Wort des Tages – Gründonnerstag

Wort des Tages – Gründonnerstag

Liebe Gläubige! Liebe Leser der Homepage!

Mit dem heutigen Tage, dem Gründonnerstag, tritt die Kirche in die größte Feier des Jahres ein, in die Feier des Triduum Sacrum, der Heiligen Drei Tage. In diesen drei Tagen feiern wir das, was ansonsten in einer Messe als Inhalt gefeiert wird, den Tod des Herrn und seine Auferstehung, die Erlösung des Menschen, wodurch das neue Leben der Getauften möglich wurde und immer neu aufgebaut wird. So feiern wir heute sozusagen den Geburtstag der Heiligen Messe und auch den Geburtstag des Priestertums.

Der neue Bund in seinem Blut

Beim letzten Abendmahl hat Jesus einen neuen Bund begründet, den Bund in seinem Blute. Bevor Gott die Israeliten durch Mose aus Ägypten befreite, trug er ihnen auf, die Türpfosten mit dem Blut eines Lammes zu bestreichen und sagte zu Mose: „Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage.“ Und so geschah es auch. Dieses Blut des Lammes war ein Vorausbild für das Blut Christi, mit dem er uns erlöst hat.

Durch den neuen Bund in Seinem Blute (in der Eucharistie, der Messe) der mit der Taufe wirksam wird, sind wir unter dem Schutz Gottes. Das neue Leben soll immer wieder genährt und aufgebaut werden durch die Feier der Eucharistie, der Heiligen Messe. Jesus selbst will in der Eucharistie Nahrung für unsere Seele sein. Die Eucharistie ist so für jeden Menschen, der sie in wahrer Hingabe, in lebendigem Glauben und mit reinem Herzen feiert, ein wirksamer Schutz, sie ist ein Höhepunkt und eine Quelle für das Glaubensleben. Der Mensch wird dadurch immer mehr zu einem Spiegelbild von Gottes  Eigenschaften und Schönheit. Die Heilige Messe nährt unsere Seele, gibt dem Geist Stärke und hilft, geistliche Kräfte und Fähigkeiten zu entfalten. Die Heilige Messe, so schrieb unser Kooperator zu Ostern 2011, nimmt als göttliche Speise „nicht nur Einfluss auf Seele und Geist, sondern auch auf unsere physische Gesundheit, damit wir den körperlichen Krankheiten besser wiederstehen können.“

Die Chance, den neuen Bund zu erneuern

Ich bin zutiefst erschüttert über das Verbot an Gläubige, die Osterliturgie mitzufeiern und habe einen schriftlichen Versuch gemacht, doch noch eine Änderung zu bewirken. Jetzt möchte ich darauf aber nicht weiter eingehen. Natürlich werde ich selbst die heiligen Feiern begehen und inständig den Herrn bitten, dass dieser stellvertretende Dienst allen Gläubigen der Pfarre zugute kommt. Zugleich ist dieser auferlegte Verzicht ein Anstoß, wieder ganz neu und tiefer zu bedenken, dass uns der Herr hier wirklich seine Gegenwart schenkt, dass wir dieses Geschenk viel tiefer erkennen sollen, denn dann werden wir aus diese Quelle wieder neu schöpfen können.

Ist nicht in den letzten Jahren vielfach die Tendenz verbreitet worden, die Heilige Messe, das Kostbarste, das wir haben, einfach durch Wortgottesdienste zu ersetzen, war nicht die Tendenz da, den Priester einfach ersetzen zu wollen. Sind nicht oft Messfeiern zu bloß menschlichen Feiern oder zu bloßen Garnierungen menschlicher Dinge benützt worden?

Und: Ist nicht der unkritische, servile Gehorsam gegenüber dem Staat bei Einschränkungen von Messfeiern ein Zeichen dafür, dass der tiefere Wert, die Heilskraft und die Wirkung dieses Sakramentes nicht mehr in seiner Fülle erfasst oder erkannt wird?

Heute hat mir jemand gesagt: Wenn all das vorüber ist, dann wird es wieder gleich weitergehen, nein, es wird sogar noch schlimmer werden, die Gier und vieles andere wird wieder neu aufleben. Ich antwortete dann: Es wird sicher nicht gleich weitergehen. Vielleicht geschieht ein zweifaches, manche werden sich noch mehr in das rein weltliche Tun stürzen, andere werden sich ändern und den Glauben neu und tiefer entdecken. Bei niemandem wird es gleich weitergehen.

Ich denke, dass die gegenwärtige Situation unter dem Gesichtspunkt der Gnade gesehen werden kann. Wir sind irgendwie veranlasst, uns neu zu entscheiden. Wir können zurückfallen in die freiwillige Sklaverei um, wie es  Göthe Mephisto sagen läßt, „Staub zu fressen und mit Lust“ oder wir können die Freiheit der Kinder Gottes wieder neu entdecken.

Entzünde in uns das Feuer Deiner Liebe

Die Israeliten wurden von Ägyptern versklavt, Gott hat sie befreit. In Jesus, durch sein Erlösungswerk haben wir eine noch viel größere Freiheit erlangt, die aber auch verpflichtet. Wenn man sich ihr verweigert, fällt man in einen neue Sklaverei. Viele Leute haben mir in den letzten Tagen erzählt, wie plötzlich viele Zwänge weggefallen sind, wie sie gemerkt haben, wie sehr sie unter Druck waren, was sie alles mussten usw. und plötzlich geht es einfach so, eine neue Freiheit. Es gibt viele Formen der Sklaverei, viele Süchte, die Gier, die Hast, den Reißwolf vieler Beschäftigungen.

Jesus befreit uns aus alle dem zur Liebe, denn diese ist die höchste Freiheit. In der Fußwaschung, die heute im Evangelium berichtet wird, zeigt uns Jesus diesen Weg. Die Liebe, das Herabsteigen auf den letzten Platz und die ganze Hingabe an den Anderen macht den Menschen frei. Die äußerste Liebe Jesu wird in der Messe gefeiert, die Hingabe seines Lebens.

Am Gründonnerstag wird das Allerheiligste vom Tabernakel in den Kerker gegeben. Dies ist ein sichtbares Zeichen, dass nun das Leiden des Herrn beginnt und die Finsternis am Werk ist, jetzt läuten auch keine Glocken mehr bis zur Osternachtfeier. Die Liebe des Herrn wird in seinem Leiden sichtbar. Die Gläubigen sind jetzt gerufen, sich in das Leiden des Herrn zu vertiefen, das Mitleid mit Leidenden zu erwecken und eigene Leiden anzunehmen und mit seinem Leiden zu verbinden, das ist der Weg, in der Liebe zu wachsen und in eine tiefe Osterfreude einzutauchen.

Wenn ihr heuer nicht die Gründonnerstagfeier in der Pfarrkirche begehen könnt, so könnt ihr euch doch in sein Leiden vertiefen (z. B. durch das Lesen der Leidensgeschichte, durch einen schmerzhaften Rosenkranz oder einen Kreuzweg). Vielleicht wird diese Erfahrung, der schmerzliche Verzicht und die bewusste Neubesinnung zu einem Neubeginn, zu einem großen Geschenk, zum Neuaufflammen der Liebe, die niemals aufhört. Herr, entzünde in uns das Feuer Deiner Liebe!

Mit euch in Liebe zum eucharistischen Herrn verbunden

Ignaz Steinwender