwart zu verweilen (vgl. Maria und Martha – „Maria hat den besserenTeil gewählt“).
- Gott besser kennenlernen durch das Wort. – Wer die Schrift kennt, kennt Christus. In der Liebe bleiben erfordert immer wieder die Schriftlesung, seien es einige wenige Sätze oder ein Kapitel oder das Tagesevangelium, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir sollen das Wort Gottes immer mehr als Möglichkeit sehen, IHN besser kennenzulernen, seinen Willen für unser Leben besser zu erkenn.
- Seine Gebote halten, Seinen Willen tun. – Jesus sagt: Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt. Im letzten geht es darum, seinen Willen zu tun, den ernsten Wunsch haben, dass Sein Wille geschehe. Sein Wille kommt vor allem in den Geboten zum Ausdruck. Wer sich bewusst bemüht, nach seinen Geboten zu leben, der wird merken, dass sich das auswirkt. Er wird eher erfahren, dass er von Gott geliebt ist, er wird leichter göttliche Dinge erkennen. Sein Glaubensleben wird mehr und mehr eine wirkliche Beziehung zwischen zwei Personen sein. Der Glaube wird nach dem Verstand auch das Herz erfassen. Es wird ein tiefes Vertrauen entstehen. Über das Halten der Gebote hinaus sollen wir versuchen, in allem seinen Willen zu erkennen, seinen Willen anzunehmen und zu tun. Dieses große Vertrauen in ihm bewirkt, dass wirklich ER dann in uns handelt, dass unser Tun wirklich in der Vorsehung geschieht.
Abschließend möchte ich noch kurz das das Tugendstreben andeuten. Wir Christen sind gerufen, im Leben Tugenden zu entfalten und Laster zu überwinden. Tugenden sind innere Haltungen, Hinneigungen zum Guten, die sozusagen in Fleisch und Blut übergehen, die zu Gewohnheiten werden. Ein Ziel des Tugendstrebens ist es, das Gute gerne, mit Überzeugung und Freude zu tun, d. h. im Erkennen des Guten und in der Stärkung des Willens zum Guten voranzuschreiten. Durch die göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe), die Kardinaltugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit) und die Gaben des Heiligen Geistes (Gottesfurcht, Frömmigkeit, Einsicht, Stärke, Rat, Erkenntnis, Weisheit) verankert man sich fester in IHM.
Die Tugend der Stärke. – In der Liebe blieben heißt vor allem innere Stärke haben, standzuhalten, eine Form der Tapferkeit. Dazu gehört es, dem Bösen mit all seinen Verlockungen zu widerstehen und die Gelegenheiten zur Sünde meiden, gestärkt durch z. B. innerkirchliche Askese, mediale Askese, bewusstes Pflegen guter Freundschaften usw. Wenn wir bewusst standhalten, dann werden wir innerlich stärker. Der Apostel Paulus sagte einmal „Der äußere Mensch wird aufgerieben, der innere wird Tag für Tag erneuert“ (vgl. 2 Kor 4, 16).
Die Eucharistie – öfters zur Quelle gehen, die Eucharistie feiern, um von da her die Kraft zum lebendigen Bleiben in IHM zu schöpfen. Im Eigentlichen geht es darum, das Herz ganz bei Gott zu haben!