Wort des Tages – Sehnsucht

Wort des Tages – Sehnsucht

Im heutigen Evangelium antwortete Jesus der Menge, die ein Zeichen von ihm wollte und vom Manna in der Wüste sprach, das Gott den Vätern vom Himmel gegeben hatte: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,15)

Wir Menschen haben Hunger, wir brauchen Nahrung, wir Menschen haben Durst, wir brauchen Wasser. Die Seele des Menschen hat auch Hunger, nach Anerkennung, nach Bestätigung, nach Sinn, letztlich sehnt sich jede Seele nach Liebe.

Was sagt uns Jesus mit den Worten, wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern? Er sagt uns, dass der Mensch, jeder Mensch eigentlich einen Hunger, eine Sehnsucht nach Gott hat. Der Pfarrer von Ars sagte einmal: „Der Mensch ist so groß, dass kein irdisches Gut ihm genügen kann, sondern nur Gott“. Gott hat dem Menschen eine Sehnsucht ins Herz eingesenkt, die nur er selbst erfüllen kann. Der Mensch ist auf Gott hin ausgelegt und er ist eben gottfähig.

Jeder Mensch hat also diese Sehnsucht im Herzen. Was ist aber, wenn der Mensch diese Sehnsucht wo anders stillen möchte? Dann wird er enttäuscht. Oft kommt es vor, dass ein Mensch von einem anderen, zum Beispiel vom Ehepartner die Erfüllung aller Sehnsüchte erwartet. Dann wird er mit Sicherheit enttäuscht, weil er den Partner überfordert, zum Götzen macht, er wird enttäuscht, weil kein Mensch das erfüllen kann, wonach sich das Menschenherz im Tiefsten seines Wesens sehnt. Wenn der Mensch seine Erfüllung in irdischen Dingen sucht, wenn er sie dort sucht, wo sie nicht sein kann, dann neigt er oft dazu, immer mehr davon haben zu wollen. Das Suchen am falschen Platz kann sogar zur Sucht werden, zur Spielsucht, zur Geldsucht, zur Sexsucht, zur Vergnügungssucht, zu Rausch und Drogen. Hinter allen Süchten steht aber letztlich die Ursehnsucht des Menschen nach Liebe, nach Gott, der die Liebe ist.

Der Pfarrer von Ars sagte einmal: „Das Herz wendet sich stets dem zu, was es am meisten liebt: der Stolze den Ehren, der Geizige den Reichtümern, der Rachsüchtige der Vergeltung, der Unkeusche seinen sündhaften Freuden. Aber woran denkt der gute Christ? Wohin wendet sich sein Herz? Zum Himmel! Dort ist Gott, sein Schatz.“

Manchmal nimmt uns Gott etwas Liebes weg, vielleicht sogar einen Menschen. Wir sind untröstlich, das Leben scheint keinen Sinn mehr zu haben. Vielleicht könnte es sein, dass Gott uns etwas nimmt, damit wir uns nach dem Größeren ausstrecken, damit er uns mehr geben kann. Gott hat uns für mehr als für etwas Weltliches geschaffen, weil wir eben seine Ebenbilder sind. Es ist entscheidend, dass wir Menschen diesen tieferen Durst in uns wecken. In der Johannesoffenbarung heißt es: „Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt (Off 21,6, siehe auch Jes 55,1).

Wenn wir Menschen in diesem Leben bei Gott die Erfüllung suchen, dann können wir menschliche Freuden tiefer genießen, ohne jedoch deren Sklave zu sein. Wir können menschlichen Freuden wie einen Vorgeschmack auf die noch größeren Freuden im Himmel sehen.  Ein Ehepaar kann die eheliche Liebe als Sakrament, als Abbild der Liebe Gottes zu den Menschen leben, als eine Art Vorausbild für die Vereinigung mit Gott im Himmel. Ein zölibatär Lebender kann auf die Ehe verzichten, weil er sich schon in dieser Welt ganz auf IHN ausrichtet und etwas lebt, das erst im Himmel ganz Wirklichkeit wird.

Es gibt noch einen anderen Durst. Jesus sagt am Kreuz: Mich dürstet. Den Herrn dürstet es nach den Seelen der Menschen. Er möchte alle an sich ziehen und tut es auch, am Kreuz erhöht. Er will, dass wir zu ihm gehen, zur Quelle. Je näher wir ihm sind, desto mehr können wir mithelfen, den Durst anderer Menschen nach Liebe stillen!