Wort des Tages – Wachstum
Liebe Leser der Pfarrhomepage!
Liebe angemeldete Teilnehmer der Russlandreise!
Liebe Angehörige von jüngst Verstorbenen!
Gestern war der 93. Geburtstag von Papst emeritus Benedikt. Benedikt hat damals beim Konklave kurz vor seiner Wahl zum Papst von der Diktatur des Relativismus‘ gesprochen. Diese Aussage hat in der Folge viele Schlagzeilen gemacht. In seiner Predigt sprach der damalige Kardinal, bezugnehmend auf eine Lesung im Epheserbrief zunächst vom Heranreifen des Glaubens, er meinte die „Reife Christi“ bzw. das „Maß der Fülle Christi“, das Gläubige anstreben sollten, um wirklich Erwachsene im Glauben zu werden. Wir sollten nicht Kinder im Zustand der Unmündigkeit sein, die, wie Paulus im Epheserbrief schreibt, „ein Spiel der Wellen“ sind und hin- und hergetrieben werden „von dem Widerstreit der Meinungen …“ Klingt das nicht sehr aktuell? Der spätere Papst betonte dann, dass ein klarer Glaube oft als Fundamentalismus abgestempelt werde, während der Relativismus, das sich „vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin- und –hertreiben-lassen“ als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung“ erscheine. Er sagte, dass eine Diktatur des Relativismus entstehe, die nichts als endgültig anerkenne und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten lasse.
Die Diktatur des Relativismus
Gestern hat mir jemand einen Satz gesagt, wo ich mir dachte, das erscheint mir auch wie eine Art Relativismusdogma zu sein. Er sagte: Gesundheit geht vor Religionsfreiheit! Klingt toll, aber was heißt das? Als Christ glaube ich an das ewige Leben, an die Auferstehung von den Toten. Das ewige Leben erreiche ich, wenn ich mit Gott versöhnt bin. Von daher ist der Glaube und damit auch die Religionsfreiheit ein höheres Gut als irgendwelche vergänglichen Güter. Der Tiroler Freiheitskämpfer Peter Mayr, der Wirt an der Mar, hätte z. B. der Hinrichtung entkommen können, wenn er bereit gewesen wäre zu einer Lüge. Er wollte lieber sterben, als sein Leben mit einer Lüge zu erkaufen. Für ihn war die Religionsfreiheit, nämlich das Heil der Seele wichtiger als die Gesundheit bzw. sogar sein Leben. Oder denken wir überhaupt an den Tiroler Freiheitskampf. Ein Hauptmotiv, warum Andreas Hofer und die Tiroler gegen die Bayern und die Franzosen einen Aufstand machten, war das Verbot religiöser Tätigkeiten wie Prozessionen und Andachten etc. Dafür opferten viele Tiroler sogar ihr Leben, sie starben für die Erkämpfung der Religionsfreiheit. Ein anderes Beispiel: Wenn ein Christ im Sterben liegt, dann denkt er nicht mehr an die Gesundheit, die ein vergängliches Gut ist, sondern daran, dass er vor den Herrn hintreten wird. Daher ist für ihn das Wichtigste, dass er zum Sterben bereit ist, dass ein Priester kommt, ihm die Beichte abnimmt, mit ihm betet und ihn durch die Krankensalbung dafür vorbereitet. Würde man einem Priester gemäß dem oben zitierten Spruch den Zugang zum Sterbenden verweigern, dann hätten wir ein Beispiel, wo ein relatives Gut ein höherstehendes diktiert. Es geht in Richtung Relativismusdogma.
Heiligmäßig sterben
Gegenwärtig ist sind für mich als Pfarrer Todesfälle noch schmerzlicher, man kann nicht einmal den Angehörigen in Ruhe begegnen, das Begräbnis ist nur im Kleinen und ohne Messe möglich. In dieser Situation möchte ich auch von hier aus den vielen Angehörigen der zuletzt Verstorbenen mein besonderes Beileid und das Gebet versichern. Es ist es jedoch sehr wichtig, dass die Gläubigen in dieser Situation zu Hause für die Verstorbenen beten. In den letzten Tagen sind in unserer Pfarre Johann Egger (Postwirt), Franz Schneeberger, Mag. Josefa Anfang und Anna Pfister verstorben. Sie sind besonders in unseren Gebeten gegenwärtig.
Ein Todesfall aus früherer Zeit verdient auch erwähnt zu werden. In der weißrussischen Stadt Polozk ist 1817 ein gebürtiger Zeller verstorben. Gestern wären wir von der Pfarre aus mit 33 Teilnehmern in Weißrussland gewesen. Dort hätten wir von Minsk aus einen Ausflug nach Polozk gemacht. In Polozk gibt es einen inzwischen aufgelassenen Friedhof, den Franz-Xaver-Friedhof, wo sich früher eine Kirche befand. Dort sind französische Soldaten, deutsche Soldaten und auch einheimische Leute begraben. Die Kirche wurde während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen gesprengt. Auf diesem Friedhof, den wir auf dem Reiseprogramm hatten, ist Johannes Hochbichler. Hochbichler war ein Sohn vom Bräuwirt in Zell, wo er 1740 geboren wurde. Er studierte Theologie und andere Fächer, wurde Jesuit und wirkte als Theologe in Augsburg. Er war auch ein Apologet, er verteidigte die Lehre der Kirche gegen aufklärerische Tendenzen, man könnte auch irgendwie sagen, gegen den Relativismus. Als der Jesuitenorden 1773 verboten wurde, gelang es ihm erst nach vielen Jahren, nach Rußland zu gehen, wo der Orden weiter bestehen durfte. Dort wirkte Hochbichler in Petersburg und dann in der weißrussischen Stadt Polozk. Hochbichler hat sich in den letzten Lebensjahren besonders auf das Sterben vorbereitet. Eine Episode bei seinem Sterben ist sicher erwähnenswert. Er ließ seinen Oberen fragen, ob er aus dem Leben scheiden dürfe, als echter Jesuit wollte auch im Sterben gehorsam sein. Er ist dann, nach dem Urteil seiner Mitbrüder, im Rufe der Heiligkeit gestorben.
In Minsk hätten wir in diesen Tagen natürlich die katholische Kathedrale, viele Sehenswürdigkeiten und auch das orthodoxe Elisabethkloster besucht. Schwestern von diesem Kloster waren schon zweimal bei uns in der Pfarre und haben einen Markt für Weihnachtsgeschenke abgehalten. Wir sind mit ihnen seither besonders auch im Gebet verbunden. Die Schwestern dort nehmen auch gerne Gebetsanliegen an. Man kann sich an sie einfach per Mail wenden: hl.elisabeth.kloster@gmail.com. Die Schwester beten auch ganz besonders in den Anliegen der Coronakrise. Einen Gebetsvorschlag von ihnen findet ihr am Ende dieses Beitrags. Bitte betet auch für die Schwestern!
Weißrussland war vor einiger Zeit in den Schlagzeilen. Der dortige Präsident Lukaschenko hat in Bezug auf Corona eine andere Strategie. Er hat auf die Krise anderes reagiert und den Menschen weniger außergewöhnliche Freiheitsbeschränkungen auferlegt. In Weißrussland bleibt das Wirtschaftsleben großteils intakt, die Geschäfte sind offen, Kinder dürfen die Schule besuchen und die religiösen Freiheiten sind viel größer wie gegenwärtig bei uns. Bis vor kurzem gab es in Weißrußland offiziell 42 Coronatote. Im März berichtete eine Zeitung, dass Metropolit Pawel eine „Luftprozession“ mit einer Ikone der Muttergottes unternommen und die Hauptstadt Minsk vom Helikopter aus mit Weihwasser besprengt habe, damit das Volk vor der Epidemie geschützt werde. Es gab auch ein interreligiöse Zusammenkunft in Minsk, bei der katholische und orthodoxe Bischöfe, sowie jüdische, protestantische und muslimische Geistliche in diesem Anliegen beteten.
In der letzten Zeit hat man kaum Nachrichten aus Weißrussland gehört. Es wäre natürlich interessant, mehr zu wissen. Ein Rezept, dass der weißrussische Präsident angeblich erwähnt hat, ist mir gar nicht so unsympathisch: Wodka und Sauna. Auch mir haben schon einige Einheimische den ähnlichen Tipp gegeben, dass man ein gutes Zillertaler Gesundheisschnapserl in Zeiten wie diesen nicht verachten solle. Das könnte sogar helfen, den Mindestabstand und eine gewisse Gelassenheit (geistiger Abstand) leichter einzuhalten.
Reif werden im Glauben
Die Coronakrise bringt vieles ans Tageslicht: Gutes, Schlechtes, Chancen, Veränderungen, viel Verwirrung. Und gerade deshalb ist es ist eine Gelegenheit, zu wachsen, vor allem im Glauben. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, doch es kann nicht oft genug gesagt werden: es ist eine Zeit der Gnade. In Krisenzeiten wird man fast genötigt, wieder mehr auf das Wesentliche zu schauen und zu fragen: Was trägt wirklich im Leben? Jeder von uns kann jeden Tag wachsen: in der Lebenserfahrung, im Glauben, in manchen Tugenden. Wachstum bedeutet, innere Haltungen zu entfalten, die Geduld zu üben, innere Stärke zu entwickeln, das Urteilvermögen zu schärfen, die Klugheit zu erwerben. Und letztlich geht es darum, IHM, Jesus, durch unser Denken, Beten und Tun näherzukommen. Wenn es sein sollte, dass uns in Zukunft manches genommen wird, dann sollen wir dies annehmen in der Vermutung, dass ER uns dafür Größeres gibt.
Im Versuch stets als Mensch und als Christ zu wachsen mit euch verbunden, Euer
Ignaz Steinwender
Gebet gegen die Ausbreitung der Pandemie
Lasst uns zum Herrn beten! Herr, erbarme dich.
O Herr, unser Gott, erhöre dieses Gebet Deiner sündigen, unwürdigen Diener von der Höhe Deiner heiligen Herrlichkeit aus. Unsere unzähligen Sünden und Missetaten verärgerten Deine Güte und wendeten Deine Barmherzigkeit von uns ab. Sei nicht böse auf Deine Diener, sondern wende Deinen Zorn ab, der gerechtfertigt auf uns gerichtet ist. Zähme die zerstörerische Bestrafung, nimm das schreckliche Schwert weg, das uns unsichtbar trifft. Verschone uns, deine sündigen und unwürdigen Diener, und verurteile unsere Seelen nicht zum Tode, denn wir kennen unsere eigenen Sünden. In Buße bitten wir Dich, unseren barmherzigen Gott, mit Tränen und gebrochenem Herzen, unsere Sünden zu vergeben.
O Herr, allmächtiger Gott, Heiler unserer Seelen und Leiber, der Du niederstreckst und auferweckst, der Du züchtigst und heilst; Jetzt strecke in Deiner großen Barmherzigkeit deine Hand aus, die voller Heilung und Gesundheit ist. Heile die Kranken, nimm den Geist der Schwäche weg und befreie uns von jeder Krankheit. Vergib uns alle Sünden, die freiwillig und die unfreiwillig begangenen, und rette unsere Seelen, denn du bist gut und menschenfreundlich. Amen.