Wort des Tages – Sonntag

Wort des Tages – Sonntag

Gib deiner Seele einen Sonntag und dem Sonntag eine Seele

Liebe Gläubige!

Vorgestern habe ich den Erstkommunikanten geschrieben, gestern dachten wir über das Thema „Annehmen“ nach.

Heute, am Samstag können wir einmal auf den morgigen Tag, auf den Sonntag blicken. Irgendwie ist der Sonntag das Selbstverständlichste, das es gibt, andererseits scheint es schon fast selbstverständlich zu sein, dass der Sonntag in seiner Kernbedeutung nicht mehr erkannt oder gelebt wird. Vor einigen Monaten haben wir im Pfarrgemeinderat einen Ausschuss zum Thema Sonntagsheiligung gebildet. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir den Sonntag sozusagen wieder für uns bzw. für viele Menschen gewinnen könnten. Wir haben zunächst vereinbart, einen Pfarrbrief zu diesem Thema zu gestalten.

Beim Nachdenken sagte jemand sinngemäß: Eigentlich ist der Sonntag bzw. die Sonntagsmesse so kostbar, dass es eigentlich komisch ist, dafür zu werben. In der Urkirche gab es z. B. Ostarier, sogenannte Türsteher, die darauf achteten, dann ein Nichteingeweihter nicht hineinkommt. Auch der Pfarrer von Ars hat einmal gesagt: Eine heilige Messe ist mehr wert, als das Tun aller Menschen. Dann sagte jemand: Vielleicht müßte man die Sonntagsmesse einmal verbieten oder auf wenige beschränken, dann würden plötzlich manche auf diese Kostbarkeit aufmerksam.Niemand hätte jedoch gedacht, dass es zwei Monate später keine Sonntagsmessen mehr geben wird.

Ich hatte das große Glück, dass ich als Kind und Schüler noch eine richtige Sonntagskultur erleben konnte. Bei mir zu Hause, als ich noch ein Kind war, begann am Samstag Nachmittag, gegen 03. oder 04.00 Uhr der Feierabend. Alles wurde aufgeräumt, sauber gemacht, die übliche Arbeit ruhte schon, es war schon ganz anders als die anderen Tage. Am Samstag Abend haben wir dann gemeinsam den Rosenkranz gebetet.

Der Sonntag war für uns etwas ganz Besonders. Erstens gab es in der Früh beim Frühstück einen Kuchen statt dem Brot, das war schon etwas Außergewöhnliches. Dann zogen wir das Sonntagskleid an, das eben nur für den Sonntag da war. Dazu gehörten auch schöne Halbschuhe. Dann war natürlich selbstverständlich der Besuch der Heiligen Messe, zu der wir, bevor der Vater das erste Auto kaufte, die drei Kilometer zu Fuß gingen. Nach der Messe konnten wir uns zehn Stollwerk kaufen, die kosteten damals einen Schilling. Dann gingen wir wieder nach Hause. Zu Mittag gab es am Sonntag immer ein besonderes Essen, ein sogenanntes „Bratl“ oder ein Schnitzel. Dies gab es nur am Sonntag. So war der Sonntag besonders herausgehoben. Als Kinder haben wir es besonders genossen, dass wir am Sonntag nicht arbeiten dürfen. Da durften wir uns auch mit den Nachbarkindern treffen, was an Werktagen nicht üblich war.

So haben wir als Kinder  – manchmal bewußt, manchmal unbewußt – verstanden, dass die Arbeit zwar wichtig ist, aber dass es noch Wichtigeres gibt. Wir haben verstanden, dass das Lernen in der Schule wichtig ist, aber dass es etwas Wichtigeres auch noch gibt. Wir haben jeden Sonntag als Höhepunkt erlebt, dadurch war der Alltag weniger grau, sondern auch mit aufgehoben. Was mir besonders imponiert hat, als viele Nachbarn anfingen, am Sonntag nachmittag auch Heu zu arbeiten, da haben wir nicht mitgetan, kein einziges Mal. Später haben die Nachbarn dann aufgehört, zur Messe zu gehen, dann haben sie Sonntags auch gemäht und so ging der Sonntag Stück für Stück immer mehr verloren.

Neujahrswunsch – Das katholische Sonntagsglück

Papst Benedikt hat in einer Botschaft zum Jahr 2020 gesagt, dass wir statt der Sonntagspflicht besser vom Sonntagsglück reden sollten. Dazu habe ich am Neujahrstag in der Predigt gesagt:

„Wir dürfen sozusagen Kirchenspringer sein. Wir dürfen jeden Sonntag eilig und mit Freude nach Betlehem gehen. Wir dürfen in der Anbetung bei IHM verweilen. Wir dürfen jeden Sonntag die Frohbotschaft wieder neu hören. Wir dürfen jeden Sonntag in den besonderen Lobpreis der Engel und Heiligen einstimmen. Wir dürfen von jeder Messe nach Hause zurückkehren, damit unser alltägliches Leben immer mehr ein Lobpreis werde.“

Momentan dürfen wir nicht in die Messe gehen. Dies ist ein Grund, über den Sonntag, über das Geschenk der Heiligen Messe nachzudenken. Und es ist ein Anlass – abgesehen von der Messe – die Sonntagskultur neu zu entdecken. Für manche Menschen, die momentan ihren Beruf nicht ausüben können, kann leicht der gewohnte Rhythmus von Werktag und Sonntag verschwimmen und wir müssen in diesen Tagen – auch wenn das Wichtigste, die Heilige Messe fehlt – uns besonders bemühen, den Sonntag zu pflegen. Peter Rossegger hat einmal gesagt: „Gebt der Seele einen Sonntag und dem Sonntag eine Seele“ Deshalb lade ich euch ein: Pflegt die Sonntagskultur. Hier einige Vorschläge:

  • Der Sonntag ist und bleibt der Tag des Herrn, deshalb ist es wichtig, die vielfältigen Angebote zu nützen und über die Medien eine Heilige Messe mitzufeiern. Darüber hinaus könnte der Tag für eine gemeinsame Gebetszeit in der Familie genutzt werden.
  • Die Kleidung soll uns festlich stimmen. Sich schön anzuziehen hilft, aber nicht weil Gott es braucht, sondern weil wir es brauchen, um zu merken, dass ein besonderer Tag ist.
  • Ein Sonntagsessen zubereiten, etwas besonders Gutes, über das man sich freut und Gott beim Tischgebet dafür danken
  • Den Esstisch schön decken, vielleicht mit Blumen schmücken, eine Tischdecke oder Servietten verwenden, besonders Kinder merken daran ohne viele Worte, dass ein Festtag ist – jeder Sonntag ist ja ein kleines Ostern
  • Eine Heiligenstatue oder ein Heiligenbild mit frischen Frühlingsblumen schmücken und bei dem Heiligen verweilen
  • Zeit füreinander nehmen, Muße haben zum Lesen oder Vorlesen, mit den Kindern spielen oder einer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und Ausruhen, auch dafür hat Gott uns den Sonntag geschenkt

Dies sind nur einige Hinweise und Anregungen für den Sonntag.

Am Neujahrstag habe ich am Schluss der Predigt gesagt: “Viele Menschen schauen angstvoll in die Zukunft. Rein menschlich gesehen sind manche Befürchtungen sehr realistisch. Andererseits hat Papst emeritus Benedikt jüngst gesagt: Das Wesentliche ändert sich nicht: „Christus vincit, christus regnat, christus imperat.“  D. h. Christus ist der Sieger, der König, der Herr in Ewigkeit. Christus ist der Herr der Geschichte. Er hat bereits gesiegt. Für uns ist entscheidend, dass wir bei IHM und mit IHM sind.

Maria hilft uns, in freudiger Eile auf ihn zuzugehen, bei ihm schon jetzt zu verweilen und sie hilft uns, diese beglückende Erkenntnis, IHN selbst in uns zu bewahren, unser Inneres von den Glaubensgeheimnissen erfüllen zu lassen. Maria hilft uns, in der Messe mit ihr in Betlehem zu sein, das katholische Sonntagsglück zu erfahren.”

So wünsche ich euch von ganzem Herzen einen gesegneten Sonntag und ich werde euch alle morgen – so wie alle Tage – in die Heilige Messe einschließen!

Mit euch verbunden, euer Dekan

Ignaz Steinwender

PS: Eine Ankündigung für morgen: Morgen möchte ich einen Brief „an die Alten“ schreiben!