Wort des Tages – Beharrlichkeit

Wort des Tages – Beharrlichkeit

Tagesevangelium: Lk 17,26-37: In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?

Es lohnt sich sicher, das heutige Evangelium näher zu betrachten, es geht um das Gebet, um den Glauben und die Frage, wie wird es bei der Wiederkunft des Herrn damit bestellt sein? 

Zunächst aber zum weltlichen Vergleich Jesu, der in sich auch betrachtenswert erscheint. Da ist eine Witwe, die Unrecht erfährt. Sie hätte jetzt vor allem drei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Sie könnte nichts dagegen tun, es einfach hinnehmen, vielleicht mit der Gefahr in einen inneren Groll, in Verbitterung und Ohnmachtsgefühlen zu verfallen. Die zweite Möglichkeit wäre eine Art Selbstjustiz zu üben. Diese Möglichkeit stand für sie vielleicht nicht offen oder kam für sie nicht in Frage. Die Witwe greift zur dritten Möglichkeit. Sie belästigt den Richter, der Gott nicht fürchtet, so lange, so beharrlich, so hartnäckig, bis er ihr Recht verschafft.

Gerade heute gibt es, vor allem auch in Zusammenhang mit Corona, viel Unrecht. Damit konfrontiert, stehen viele ebenfalls vor mehreren Möglichkeiten. Einerseits gibt es die Möglichkeit, Unrecht einfach zu akzeptieren, sich alles gefallen zu lassen, zwar darüber zu schimpfen, sich zu ärgern, verbittert zu werden und alles mit der Aussage zu rechtfertigen: Man kann eh nichts machen.

Die zweite Möglichkeit einer Art Selbstjustiz wäre eine fatale Entscheidung und sicherlich inakzeptabel. Auch die Meinung, alles wäre machbar, ist ein Irrtum und kann viel Unrecht bzw. Unheil verursachen.

Es bleibt aber eine dritte Möglichkeit, die empfehlenswert erscheint. Das tun, was man kann. Das heißt erstens: Unrecht beim Namen nennen, aufzeigen, zum zuständigen Verantwortlichen gehen, sich informieren über die Hintergründe, beharrlich auf dem bestehen, was Recht ist, eben dran bleiben. Und wenn es notwendig erscheint, dann soll man die Civilcourage haben, einmal zu sagen: Nein, das tue ich nicht, das ist Unrecht, das ist gegen mein Gewissen. Dafür nehme ich auch Nachteile in Kauf. Ein Unrecht breitet sich vor allem deshalb aus, weil viele, die es wissen, schweigen, durch die Feigheit der „Guten“!  Und dann kommt noch etwas dazu. Das, was man trotz aller Bemühungen nicht ändern kann, sollte man einfach Gott übergeben. Wenn man das, was man tun kann, getan hat, dann kann man den Rest leichter Gott übergeben. Dann ist man innerlich frei, man hat ein reines Gewissen, man verbittert nicht so leicht und hat seinen Seelenfrieden. Durch diesen inneren Frieden werden viele positive Kräfte im Menschen geweckt.

Für den Christen kommt jetzt aber noch der wesentliche Punkt des heutigen Evangeliums. Er soll allezeit beten und darin nicht nachlassen. Vieles, was heute äußerlich geschieht, hat einen tieferen Hintergrund. Das Gebet ist nicht erst dann wichtig, wenn das Tun an die Grenzen stößt, sondern es ist eine höhere Ebene der Auseinandersetzung. Der Beter ringt zuerst um eine tiefere Gottesbeziehung, die sein eigenes Leben, seine Beziehung zum Menschen und der Welt in ein tieferes Licht stellt. In Wirklichkeit gibt es heute einen geistigen Kampf, es ist ein Kampf zwischen Geistern, die gerufen wurden und die wir nun nicht mehr los werden, also bösen Mächten und dem Heiligen Geist. Wenn der Mensch vernünftig und wachsam ist und mit dem Heiligen Geist rechnet, dann kann er an vielen Stellen bemerken, dass der Heilige Geist auch durch Fakten spricht, die der erleuchtete Mensch zu deuten weiß. Vieles wird in dieser Zeit offenbar, was zuvor verborgen war.

Jesus verknüpft seine Aufforderung allezeit zu beten mit dem Schlusssatz des heutigen Evangeliums: „Wird der Menschensohn, wenn er wiederkommt, noch Glauben vorfinden!“ Die Bibel sagt uns, dass es in der Welt nicht einen beständigen Fortschritt geben wird, sondern vielmehr, dass vor der Wiederkunft des Herrn der Antichrist kommen wird, dass viele Dinge erschüttert werden und dass es einen moralischen Niedergang (wie zur Zeit des Lot und des Noah) geben wird und eine schwere Prüfung der Kirche. Alles das hängt damit zusammen, dass der Glaube verdunsten und die Liebe erkalten wird.

Heute starren viele rein weltlich gesinnte Menschen auf Politiker, die sich wie Messiasse gebärden und die Hoffnung der Menschen auf den verheißenen Impfstoff lenken, das profane Sakrament der Selbsterlösung.

Die Schrift sagt uns im Lukasevangelium: Wenn all das beginnt (Kriege, Unruhen, falsche Propheten, Erdbeben, Seuchen, Christenverfolgungen), „dann richtet Euch auf und erhebt eure Häupter; denn die Erlösung ist nahe.“ (Lk21,28).

ER wird uns einmal erlösen. Aber wir erfahren schon jetzt in dieser Welt eine Teilhabe an der Erlösung vor allem durch die Sakramente und das beständige Gebet.

Also: Tut, was ihr könnt, betet ohne Unterlass und denkt daran: „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke!“

Euer Dekan

Ingaz Steinwender