Wort des Tages – Stille
Was ist die Botschaft des Karsamstags?
Die Botschaft lautet: Gott ist tot. Jesus ist im Grab. Davor ist ein mächtiger Stein. Es ist ganz still geworden. Er, Gott steigt hinab in die Unterwelt. Gott schweigt. Der Karsamstag ist der Tag des verborgenen Gottes. Am Karfreitag konnten wir noch auf den Verborgenen am Kreuz blicken. Jetzt ist absolute Stille.
Ist der Karsamstag nicht der Zustand unserer Welt? Wir haben Gott nicht mehr bemerkt, im Lärm, im Trubel, in der Geschäftigkeit. Wir haben Gott nicht mehr gehört. Wir haben ihn in ein Kästchen unseres engen Denkens eingezwängt, wir haben IHN privatisiert. Wir haben Gott getötet durch unseren zweideutigen Lebenswandel, weil wir taten, was wir wollten. Wir haben auch nicht auf ihn gehört, als er durch verschiedene Ereignisse zu uns gesprochen hat.
Haben wir Gott nicht auch aus Seiner Kirche entfernt, weil wir sie selber machten wollten, eine neue Kirche, eine andere Kirche, eine zukunftsfähige Kirche nach unserem Gutdünken, nicht mehr Seine Kirche? Nicht Gott hat sich verborgen, wir haben ihn nicht mehr gebraucht, wir haben ihn, wie Nietsche schon sagte, getötet!
Nun hat uns Gott plötzlich herausgerissen aus dem Lärm, aus dem Reißwolf, in dem wir waren, auch aus unserem Lebenswandel, und aus den innerkirchlichen Geschäftigkeiten. ER hat uns in den letzten Wochen eine Stille verordnet. Er hat durch die Stille zu uns gesprochen. Haben wir ihn jetzt gehört? Haben wir jetzt verstanden, was ER uns in der Stille und durch die Stille sagen will? Sind wir umgekehrt? Haben wir unseren Lebenswandel, unser Denken geändert?
Es ist Karsamstag, auch innerhalb der Kirche. Damals waren die Jünger versammelt und hatten die Türen verschlossen, aus Furcht vor den Juden. Dann kam der Auferstandene und trat in ihre Mitte. Die Nachfolger der Apostel (Bischofkonferenz) haben angeordnet, bei den Ostergottesdiensten, das heißt bei der Feier der Auferstehung (Feier mit dem Auferstandenen) die Kirchtüren zu verschließen, aus Furcht vor der Welt. Es ist wirklich Karsamstag geworden!
Papst Emeritus Benedikt, der 1927 am Karsamstag geboren wurde, hat 2016 zum Karsamstag folgendes gesagt: „Erst durch das Scheitern des Karfreitags, erst durch die Todesstille des Karsamstags hindurch konnten die Jünger zum Begreifen dessen geführt werden, wer Jesus wirklich war, was seine Botschaft in Wahrheit meinte. Gott musste sterben für sie, damit er wahrhaft leben konnte in ihnen. Ihr Bild, das sie von Gott geformt hatten, in das sie ihn einzuzwängen versuchten, musste zerstört werden, damit sie über den Trümmern des zerstörten Hauses den Himmel sehen konnten, ihn selbst, der immer der unendlich Größere bleibt.“
Papst Benedikt sagte weiters: „Wir brauchen die Gottesfinsternis, wir brauchen das Schweigen Gottes, um wieder den Abgrund seiner Größe zu erfahren, den Abgrund unserer Nichtigkeit, der sich auftun würde, wenn ER nicht wäre.“
Liebe Gläubige: Vielleicht war es noch nie so still in der ganzen Kirchen- und Menschheitsgeschichte wie jetzt. Es ist Karsamstag geworden. Und: Vielleicht hat Gott noch nie so sehr gesprochen – durch die Stille!