Elternhaus des seligen Engelbert nach Zell transferiert
Engelbert-Kolland-Gedenkstätte nimmt Gestalt an
Am 10. Juli 2019, am Gedenktag des 1827 in Ramsau geborenen seligen Tiroler Franziskanerpaters Engelbert Kolland, traf in Zell am Ziller das ehemalige Wohnhaus der nach Rachau in die Steiermark ausgewanderten Eltern des Seligen ein. Michael Kolland, der bei seinem Eintritt in den Franziskaneroden den Namen Engelbert wählte, wurde am 21. September 1827 im „Lochhäusl“ in Ramsau geboren und tags darauf in der Pfarrkirche Zell am Ziller getauft. Der Vater Kajetan, welcher anfangs einer der führenden Zillertaler Inklinanten war, wanderte 1837 aus und ließ sich mit einem Teil seiner Familie nach Rachau (Nähe Knittelfeld) in der Steiermark nieder, trat jedoch 1838 wieder in die Kirche ein. Drei der sechs Kinder von Maria und Kajetan wurden von Maria Bruggerin (Garber Moidl) in ihrem Heim in Ramsau aufgenommen und von dieser gut versorgt. Auch Michael, der spätere Selige Engelbert und sein Bruder Florian, blieben in Ramsau und konnten 1838 mit Unterstützung von Erzbischof Schwarzenberg in Salzburg studieren.
Der spätere Selige hatte große Lernschwierigkeiten, damit verbundene Studienunterbrechungen und wurde aus disziplinären Gründen aus dem Seminar entlassen. Seine letzte Studienunterbrechung machte er wegen schlechten Lernerfolges im Frühjahr 1845, indem er zu seinen Eltern nach Rachau zog und sich dort bis zum Herbst als Holzarbeiter betätigte. Hier rang er sich dazu durch, nochmals in das Studium einzusteigen. In der Folge schloss er im Jahre 1947 das Gymnasialstudium erfolgreich ab und trat in Salzburg bei den Franziskaner ein.
Am 13. Juli 1951 wurde Engelbert Kolland im Dom zu Trient von Bischof Nepomuk Tschiderer, den Johannes Paul II. später selig sprach, zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren stellte sich heraus, dass dem jungen Ordenspriester ein außerordentliches Sprachentalent zu eigen war. Insgesamt konnte er sich in neun Sprachen verständigen. 1855 erhielt Engelbert den Auftrag als „Apostolischer Missionar“ in das Heilige Land zu ziehen. Mach einigen Monaten Dienst in der Grabeskirche wurde er nach Damaskus versetzt, wo er im Christenviertel gemeinsam mit spanischen Franziskanern de Paulusklosters in der Seelsorge wirkte. Er konnte schnell die Herzen der Gläubigen erobern und wurde von ihnen „Vater Engel“ genannt. Politische Entwicklungen im osmanischen Reich, der zunehmende Einfluss des Westens im Orient führten zu einem zunehmenden Hass gegen Christen durch Muslime und Drusen, besonders gegen die eifrig wirkenden Seelsorger. In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1860 stürmten im Rahmen allgemeiner Ausschreitung gegen Christen Drusen, von einem Verräter auf den verborgenen Hintereingang aufmerksam gemacht, das Kloster St. Paul und töteten Patres und Brüder. Pater Engelbert floh als Einziger über das Klosterdach in ein Nachbarhaus. In den Morgenstunden wurde er erkannt und, nachdem er sich dreimal weigerte, Christus abzuschwören, mit einem Beil erschlagen.
Am 10. Oktober 1926 wurde Engelbert von Papst Pius XI. gemeinsam mit den übrigen Märtyrern von Damaskus seliggesprochen. In der Pfarre Zell am Ziller wird der Selige besonders gefeiert durch eine Prozession um den 10. Juli im Geburtsort Ramsau und durch die regelmäßige Monatswallfahrt jeden dritten Donnerstag im Monat nach Ramsau. Die Taufe des Seligen (22. September) wird in der Taufkirche (Dekanatspfarrkirche) und auf der Granatkapelle zum Seligen Engelbert auf dem Penken jährlich gefeiert. Seit dem 15. August 1986 ist der Selige Engelbert Kolland auch zweiter Patron für unsere Pfarrgemeinde.
Im Jahre 2009 wurde das Haus („Suppi-Gut“), in dem die Eltern Engelberts wohnten, im Zuge der Vorbereitung auf die Feier des 150. Todestags, von Luxner Martin und Dekan Steinwender für die Pfarre Zell erworben, um es vor dem drohenden Abbruch zu bewahren.
In der ersten Juli-Woche wurde das Gebäude in der Steiermark von Arbeitern der Firma Binder und Markus Emberger in seine Einzelteile zerlegt und diese mit Nummerierungen für einen geordneten Wiederaufbau versehen. Am 10. Juli, genau am Gedenktag der Seligen, wurden die Bauteile nach Zell transportiert und hier vorerst gelagert. In der unmittelbar nächsten Zeit soll nach Situierung der Bodenplatte im Widumgarten die „Engelbert-Kolland-Gedenkstätte“ entstehen.
Dabei soll in dem Haus auch ein Gebetsraum eingerichtet werden. Denn: Beim Aufenthalt in diesem Haus hat sich der spätere Selige zu einem Widereintritt durchgerungen, was eine entscheidende Wende für sein Leben und seine spätere Berufung bedeutete.
Unten im Bild: der LKW mit den Holzteile, in der Mitte vlnr: Dekan Steinwender, Markus Emberger, Franz Eberharter, der LKW-Fahrer, Fabian Oberlechner, Andreas Krucker und Bgm. Robert Pramstrahler
Am Abend der Ankunft luden Pfarrgemeinderat und Engelbert-Kolland-Gemeinschaft alle Beteiligten zu einem spontanen Grillfest im Widumgarten ein, bei dem Dekan Steinwender den Arbeitern für ihren bisherigen Einsatz dankte.