Wort des Tages – Barmherzigkeit
Liebe Leser der Pfarrhomepage!
Heute möchte ich mit Euch nachdenken über den morgigen Sonntag. Dieser ist der zweite Sonntag von Ostern, früher wurde er der Weiße Sonntag genannt, Papst Johannes Paul II. hat diesem Sonntag die Bezeichnung “Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit” verliehen. Es war wohl ein besonderes Zeichen der göttlichen Vorsehung, dass Johannes Paul II., der in vielerlei Hinsicht der vielleicht aktivste Papst war, ein ganz tiefer Beter und vielleicht sogar Mystiker, und auch ein leidender Papst war, durch sein Leiden sozusagen in den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit hineingestorben ist. Johannes Paul II. ist noch am Samstag, kurz vor Anbrechen des Barmherzigkeitssonntages gestorben. So ist der heutige Tag in diesem Sinne auch sein Sterbetag. Am 18. April vor fünfzehn Jahren begann das Konklave, aus dem am 19. April Papst Benedikt als neuer Papst hervorging.
So können wir an diesem Tag auch dem barmherzigen Gott besonders danken für diese beiden Päpste, die bleibende Schätze hinterlassen haben, viele Schlüssel zur göttlichen Barmherzigkeit.
Morgen wird im Evangelium berichtet, wie der auferstandene Herr den Jüngern, die aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, erschien. Er sagt ihnen den Frieden zu, zeigte ihnen die Wundmale, er schenkt Ihnen durch Anhauchen den Heiligen Geist und gab ihnen die Vollmacht, Sünden zu vergeben.
Ein Katechet hat einmal in der Schule gefragt, ob es im Himmel etwas gäbe, das von der Erde stammt. Da sagte ein Kind spontan: Die Wundmale Christi. Die Jünger haben den Auferstandenen, der ihnen leiblich erschienen ist, an den Wundmalen erkannt. Diese sind Ausdruck Seiner Barmherzigkeit. Er hat alle Leiden auf sich genommen, um die Welt zu erlösen. Diese Barmherzigkeit wird vor allem Wirksam in der Taufe, in der Heiligen Messe und besonders auch in der Beichte und in der Krankensalbung.
Zum Jahr der Barmherzigkeit 2015/2016 erschienen im Glaubensboten folgende Gedanken:
Gottes Liebe ist die Quelle seiner unerschöpflichen Barmherzigkeit. Er hat Mitleid mit uns schwachen, für die Sünde anfälligen Menschen. Er hat uns aus Liebe seinen einzigen Sohn geschenkt, ihn am Kreuz hingegeben für unsere Sünden und uns damit erlöst. Wir sind freigekauft mit seinem Blut, für immer gerettet durch seinen Tod am Kreuz. Nach seiner Auferstehung hat Christus seinen Aposteln die Vollmacht gegeben, Sünden zu vergeben, so wie er Sünden vergeben hat, damit die Menschen schon im Hier und Jetzt der Erlösung teilhaftig werden. Es gibt die markante Aussage, dass die Christen, wenn sie wirklich glauben würden, was sie glauben, viel erlöster ausschauen müssten. Vielleicht schauen wir deshalb so unerlöst aus, weil wir das Heilmittel, die Heilige Beichte viel zu wenig in Anspruch nehmen. Heute gibt es vielfach die Einstellung, dass sich jeder das selbst mit Gott ausmachen könne, dass es ja keinen Beichtstuhl brauche. Doch wer macht denn wirklich täglich eine gründliche Gewissenserforschung, betet das Schuldbekenntnis und bittet Gott um Vergebung? Wohl die Wenigsten. Doch selbst wenn jemand das täte, könnte es nicht die sakramentale Beichte ersetzen. Schon im Buch der Sprichwörter lesen wir: „Wer seine Sünden verheimlicht, hat kein Glück, wer sie bekennt und meidet, findet Erbarmen.“ (Spr 28,13). Darin ist die Beichte schon vorweggenommen, die ein Sündenbekenntnis vor dem Priester, der in Person Christi die Beichte hört, und den Vorsatz der Abkehr von der Sünde miteinschließt. Gottes Barmherzigkeit kennt keine Grenze, doch sie setzt Reue und Umkehr voraus. Wird heute nicht oft Gottes Barmherzigkeit strapaziert, ohne sich von der Sünde lösen zu wollen. Im Buch Jesus Sirach werden wir gewarnt: „Verlass dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde, indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen.“ (Sir 5,6) Seien wir viel mehr wie der verlorene Sohn, der ehrlich und schonungslos auf sein Leben und sein Versagen blickt, der sich zur Umkehr zum Vater aufrafft und ihn um Vergebung bitten will. Und denken wir bei inneren Widerständen gegen das Bußsakrament daran, wie leicht, wie gern und wie freudig der barmherzige Vater seinem Sohn vergibt.
Deshalb sollten wir im Vertrauen auf Gottes große Barmherzigkeit die Worte, die der Herr zu Schwester Faustyna (Nachfolgend kursiv gedruckt sind Zitate aus dem Tagebuch der Schwester Maria Faustyna Kowalska, ISBN 3-907523-17-2) gesprochen hat, besonders betrachten und danach handeln:
Weshalb fürchtest du dich, mein Kind, vor dem Gott der Barmherzigkeit? Meine Heiligkeit hindert mich nicht, dir gegenüber barmherzig zu sein. Für dich habe ich den Thron meiner Barmherzigkeit auf Erden gegründet, dieser Thron ist der Tabernakel – und von ihm will ich hinabsteigen in dein Herz. Ich habe mich weder mit einem Gefolge noch mit Wächtern umgeben. Du hast jeder Zeit Zutritt zu mir. (Tagebuch Nr. 1485)
-Kommt so fot wie möglich zu ihm in die Pfarrkirche, nach Maria Rast oder zur Ewigen Anbetung und erfahrt dort Seine lieben Nähe und Barmherzigkeit.
Kind, fliehe nicht vor deinem Vater, beginne ein Gespräch ganz allein mit deinem Gott der Barmherzigkeit, der dir selbst seine Worte der Vergebung sagen und dich mit seinen Gnaden überschütten will. Ich habe dich in meine Hände eingeschrieben und du hast dich mit einer tiefen Wunde in mein Herz geprägt. (Tagebuch Nr. 1485)
-Pflegt das regelmäßige Gebet, das euch offen macht für den Empfang Seiner Gaben. Hier sei besonders auch auf den Barmherzigkeitsrosenkranz verwiesen.
Sag alles, Kind, ohne Vorbehalte, denn dir hört ein liebendes Herz zu, das Herz des besten Freundes. (Tagebuch Nr. 1486)
– Entdeckt das Sakrament der Buße wieder neu, um es vermehrt mit wachsender Tiefe zu empfangen. Die Vergebung der Sünden ist ein großes Geschenk. Dadurch erhalten wir einen inneren Frieden, eine wahre Osterfreude, wir sehen wieder klarer und werden gestärkt für den geistlichen Weg. Es ist das Geschenk des Auferstandenen, das Geschenk seiner Barmherzigkeit.
Wer kann meine Güte ermessen? Für dich bin ich vom Himmel auf die Erde herabgekommen, für dich habe ich mich an das Kreuz nageln lassen, für dich ließ ich mit der Lanze mein Heiligstes Herz öffnen und somit öffnete ich für dich die Quelle der Barmherzigkeit. Komme und schöpfe mit dem Gefäß des Vertrauens Gnaden aus dieser Quelle. Ein demütiges Herz weise ich niemals zurück. (Tagebuch Nr. 1485)
– Nehmt die Lehre der Kirche in Demut an und lasst euch durch die Erscheinung des Auferstandenen mit den Wundmalen vom Herrn auch den Glauben an die Auferstehung des Fleisches, an die leibliche Auferstehung schenken. Ein besonders Geschenk ist die Theologie des Leibes von Johannes Paul II., der vielen Menschen dadurch eine tiefere Sicht des Leiblichen vermittelt hat. Die Beschäftigung damit kann unserem Glauben eine größere Tiefe geben.
Schau in mein Herz voller Güte, bemühe dich um Stille und Demut. Sei anderen gegenüber barmherzig, wie ich es zu dir bin. Wenn du aber merkst, dass deine Kräfte nachlassen, komme zur Quelle der Barmherzigkeit und stärke deine Seele – so erliegst du nicht auf dem Weg. (Tagebuch Nr. 1486)
- Versuche selbst barmherzig zu sein, besonders durch die Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit.
Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit lauten:
- Hungrige speisen
- Obdachlose beherbergen
- Nackte bekleiden
- Kranke besuchen
- Gefangene besuchen
- Tote begraben
- Almosen geben
Die geistlichen Werke der Barmherzigkeit lauten:
- die Unwissenden lehren
- die Zweifelnden beraten
- die Trauernden trösten
- die Sünder zurechtweisen
- den Beleidigern gerne verzeihen
- die Lästigen geduldig ertragen
- für die Lebenden und Verstorbenen beten
Für den Barmherzigkeitssonntag möchte ich dir einige konkrete Empfehlungen geben:
– Die Heilige Beichte empfangen (in unserer Pfarre ist in Maria Rast am Barmherzigkeitssonntag von 14.-16.00 Uhr Beichtgelegenheit)
– Die Heilige Messe mitfeiern, wenn dies nicht möglich ist, dies besonders Gott als Opfer schenken.
– In unserer Pfarre wäre morgen die Barmherzigkeitsprozession nach Maria Rast. Wenn es euch möglich ist, besucht einzeln die Wallfahrtskirche im Laufe des Tages und verweilt dort betend.
– Nimm dir ein leibliches oder geistliches Werkt der Barmherzigkeit konkret vor.
Dass uns der Herr eintauche in sein Meer der Barmherzigkeit, das wünsche ich uns allen, euer
Ignaz Steinwender