Priester aus Aleppo bei Engelbertwallfahrt
Die Engelbertwallfahrt am 18. Mai zelebrierte der Franziskaner P. Firas aus Aleppo, welcher unsere Pfarre bereits vor knapp zwei Jahren aus Anlass der Engelbertprozession besucht hatte. Das Bild des jungen Franziskaners, der in vollkommener Sammlung die letzten Minuten vor Beginn der Heiligen Messe neben dem Bildnis und den Reliquien seines Ordensbruders Engelbert verweilte und ihm gewiss seine Gemeinde im bürgerkriegsverwüsteten Aleppo anvertraute, war sehr bewegend. Die Wallfahrermesse zelebrierte er in lateinischer Sprache, was den mitfeiernden Engelbertverehrern einen tiefen Eindruck von Weltkirche vermittelte. Im Rahmen der Predigt wandte er sich mit einigen Worten, die Dekan Steinwender aus dem Englischen übersetzte, an die Gläubigen. Er berichtete die erschütternden Fakten des fünf Jahre andauernden Krieges: ca. 500 000 Tote und rund 6 Millionen Menschen auf der Flucht. Seit dem 22. Dezember gebe es zwar keine Bombardements mehr in Aleppo, das Umland sei jedoch weiterhin stark umkämpft. Pater Firas betonte die Freude und Dankbarkeit, wieder in unserer Pfarre sein zu dürfen, wo sein Ordensbruder Engelbert herkommt und bedankte sich mehrfach für das Gebet. Es sei ein großer Trost für die syrischen Christen, zu wissen, dass sie von ihren Glaubensbrüdern nicht vergessen sind. Ziel der Franziskaner in Aleppo ist es, bei den Menschen auszuharren, so wie auch der seligen Engelbert während der damalige Christenverfolgung bei seiner Gemeinde beblieben ist. Es geht darum, den
Menschen vor Ort, vor allem den christlichen Minderheiten zu helfen, damit sie bleiben können. Derzeit befindet sich ein Projekt in Planung, das Kindern, vor allem solchen, die durch den Krieg traumatisiert wurden, die Möglichkeit bietet, zu lernen, zu spielen und die notwendige Hilfe und Betreuung zu erfahren. Im vom IS dominierten östlichen Stadtteil hatten die Kinder in den vergangenen Jahren keinen Schulunterricht mehr. Die Franziskaner helfen und betreuen Kinder aller Religionen.
Besonders bedankte sich P. Firas auch für die materielle Hilfe aus unserer Pfarre. Bei der Kollekte wurden 1430 Euro gesammelt, die durch P. Firas direkt dorthin kommen, wo sie am meisten benötigt werden.
Im persönlichen Gespräch merkte der Franziskaner an, dass der Syrienkonflikt im Grunde genommen ein Machtkampf zwischen Amerika und Russland sei, der sich auf syrischem Boden abspiele. Präsident Assad habe immer den Schutz der Minderheiten garantiert.