Wort des Tages – Medien

Wort des Tages – Medien

Die erste Macht im Staate

Liebe Leser der Pfarrhomepage!

 Als ich mich gestern mich mit Menschen beschäftigte, die Unrecht erleiden, da wurde ich durch einige Gespräche so richtig erschüttert. Ich hatte mir vorgenommen, denen, die das verursachen, einmal richtig die Meinung zu sagen, ihnen sozusagen die Leviten zu lesen.

Heute dachte ich mir: Als Pfarrer sollst du aber eigentlich immer lieb und nett sein, was natürlich auch nicht stimmt. Dann überlegte ich, dass es zwar vielleicht wichtig war, gestern das Unrecht auszusprechen, aber es sicher besser wäre, positiv zu motivieren, statt jemandem einen Spiegel vorzuhalten! Also versuche ich es einmal!

Vor kurzem habe ich einem Politiker am Telefon meine Sorge ausgedrückt, dass durch diverse Maßnahmen im Zusammenhang mit Corona das Wirtschaftsleben so getroffen wird, dass dadurch als Folge viel größere Probleme entstehen, als man durch diverse Maßnahmen verhindern will. Er gab mir grundsätzlich recht, sagte aber über einen noch höheren Politiker: Dieser ist massiv unter Druck durch die Medien, sodass es sehr, sehr schwierig ist. Aber – so sagte er –  schreib ihm einfach. Ich habe geschrieben, aber ohne befriedigende Antwort. Jüngst hatte ich ein Telefonat mit einem hohen kirchlichen Würdenträger. Es ging auch um das Thema Gottesdienstverbote. Da gewann ich den Eindruck, dass das Hauptmotiv seines Handelns die Angst vor den Medien sein dürfte und vor allem die Berichterstattung darüber, wenn etwas passiert. Dann rede ich zufällig mit jemanden, dem die Angst geradezu ins Gesicht geschrieben steht. Und warum? Er hat Medienberichte, die sehr einseitig waren, einfach für bare Münze genommen!

Mein Schluss daraus. Die Medien sind nicht die vierte, sondern die erste Macht im Staate. Sie haben große Macht und üben diese auf eine Weise aus, dass Unrecht begünstigt wird. Manches von dem Unrecht, das ich gestern erwähnt habe, ist sicher durch mediale Mitwirkung entstanden. Die Medien beeinflussen viele Entscheidungen und behindern oft gute Entscheidungen. Die Wurzel des Unrechts ist nicht selten, dass es eine Menschenfurcht gibt, wobei die Mächtigen die veröffentlichte Meinung mehr fürchten als die öffentliche Meinung. Politiker fürchten die Medien mehr als die Wähler, Bischöfe fürchten die Medien mehr als das Jüngste Gericht, viele Menschen lassen sich unkritisch von Medien beeinflussen. Gestern rief mich die Tochter eines berühmten Philosophen aus Wien an wegen eines Homepagebeitrages und wir hatten ein interessantes Gespräch, u. a. auch über die Medien. Sie sagte: Mein Vater, der als NS-kritischer Mensch diese Zeit mit viel Glück überstanden hat, hat oft gesagt: Wenn alle Medien in die gleiche Richtung schreiben, dann muss man gut Acht geben und sehr misstrauisch sein.

Deshalb mein Gedanke. Die Medien, die Journalisten haben vieles in der Hand. Sie haben viel Macht und sie könnten vieles zum Guten wenden. Was könnten sie also tun?

–          In der gegenwärtigen Situation könnten die Medien viel Gutes bewirken, wenn sie darlegen würden, wie wichtig es wäre, dass viele Menschen beten, dass die Gottesdienste wieder erlaubt würden. Denn das hätte viele Wirkungen und Nebenwirkungen. Den Gläubigen würde wieder die Quelle und der Höhepunkt ihres geistigen Lebens gegeben. Das hätte als positive Nebenwirkungen ein Abnehmen der Angst und eine Zunahme der Vernunft, eine höhere Frustrationstoleranz und mehr Gelassenheit, mehr Kraft für die Bewältigung von Alltagsproblemen und eine innere Ruhe etc.

  • Die Medien könnten eine vernünftige Diskussion (ohne moralisierende Keulen) ermöglichen, in der alle unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen zu Wort kommen, in der Argumente ausgetauscht werden und sachliche Kritik an bestimmten Entscheidungen angebracht werden kann. Damit würden auch vernünftige Entscheidungen gefördert.
  • Sie könnten helfen, Ängste und Misstrauen abzubauen, in dem sie eine sachliche Berichterstattung ohne panikschürende Bilder und aus dem Zusammenhang gerissene Zahlen betreiben.
  • Sie könnten sich bemühen, den Menschen, um die es im gestrigen Beitrag ging, eine Stimme zu geben.
  • Sie könnten durch kritische Fragen und mehr Objektivität eine Politik fördern, die das Gemeinwohl und die künftige Generation vor Augen hat

Es gibt die Behauptung, Politiker dächten nur in der Zeitspanne von einer Wahl zur nächsten, weshalb gerade die Medien eine große Verantwortung haben, ein langfristiges Denken zu forcieren und einzufordern, nach dem Grundsatz: Bei allem was tut tust, bedenke welch ein Ende es nehmen wird!

Das denkt sich euer Dekan

Ignaz Steinwender