Wort des Tages – Eifer

Wort des Tages – Eifer

Wort des Tages – Eifer

Eifer und Gebet

Heute ist der Gedenktag der Heiligen Apostel Simon und Judas. Diese beiden galten zunächst als Zeloten. Sie waren  politisch-religiöse Eiferer, die für die jüdische Sache kämpften und die Freiheit von den Römern anstrebten. Sie vertraten eine Art jüdischer „Befreiungstheologie“.

Im heutigen Evangelium heißt es: „Jesus ging auf einen Berg um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel“ (Lk 6,12-13). Unter diesen zwölf waren auch die Zeloten Simon und Judas, die heutigen Tagesheiligen.

Was sagt uns Jesus mit dieser Stelle?  Er sagt uns etwas über die Bedeutung des Gebetes, über den Eifer und über die Auswahlkriterien für Apostel, wir könnten sagen über den Modus von Bischofsernennungen.

Zum Gebet: An vielen Stellen des Evangeliums heißt es immer wieder, dass sich Jesus zurückzog um zu beten, allein zu sein mit dem Vater, zumeist auf einen Berg und oft bei Nacht. Jesus war ganz für die Menschen da, ganze Scharen kamen zu ihm oft bis in den späten Abend hinein. Aber immer wieder zog sich Jesus zum Gebet zurück.  Jesus tat dies, weil er für die Menschen da war. Das Gespräch mit dem Vater ist das Erste. Denn aus dieser Verbindung heraus hat Jesus gewirkt. Damit sagt uns Jesus, dass das Gebet, die lebendige Verbindung mit Gott Voraussetzung ist für ein fruchtbares Wirken in der Welt und in der Kirche. Ohne Gebet wird alles Tun umsonst sein. Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich der Wächter umsonst.

Jesus sagt uns auch, dass das Gebet in der Nacht einen besonderen Wert hat. Wir haben die große Gnade, dass wir seit fünf Jahren eine ewige Anbetung haben. Ich denke oft dankbar daran, gerade in schwierigen Situationen, dass immer und auch zu jeder Nachtstunde ein Beter vor Gott da ist. Das ist ein unermessliches Geschenk, eine ganz große Gnade für die einzelnen Beter, aber auch für die Pfarre, das Tal und die ganze Kirche. Wir dürfen unendlich dankbar dafür sein, dass auf diese Weise eine Tür, ein besonderes Einfallstor für die Gnade Gottes offengehalten wird.

Zur Auswahl der Jünger: Jesus wählte zwölf Apostel aus. Junge Männer mit ganz verschiedenen Eigenschaften. Er wählte sie aus nach dem Willen des Vaters, nicht nach menschlichen Fähigkeiten, sondern im Blick auf ihr Herz. Es sollten Männer sein, die Jesus formen konnte, weil sie bereit waren, aufs Ganze zu gehen, ihm ganz nachzufolgen und einmal ganz in seinen Dienst zu treten, bis zum Äußersten, zum Martyrium, zur Hingabe des Lebens.

Die Bedeutung des Eifers:

Unter den zwölf Aposteln, die Jesus auswählte, waren auch die beiden Tagesheiligen, Simon und Judas, zwei Zeloten, also Eiferer. Damit ist auch etwas gesagt über den Eifer. Jesus hat den politischen Eifer dieser Apostel durch die Schule mit ihm geläutert. Es wurde daraus ein Eifer für das Reich Gottes, für den Herrn, ein Eifer für das Heil der Seelen, ein missionarischer Eifer, der diese Apostel später nach Persien führte, wo sie das Martyrium erlitten. Also ein erleuchteter, heiliger Eifer, der viele Früchte brachte und heute noch bringt.

Anregungen für die gegenwärtige Zeit:

In der jetzigen Situation von Welt und Kirche ergeben sich daraus wichtige Erkenntnisse, die man auch als Anregungen formulieren könnte.

Das Gebet steht an erster Stelle. Gerade in Zeiten wie diesen sollten wir, neben den menschlichen Anstrengungen zur Krisenbewältigung und dem Einhalten von sinnvollen Maßnahmen vor allem mehr beten und nicht weniger, mehr Gottesdienste feiern, mehr zu den heilswirksamen Sakramenten gehen, wir sollen intensiver beten und auch bei Nacht. Den Betern kann es noch gelingen.

Der Eifer für das Reich Gottes. Wir sollen zuerst das Reich Gottes suchen, dann wird uns alles andere dazugegeben. Der Eifer für das Reich Gottes, für die Umkehr, für das Heil der Seelen wird uns zugleich helfen, klug zu handeln, verhältnismäßig zu entscheiden, gelassen und sinnvoll zu agieren.

In dieser Situation im Gebet nachzulassen und Gottesdienste unnötig zu beschränken wäre etwa so, wie wenn Patient bei einer großen gesundheitlichen Gefahr aus Angst vor einer Ansteckung nicht zur Apotheke ginge und damit auf die Medikamente verzichtete.

Ich wünsche Euch einen großen, erleuchteten Eifer für das Reich Gottes, für das ganze Heil des Menschen und Freude sowie Ausdauer im Gebet.

Euer seeleneifriger Pfarrer

Ignaz Steinwender