Wort des Tages – Freude

Wort des Tages – Freude

Liebe Gläubige! Liebe Leser!

Gestern haben wir über die Umkehr nachgedacht, die uns hilft gut und vernünftig zu handeln und wirksam zu beten.

Heute feiern wir den 4. Sonntag der Fastenzeit, der auch Laetare heißt. Dieses lateinische Wort heißt “freuet euch”, gemeint ist hier die Vorfreude auf Ostern, und noch weiter gedacht, die Vorfreude des Christen auf die Auferstehung, auf den Himmel. In einer Frauenrunde und mit Firmeltern haben wir uns kürzlich mit diesem Thema beschäftigt, die Freude, eine Frucht des Heiligen Geistes. Ich habe heute schon einige Freuden erlebt. Als ich um 05.00 Uhr zur Anbetung ging, haben die Vögel gezwitschert, ich habe mich über die Anbeter vor und nach mir gefreut. Man braucht gar nicht viel zu sagen, wenn man spürt, da betet auch jemand und ist vor dem Herrn, dann ist es schon eine große Freude. Dann habe ich ein Mail bekommen, dass eine weitere Sitzung bzw. Zusammenkunft abgesagt wird. Da habe ich mich gefreut darüber, dass die Zeit der sitzenden und diskutierenden Kirche zu Ende zu gehen scheint und eine neue, betende, dienende und glaubende Kirche daraus hervorgeht.

Wenn jemand gerade Angst hat vor dem Virus, vor einem möglichen oder schon geschehenen wirtschaftlichen Schaden oder eben mit einer besonderen Situation zu Hause zu ringen hat, dann wird ihm das Thema Freude vielleicht fast wie eine Provokation vorkommen. Andererseits gibt es einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, sich wirklich zu freuen und der Fähigkeit, Leiden zu tragen.

Ich schreibe diese Zeilen mit dem Wissen darum, wie es vielen von Euch jetzt geht,  im Gebet mit Euch verbunden und auch mit dem Gedanken, dass wir gerade durch diese Situation zu etwas ganz Neuem vorstoßen können.

Es gibt sündhafte Freuden wie z. B. die Schadenfreude, die jetzt auch manche haben, es gibt weltliche Freuden, die an sich gut sind, wenn man sie in Freiheit genießen kann, in der Ordnung Gottes und ohne daran gebunden zu sein, und es gibt geistige Freuden wie die Freude an schöner Musik, am Anblick eines Sonnenaufganges usw. Und dann gibt es eine geistliche Freude, die alles übertrifft, die Freude an Gott, am Glauben, die Freude über das Christsein. Der Apostel Paulus sagte einmal: “Die Freude am Herrn ist unsere Stärke”. Das wünsche ich jetzt gerade mir selber und Euch allen. Jesus hat einmal den Jüngern gesagt: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in Euch ist und damit Eure Freude vollkommen ist.“ Nun stellt sich die Frage. Wie kann ein Mensch zu dieser tieferen, erfüllenden Freude vordringen? Jedenfalls ist diese Freude nicht machbar, sie ist ein Geschenk, eine Frucht des Heiligen Geistes, eine Frucht des Bemühens um eine lebendige Gottesbeziehung. Im heutigen Evangelium wird uns ein Weg dazu aufgezeigt.

Jesus hat einen Blinden geheilt, er hat ihm die Augen geöffnet. Die Pharisäer wollten es nicht wahrhaben. Sie waren sehr gescheit, sie haben sogar viel Gutes getan, aber sie sind letztlich verhärtet, also blind geblieben. Der Blinde hingegen wurde geheilt und ist auch geistlich sehend geworden. Er kam zum Glauben an Jesus.

Jesus öffnet uns die Augen, nicht nur leiblich, sondern vor allem geistig und noch mehr geistlich. Viele Menschen haben in den letzten Tagen die Erfahrung gemacht: Ich bin blind gewesen. Vieles, das ich hatte, war so selbstverständlich, dass ich nicht auf die Idee kam, dafür zu danken oder dankbar zu sein, vielleicht für meinen Mann oder meine Frau, für meine Kinder, für die Eltern, für viele Segnungen des Wohlstandes, für die religiösen Möglichkeiten (Messe, Rosenkranz, Andachten), oder dafür, dass wir eine Heilige Schrift zu Hause haben dürfen, um jeden Tag aus dieser Schatztruhe Altes und Neues hervorzuholen. Mir sind auch viele Dinge bewusst geworden, die ich selbstverständlich hingenommen habe. Jetzt denke ich mir: Der Herr hat mir jetzt die Augen geöffnet. Danke! Gestern habe ich mir Gedanken gemacht, wie es weitergehen wird. Mir kam eine Sorge in den Sinn. Viele Betriebe sperren jetzt zu, weil sie Angst haben, der Virus könnte sich dadurch  verbreiten. Wenn das die meisten Betriebe tun, dann gibt es einen großen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Dieser Crash kann zu einer Geldentwertung, zu Engpässen bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern, zu sozialen Unruhen und noch größeren Übeln führen. Da könnte es dann sein, dass in dem gut gemeintem Bemühen, eine Gefahr abzuwehren, noch größere Übel heraufbeschworen werden. Ich möchte alle Firmen ermutigen, wenn es irgendwie geht, im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben weiterzuarbeiten bzw. die Arbeit wieder aufzunehmen. Es könnte sein, es ist ja schon so, dass nicht das Virus, sondern die Reaktion darauf gravierende Folgen hat. Deshalb habe ich dem Landeshauptmann ein höfliches Mail geschrieben und ihm diese Sorge mitgeteilt. Dann habe ich das Ganze gleich abgehakt.

Natürlich denke ich, so wie wohl viele von Euch,  weiter darüber nach, was kommen wird. Aber noch wichtiger ist und wirklich entscheidend ist für mich die Frage: Wie reagiere ich und wie reagieren wir auf das, was kommen wird. Denn: Es geschieht nichts ohne den Willen Gottes, außer der Sünde. Wenn wir zum Herrn umkehren, wenn wir uns ihm zuwenden, dann werden wir nicht mehr fixiert darauf sein, was kommt, sondern einfach das, was kommt, annehmen und in dieser Situation versuchen, das zu tun, was Sein Wille ist. Wenn etwas Schweres kommt, dann ist es wie mit einem Arzt. Wenn der Arzt eine Krankheit entdeckt, dann muss er operieren. Im Vertrauen auf den Arzt nimmt ein Patient die Operation an, weil er das Vertrauen hat, dass er Arzt ihn dadurch heilt.  So ist es mit Jesus. ER ist der Heiland, er heilt und er heiligt.  Wir dürfen ein tiefes kindliches Vertrauen haben, dass wir in seiner Hand sind. Und eines möchte ich Euch aus eigener Erfahrung, aus der Erfahrung sehr vieler Menschen und aus innerer Gewissheit sagen, wenn ihr Euch mit dem Herr verbindet und ehrlich danach  strebt, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun, mit all den Fehlern und Schwierigkeiten, die ihr auch habt, dann wird Er euch nichts auferlegen, dass ihr nicht tragen könnt. Ihr werdet in jeder Situation von IHM genau die Kraft bekommen, die ihr benötigt.

Der Herr Jesus Christus hat den Blinden sehend gemacht. ER wirkt weiter. Er macht uns jetzt die Augen auf, vielleicht für folgende Dinge:

ER öffnet uns die Augen

  • für Sinn, Wert und die Praxis des Gebetes
  •   für die Schönheiten der Natur
  • für den Sinn der Fastenzeit
  • für die Mutter Kirche
  • für den Sinn der Gebote
  • für die sonntägliche Gemeinschaft in der Familie
  • für die Bedeutung der Arbeit für den einzelnen und die Gesellschaft und den Wert der Schulbildung
  • für den Wert der Sonntagsmesse, den wir durch das schmerzliche Versammlungsverbot wieder neu entdecken
  • für das wirklich Notwendige
  • für die geistige Welt

Ein abschließender Gedanke. Der Herr öffnet uns die Augen für den Sinn der Fastenzeit. Vielleicht gelingt es uns heuer besser, wirklich umzukehren, wirklich umzudenken, wirklich zu verzichten oder Verzichte im Geist der Buße anzunehmen. Vielleicht gelingt es uns heuer wirklich, uns in das Leiden des Herrn zu vertiefen und unsere Leiden mit seinen Leiden zu verbinden. Denn: Genau das ist Weg zu einer wirklichen Osterfreude.

Die Freude am Herrn ist unsere Stärke, gerade jetzt.

Mit allen Sorgen, Ängsten, und in der Freude des Herrn mit Euch verbunden

Euer

Ignaz  Steinwender