Wort des Tages – Fürsprecher und Vorbild
Der Heilige Karl Borromäus
Die Karlskirche in Wien und das Borromäum in Salzburg erinnern an den heutigen Tagesheiligen Karl Borromäus. Dieser Heilige Bischof von Mailand und Kardinal gilt neben dem Heiligen Sebastian und dem Heiligen Rochus als Pestpatron. Er ist also „zuständig“ für Seuchen. Karl Borrmäus ist nicht nur ein Fürsprecher für den Schutz gegen Seuchen, sondern auch ein Wegweiser für den Umgang damit und die Überwindung der Krisensituation.
Als im Jahr 1576 in Mailand die Pest ausbrach, der Adel floh (in eine selbstgewählte Luxusquarantäne) und die geplagte Bevölkerung sich selbst überließ, zeigte der Kardinal ein unglaubliches Engagement. Weil viele Kranke keinen Unterstand hatten, richtete er im Erzbischöflichen Palais ein Spital ein, verkaufte zu deren Gunsten den Kirchenschatz und stand persönlich zahlreichen Infizierten bei. Nachdem das städtische Sanitätswesen zusammengebrochen war, übernahm er selbst die Leitung der Gesundheitsverwaltung.
Als die Dramatik in der pestverseuchten Stadt ihren Höhepunkt erreichte und bereits tausende Tote zu beklagen waren, veranstaltete der Kardinal öffentliche Andachten und Prozessionen. Barfuß, einen Strick um den Hals, ein schweres Holzkreuz auf der Schulter, aller Abzeichen seiner bischöflichen Würde entledigt, sah man den hochgestellten Büßer durch die Stadt wandeln; das Volk folgte ihm. Er betete, predigte und spendete Tausenden die heiligen Sakramente.
So wurde die Pest nicht zuletzt auch durch die angerufene Hilfe Gottes schließlich überwunden.
Heute gibt es zweifellos viele Bemühungen, sich der Coronakranken anzunehmen. Darüber hinaus gibt es Bemühungen, die Gefahren der Ansteckung zu minimieren, zB durch eine gute Händehygiene. Diesbezüglich gibt es sicher gegenüber der damaligen Zeit einen Fortschritt, der zu begrüßen ist. Aber, was heute fehlt, ist der geistliche Bereich. Die Coronakrise führte nicht zu einer Umkehr, es wurde auch nicht zu Buße und Umkehr aufgerufen, es gab kaum eindringliche Gebetsaufrufe. Anstatt nun mehr zu beten, wurde weniger gemeinsames Gebet zugelassen (mit manchen Ausnahmen), anstatt mehr zu den Sakramenten zu gehen, wurde die Sakramentenspendung zurückgefahren. Vieles, was Karl Borromäus getan hat, wie öffentliche Andachten und Prozessionen wurden vermindert, erschwert oder abgeschafft. Man hat geistliche Schutzmittel abgeschafft, um sich – so paradox dies klingt – zu schützen.
Das Grundproblem hat mit dem Glauben zu tun. Man glaubt nicht mehr an die Macht Gottes und sein mögliches Eingreifen, man glaubt nicht mehr an die Heilswirksamkeit der Sakramente und an die Macht des Gebetes, sondern an die Machbarkeit durch den Menschen. Man glaubt, der Mensch könne aus eigenem Vermögen alles Schlimme verhindern und das Gute erreichen. Noch nie in der Weltgeschichte war so viel Macht der ganzen Welt in wenigen Händen.
Wo der Mensch allein an die eigene Macht glaubt und den Glauben an Gott verliert, dort zieht die Angst ein. Die Angst führt zu falschen Entscheidungen, sie lähmt den Willen zum Guten und schwächt das Immunsystem und führt – so meine These – im Fall der Coronakrise zu mehr Ansteckungen und/oder manchmal drastischerem Krankheitsverlauf.
Damit entsteht ein Teufelskreis, in dem wir uns immer tiefer hineinreiten. Die Geister, die wir riefen, werden wir nun nicht mehr los. Der Lockdown mit seinen dramatischen wirtschaftlichen Folgewirkungen und der enorme Verschleiß an Kräften durch die möglicherweise unverhältnismäßige Fixierung auf Infektionsvermeidung bewirken ebenfalls große Ängste und es stellt sich immer mehr die Frage, ob die Kollateralschäden die negativen Auswirkungen des Virus nicht bereits übersteigen.
Wenn es Gott nicht mehr gibt und kein Bedarf zur Umkehr vorhanden ist, wenn man vergessen hat, dass Gott der Herr über Leben und Tod ist und jede Krise auch eine geistliche Dimension hat, braucht man einen Schuldigen.
In diesem Klima gibt es ein trauriges Phänomen, plötzlich auftauchende „Sittenwächter“. Während die Polizei wirklich gute Arbeit leistet in schwierigen Situationen und versucht, die Gesetze maßvoll zu vollziehen, beobachten diese selbsternannten Polizisten in diesem Machbarkeitsmilieu mit Argusaugen, was der Nachbar tut, ob eh jeder seine Maske aufsetzt etc. oder sie rufen dann gleich die Polizei an, wenn sie sehen, dass einige zusammenkommen. Noch trauriger ist das Ganze, wenn es sich um regelrechte Kirchenpolizisten handelt. „Gläubige“, die die Messen aufsuchen oder sich sogar berufen fühlen, auch in Nachbarorten während der Messe zu kontrollieren und argwöhnisch darauf achten, ob der Pfarrer und die Gläubigen alle Coronavorschriften ja genau einhalten. Sie glauben, Gott einen heiligen Dienst zu erweisen, wenn sie andere denunzieren. Sie fühlen sich wie Oberkatholiken und halten die Leute für zu dumm, Eigenverantwortung zu übernehmen. Diese Menschen auch zu lieben, ist ein heroischer Akt, jedoch sehr Not-wendig.
Welchen Rat gibt uns der Heilige Karl Borromäus:
Liebender Einsatz für die Kranken, die „Ars moriendi“ (Kunst der Sterbens) lernen, die Denunzianten lieben, die Ängstlichen beruhigen und für sich selbst: Umkehr, Buße und Gebet ohne Unterlass pflegen. Alles das macht froh, erfüllt und stärkt das Immunsystem. Man wird immun gegen den Virus und auch gegen die Dummheit.