Wort des Tages – Tempel des Heiligen Geistes

Wort des Tages – Tempel des Heiligen Geistes

Liebe Gläubige! Liebe Leser der Pfarrhomepage! Liebe Gerlosberger!

Heute ist eigentlich ein Feiertag für die Gerlosberger, eine der sieben politischen Gemeinden, die unsere Pfarre direkt oder indirekt berühren.

Die Gerlosberger haben sogar eine eigene Kirche bzw. Kapelle. Nach dem Krieg wurde diese unter 40 %-iger Mitbeteiligung der Gemeinde Rohrberg erbaut, vor allem für die Abhaltung von Schülermessen. Vor Jahren wurde am Gerlosberg ein wunderschöner Kreuzweg errichtet, der zur Kirche hinführt. Simon Rahm hat ihn geschnitzt, Huber Max und Helfer haben ihn aufgestellt, Weihbischof Hofer hat den Kreuzweg in einer schlichter Feier eingeweiht, was durch ein anschließend Fest mit Volkscharakter bekräftigt wurde. Als am Gerlosberg vor langer Zeit ein heftiges Unwetter großen Schaden verursachte, haben die Gerlosberger einen verlobten Feiertag eingeführt, der immer noch gehalten wird.

 Früher hieß der heutige Gedenktag Mariä Opferung. In Maria Rast gibt es eine Darstellung, wie Maria in den Tempel gebracht wird. Diese Begebenheit wurde im apokryphen Protevangelium des Jakobus geschildert. Die Kapelle am Gerlosberg hat das Patrozinium Mariä Opferung. Seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962 – 19659) heißt dieser Gedenktag „Gedenktag unserer Lieben Frau in Jerusalem“. Er hat seinen Ursprung in dem Weihefest der Jerusalemer Kirche Sancta Maria Nova am 21. November 543.

Im letzten Wort des Tages haben wir nachgedacht, wie Jesus in einem heiligen Zorn die Händler aus dem Tempel vertrieben hat. Der Eifer für den Tempel, das Haus seines Vaters, hat ihn verzehrt. Dabei haben wir auch nachgedacht, was es bedeutet, wenn der Apostel Paulus sagt, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes sein soll.

Gerade in diesem Punkt sollen wir besonders auf Maria blicken. Sie hatte also schon als Kind eine besondere Beziehung zum Tempel. Sie wurde vermutlich mit drei Jahren von ihren Eltern in den Tempel gebracht und dort von Tempeljungfrauen erzogen. Ihr Leben wurde dadurch in besonderer Weise Gott geweiht. Maria sollte dann den Neuen Tempel, Jesus selbst in ihrem Leib tragen. So ist ihr Leib in einmaligster Weise ein Tempel geworden. Ihre Mitwirkung am Erlösungswerk war die Voraussetzung, dass wir Tempel des Heiligen Geistes werden können.

Im heutigen Evangelium sagt Jesus auf eine sophistisch gestellte Frage der Sadduzäer, dass die Menschen nur in dieser Welt heiraten werden. Die aber, die an der Auferstehung der Toten teilhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Damit sagt Jesus, dass die Heirat etwas Irdisches ist. Die Vereinigung zwischen Mann und Frau ist sozusagen wie ein Vorgeschmack auf die Vereinigung mit Gott bei der Auferstehung von den Toten. Wenn jemand zölibatär lebt, dann richtet er sich schon in dieser Welt auf diese Vereinigung aus. Wenn das richtig verstanden wird, dann begreift man Ehe und Zölibat nicht als Gegensatz, sondern als zwei Formen, im Blick auf das Himmelreich zu leben. Johannes Paul II. hat dies in seiner Theologie des Leibes besonders vertieft, eine Fundgrube  für Menschen, die nach tieferen Sinngehalten des Lebens suchen.

 Am vergangenen Dienstag haben wir Josef Fankhauser vom Hörler am Gerlosberg begraben. Er war schon sehr lange krank und ich habe ihm monatlich die Heilige Kommunion bringen dürfen. Ein stiller, einfacher, dankbarer und bescheidener Mensch. Bei ihm dachte ich mir oft: Solche einfachen, bescheidenen Menschen, die ihre Leiden in Stille tragen und dankbar sind, das sind tiefe und große Seelen, die in Wirklichkeit die Welt tragen, weil sei ein Tempel des Heiligen Geistes sind.  

Maria ist sozusagen selbst ganz Tempel geworden, als der Sohn Gottes in ihr Wohnung genommen hat, sie hat an seinem Opfer, an seinem Erlösungswerk in einmaliger Weise mitgewirkt. Sie hilft uns auch, dass wir selbst ein Tempel des Heiligen Geistes werden, dass wir uns selbst als lebendige Opfergabe verstehen, als Gabe Gottes an die Menschen.

Im Bemühen darum mit euch verbunden

Euer Pfarrer

Ignaz Steinwender